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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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immer.
    Endlich hauten die Kerle ab. Ich winkte ihnen vom Hinterausgang zu und rief: »Daß ihr mir aber auch bald wiederkommt, Freunde!« Ich fragte mich, wie weit sie kämen, bis der Sand, den Richard ihnen in den Tank gekippt hatte, seinen Zweck erfüllte. Hoffentlich weit genug, dachte ich. Die Mojave-Wüste wäre prima.
    »Das wäre das«, sagte ich ziemlich stolz. »Passiert so was öfter?«
    »Heute zum ersten Mal«, sagte Richard. »Arme Schweine. Stell dir mal vor, so dämlich zu sein, daß deine Vorstellung von Vergnügen darin besteht, Schwule anzumachen. Gott sei Dank passiert es immer seltener; nicht wie früher in Venice Beach.«
    »Wie kommt das? Habt ihr die Cops auf eure Seite gekriegt, oder seid ihr einfach zahlenmäßig überlegen?«
    »Die Cops sind besser geworden«, sagte Matt. »Zumal wir hier schließlich auch ihre Gehälter zahlen. Aber es lohnt sich trotzdem kaum, sie zu rufen, weil diese Ärsche schon weg sind, bis die Bullen sich herbequemt haben. Und selbst wenn sie noch hier wären: Was habe ich davon, irgend so einen Deppen, der in einem staubigen Blockhaus mitten in der Wüste haust, auf ein paar hundert Dollar für zerbrochene Spiegel zu verklagen, die sowieso die Versicherung zahlt?«
    »Nicht viel«, sagte ich und trank mein Bier aus. Matt zauberte ungefragt ein neues hervor und schenkte mir langsam und sorgfältig ein.
    »Und was tut ihr dann? Laßt ihr sie machen und kehrt die Scherben auf?«
    Richard lachte lang und laut.
    »Normalerweise prügeln wir ihnen die Scheiße aus dem Leib und werfen die Überreste für die Kojoten in den Hinterhof«, sagte er. »Unser guter Matt ist nämlich Karatelehrer.«
    Matt stieß ein karatemäßiges Grunzen aus.
    »Simon dort drüben trägt diese gräßliche Macho-Motorradkette auch nicht nur, damit sein Rock nicht rutscht. Und sein Freund Thomas hätte drei von diesen Jungs zu Brei gekloppt, ohne seine Nase danach ändern zu müssen. The times, they are a-changing, mein Lieber, aber du bist ganz der alte.«
    »Wer hat noch gesagt: Je größer sie sind, desto tiefer fallen sie?« fragte ich mich laut. Matt dachte an Rocky Marciano. Richard schlug Napoleon vor. Ich tippte auf David in der Bibel.
    Schließlich setzte ich mich an den Tisch neben Simon und Tommy und grübelte ein bißchen. Das ist so eine Angewohnheit von mir — dann und wann finde ich eine Bar, die mir gefällt und in der ich mich in irgendeine dämmerige Ecke hocke, irgend etwas schlürfe und über irgend etwas grüble. Diesmal grübelte ich über William J. Summers, Alter achtunddreißig, Größe einsachtzig, Gewicht rund achtzig Kilo, Haare blond durchwirkt samt Stirnlocke, Besitzer eines nagelneuen blauen Seville. Claude ist nicht der einzige, dessen Gedächtnis gute Dienste im wilden Großstadtdschungel leistet.
    Ich muß zugeben, daß ich ab und zu auch über andere Dinge grübelte, zum Beispiel darüber, wie klug oder unklug ein viertes Bier wäre, und über eine ganz bestimmte Blondine, die ich sogar vermißte, wenn ich nüchtern war. Normalerweise interessierten Mädchen mich nur in dem Zustand zwischen volltrunken und ohnmächtig.
    Im Falle William J. Summers jedenfalls entschied ich mich für die mexikanische Eröffnung, eine Taktik, bei der es beiden Seiten besser bekommt, die ganze Sache sein zu lassen und in Deckung zu gehen. Beweise aufzutreiben, die man in einem Gerichtsverfahren gegen ihn verwenden konnte — Fotos, schriftliche Anweisungen und solches Zeug —, würde eine Menge meiner Zeit und Mrs. Summers’ Arbeitslosenunterstützung verschwenden. Und ich könnte das nicht alleine schaffen, also müßten auch noch andere Leute bezahlt werden. Einer alleine ist kein großer Schatten. Na ja, er ist es, und er ist es nicht, wenn Sie wissen, was ich meine.
    Richard setzte sich an meinen Tisch. Er hatte jetzt Zivilkleider an, wenn das der richtige Ausdruck ist — blaue Damenhosen, einen blaßblauen Cashmere-Sweater, blaue Socken und blitzblanke Mokassins. Er ließ sich neben mich auf die Sitzbank plumpsen und rief Matt zu, er solle ihm einen doppelten Chivas bringen. Als der Whisky kam, kippte Richard ihn in einem Zug herunter, starrte einen Moment lang in das leere Glas und ließ Matt die Prozedur wiederholen.
    »Was ist los?« fragte ich. »Das liegt doch nicht an den Saftsäcken von vorhin.«
    »Machst du Witze?« fragte er. »Ich muß einen Besuch machen, den ich nicht machen will. Nicht machen will. Um keinen Preis.«
    »Soll ich Händchen halten?«
    »Wäre

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