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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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nicht schlecht«, sagte er. »Aber ich würde dich nicht darum bitten. Du weißt nicht, worauf du dich einläßt.«
    »Wie schlimm kann es werden?« fragte ich. »Ein Schwiegermüttertreffen? Die Bar-Mizwa deines Neffen? Eine Beerdigung?«
    »Du bist nah dran«, sagte Richard und starrte auf seine Füße. »Mir ist jetzt schon schlecht.«
    »Na, dann laß uns losziehen«, sagte ich und stand auf. »Es wird nicht leichter, je länger wir hier rumsitzen.«
    Wir marschierten zur Hintertür.
    »Grüß von mir«, rief Simon uns hinterher.
    »Von mir auch«, sagte sein Freund Tommy.
    »Klar«, sagte Richard.
    »Meinen oder deinen, Schatz?« fragte ich draußen.
    »Deinen«, sagte er. »Ich kann nicht.« Also quetschten wir uns in meinen wertvollen Nash Metropolitan und holperten vorsichtig über den Parkplatz davon.
    »Wohin, Richard?« fragte ich auf der Straße. Als er nicht antwortete, sah ich zu ihm hinüber. Er hatte den Kopf abgewandt, aber ich konnte sehen, daß er weinte.
    »Verdammt«, sagte ich, »was ist los?« Ich hielt am Straßenrand, ließ den Motor laufen.
    »Mein Freund«, schluchzte er. Dann zog er die Nase hoch. »Freund. Was für ein Wort. Erinnerst du dich an Phillip?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Dann rat mal, was Phillip hat.«
    »Hm«, sagte ich.
    »Und rat mal, was Phillip in ein oder zwei Wochen sein wird.«
    »Hm«, sagte ich wieder.
    »Und rat mal, was ich auch habe, und woran ich mit einer Fünfzig-zu-fünfzig-Chance in den nächsten paar Jahren krepieren werde. Nicht daß mir das was ausmachte.«
    »Hm«, sagte ich.
    Richard beruhigte sich etwas und dirigierte mich zu dem Hospiz in der Third Avenue, in dem Phillip im Sterben lag. Wir kamen leicht hin. In dem Gebäude waren Ärzte und Zahnärzte gewesen, erzählte Richard, und dann hatte die Schwulengemeinde es gemietet und in ein Sterbehospiz umgewandelt. Wir parkten hinter dem zweistöckigen Gebäude, Richard atmete ein paarmal tief durch, dann stiegen wir aus und gingen langsam um das Haus herum. Das einzige Zeugnis davon, was hier passierte, war ein Schild neben der Eingangstür: »Hospiz«. Daneben stand eine Adresse, an die man Spenden schicken konnte.
    Wir gingen hinein. Ein feister Typ hinter dem Empfangstresen sah auf und sagte: »Hallo, Richard.« Dann stand er auf, kam hinter dem Tisch hervor und gab uns beiden die Hand. Der Raum war sauber und einfach eingerichtet; der Empfangstresen, dahinter ein Stuhl, außerdem noch ein paar Stühle und ein niedriger Tisch für Besucher. Auf dem Tisch standen ein paar Blumen, daneben lagen ein oder zwei Stapel mit Faltblättern. Richard winkte mir zu und verschwand durch eine der Türen an der anderen Seite des Raumes. Ich setzte mich und wartete.
    Der Mann an der Rezeption zündete sich eine Zigarette an und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Ich nahm mir eines der Faltblätter. In dem standen eine Menge Sachen, die ich gar nicht so genau wissen wollte. Dort stand, daß das Hospiz derzeit zwölf Zimmer hatte, in denen jeweils ein Mann lag und starb. Im Durchschnitt blieben sie 45 Tage. Dort stand, daß in San Francisco mittlerweile 1600 Menschen gestorben waren, mehr als doppelt so viele waren krank. Dort stand, daß Aids mittlerweile die dritthäufigste Todesursache im Großraum San Francisco sei, nach Herzinfarkten und Krebs. Dort stand, daß es bis 1991 wahrscheinlich über eine Viertelmillion Aidskranke in Amerika gäbe, und 170 000 Tote. Dort stand, wie diese Seuche den Körper aushöhlt und den Kranken vorzeitig altern läßt. Dort stand auch, daß der Empfangsherr, wie alle anderen Mitarbeiter des Hospizes, ehrenamtlich arbeitete. Ich nahm das »feist« sofort zurück.
    Von irgendwoher war Kaufhausmusik zu hören; das machte die Stimmung auch nicht besser. Ich legte das Faltblatt zurück, holte meine Brieftasche heraus, steckte ein paar Scheine in die Spendendose auf dem Tisch und starrte eine ganze Weile lang die weiße Wand an.
    Nach einer Stunde kam Richard zurück. Es war nicht viel passiert; der Empfangsherr hatte ein paar Anrufe von Leuten bekommen, die Informationen über das Hospiz haben wollten, und einen von einem Blödmann, der durchs Telefon kreischte. Jemand vom Drugstore gegenüber war gekommen und hatte etwas abgeliefert, das wie eine Pralinenschachtel aussah. Ich hatte aufgehört, die Wand anzustarren, und statt dessen aus dem Fenster gesehen.
    Richard ging langsam, sein Gesicht war aschgrau. Er verabschiedete sich von dem Mann an der Rezeption — »Bis bald, Chuck« — ,

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