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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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das Geld, riet ihr, ihren Mann einfach zu ignorieren, wenn er sich melden sollte, bat sie, vorsichtshalber ein paar Tage lang — wenn möglich — sauber zu bleiben, und beruhigte sie damit, daß alles bestens liefe. Dann rief ich im Büro ihres Mannes an, damit alles noch ein bißchen besser liefe.
    »William Summers’ Büro, Sie sprechen mit Barbra Lorrimer«, sagte eine kurzangebundene Frauenstimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hätte gern mal den Boss gesprochen, wenn sich’s einrichten läßt.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie leidvoll. »Wenn es lebenswichtig ist, könnte ich versuchen, ihn im Beverly Hilton zu erreichen; dort hat er den ganzen Nachmittag über eine Tagung mit ein paar Öltypen.«
    Das klang wahrscheinlich.
    »Ach, Barbra, Schätzchen, das ist zu dumm. Ich bin Big Jim, n alter Kumpel von Bill — oder Slick Willy, wie wir ihn damals nannten — aus seiner wilden Zeit.«
    »Ach wirklich«, sagte sie frostig.
    »Gott, ist das lange her«, sagte ich, »wie geht es ihm? Macht er endlich das große Geld? Hat n netten Laden, ich bin neulich vorbeigefahren. Ist er immer noch verheiratet mit dieser kleinen Süßen, wie hieß sie doch gleich, Sally, Sylvia?«
    »Ich glaube, Sie meinen Sylvia«, sagte Barbra. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe einen Anruf auf der anderen Leitung.«
    »Hey, einen Moment noch, Schätzchen«, sagte ich und schlürfte laut meine Buttermilch. »Legen Sie nicht auf. Wann kann man ihn am besten erwischen? Kommt er früh? Wo ißt er zu Mittag? Wie lange arbeitet er? Wo wir gerade darüber sprechen, wie lange arbeiten Sie, Babs? Hätten Sie was gegen ein paar Bourbons und ein Essen mit einem alten Haudegen wie Big Jim?«
    »Es tut mir furchtbar leid«, sagte Barbra und klang dabei alles andere als leidend, »aber ich muß den anderen Anruf entgegennehmen. Ich werde Mr. Summers ausrichten, daß Sie sich nach ihm erkundigt haben. Ihr Name war Big Jim, nicht wahr?«
    »Genau, Schätzchen«, sagte ich. »Big Jim Jackson von den Florida Jacksons; nach dem Onkel meines Urgroßvaters wurde das Städtchen Jacksonville benannt.«
    »Wie interessant«, sagte Barbra. »Auf Wiederhören.« Sie legte auf. Ich legte auch auf, dann wählte ich Williams Privatnummer. Als der Anrufbeantworter piepste, ließ ich eine Minute lang Ruhe herrschen, dann legte ich auf. Ich wollte das ein paarmal täglich machen, wenn ich gerade daran dachte. Ich hatte auch noch einige weitere nervige Tricks im Ärmel. William J. Summers: Die Jagdsaison ist eröffnet.
    Der letzte Anruf galt meiner Arbeitgeberin für heute abend, Mrs. Rose Lewellen, deren Mann Lew ich heute wieder babysitten würde. Lew war ein echter, ehrlicher Filmproduzent. Ich weiß nicht, ob er ein guter Produzent ist, zumal ich gar keine Ahnung habe, woran man das erkennen könnte. Aber wenn er trinkt, ist er ein echter Trottel, weil er dann glaubt, alle Männer seien Brüder. Er hatte ein Abonnement auf den Rinnstein.
    Ich hatte ihn im wahrsten Sinne des Wortes in der Gosse gefunden; er war gerade aus einer kleinen Kneipe namens »Shamrock« am Little Santa Monica Boulevard geworfen worden, als ich vorbeikam. Genaugenommen kam ich nicht vorbei, sondern war gerade bei der Arbeit. Ich hatte in meinem Auto gesessen und die dunklen Fenster einer Wohnung im zweiten Stock beobachtet, eine Ewigkeit lang. Inzwischen war es ein Uhr dreißig geworden, und das Licht war seit zwei Stunden aus. Also dachte ich mir, der auf Kaution entlassene Angeklagte, den ich überwachte, würde wahrscheinlich heute nacht nirgendwo mehr hingehen, und wenn doch, konnte ich die Eingangstür auch von der kleinen Kneipe namens »Shamrock« aus im Auge behalten. Einen Hinterausgang gab es nicht, das hatte ich überprüft. Der Lieferanteneingang war mit einem Vorhängeschloß gesichert und die Feuerleiter schon vor langer Zeit bis zur Unbrauchbarkeit verrostet.
    Ich konnte also locker im »Shamrock« noch ein paar Kurze nehmen und mich auf eine lange, trockene Nacht einstimmen, bevor der Laden zumachte. Genau das hatte ich vor, als Lew Lewellen auf den Bürgersteig flog, sich zweimal überkugelte und, wie gesagt, in der Gosse landete. Dank des unglaublichen Glücks der unglaublich Betrunkenen war er unverletzt und amüsierte sich sogar ein wenig über diese Behandlung.
    »Wo willst du anheuern, Seemann?« rief er und kroch auf mich zu.
    »Da drinnen«, sagte ich und deutete mit dem Daumen auf die Tür des »Shamrock«.
    »Frag mal, ob die auch auf dem

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