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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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arbeite. Darum kümmere ich mich nicht; alles, was mich interessiert, ist die Qualität.«
    »Wann hast du zum letzten Mal für den Porno-King vom Davenport 4420 gearbeitet?«
    »Am Tag vor dem Einbruch«, sagte er. »Das war ein Freitag. Willst du was essen? Ich sterbe vor Hunger.«
    Wir gingen hinaus in die Sonne, er schloß ab, dann spazierten wir in Richtung Küche. Wade holte einen anderen Schlüssel hervor und öffnete. Sein Bruder Willy saß am Küchentisch, las einen Brief und schien sich über irgend etwas sehr zu freuen.
    Wir begrüßten einander, dann holte Wade einen Liter Milch und ein paar Vollkornkekse heraus, die wir uns teilten, Rags eingeschlossen, der kam und guckte, was es so gab. Ich nahm an, Cissy und Suze waren unterwegs, sonst wären sie bestimmt auch zu uns gestoßen.
    Willy wollte wissen, wie es mir ginge. Ich sagte: okay und fragte, wie es ihm ginge.
    »Großartig«, sagte er, »abgesehen von Shusha.« Er schüttelte nachdenklich seinen runden, vollbärtigen Kopf. Willy war eine liebe, freundliche Seele, ein Flower-Power-Mann, wenn die nicht schon ausgestorben sind, ein pot-head wie Wade, aber zugleich Erfinder absonderlicher Dinge, deren Lizenzen eine ganze Menge Geld einbrachten. Er hatte eine selbstladende Nichtbewegungsmaschine erfunden, einen Detektor für schlechte Schwingungen und eine Schlafpille, die einen am nächsten Morgen auch wieder weckte.
    Nicht alle seine Ideen waren verkäuflich. Einmal rief er mich nachts um eins an, um mir eine seiner Eingebungen zu verkünden. Eine TV-Werbung für Hundefutter, in der zwei alte Tölen nach dem Essen herumsaßen, in den Zähnen polkten und rülpsten. Dann fragt der eine Hund: »Das war lecker. Was war das für ein Hundefutter?« Der andere sagt: »Hundert Prozent Katze. Und nicht nur das. Es heißt auch noch >Wau<, also können wir in den Supermarkt gehen und es uns selber kaufen.«
    Willy ging es großartig, abgesehen von Shusha, weil er gerade wieder eine seiner eigenartigen Erfindungen an eine große Firma verkauft hatte. Es war ein Spiel, das sich »Turm von Benares« oder so nannte und zu dem 64 Scheiben und drei aufrecht stehende Stäbe gehörten. Man mußte die Scheiben gemäß irgendwelcher Regeln, die ich vergessen habe, von einem Stab zum nächsten bewegen, und wenn man einen Zug pro Sekunde machte, würde man nur 48 000 000 000 Jahre brauchen, um ans Ziel zu kommen. Leider mußte man wieder von vorne anfangen, wenn einem ein Fehler unterlief.
    Ich glaubte ihm kein Wort, aber er zeigte mir den Brief, und da stand es schwarz auf weiß, mit Prozenten und allem. Manchmal wünsche ich mir, von Klugheit statt Kraft zu leben, aber dazu war ich eben noch nicht bereit.
    Ich teilte mir den letzten Keks mit Wade, dann begleitete er mich zum Wagen. Ich fragte, wie der Porno-King sich zum ersten Mal bei ihm gemeldet hatte.
    »Eines Tages bekam ich einen Brief, in dem sich jemand nach meinen Preisen erkundigte.«
    »Du hast nie mit ihm telefoniert?«
    »Nein. Verrückt, was?«
    »Viel verrückter finde ich, daß Pornos heutzutage gar nicht mehr illegal sind, zumindest nicht solche, wie du sie beschreibst, was also soll die ganze Aufregung?«
    »Irgend etwas muß damit sein«, sagte Wade und warf die Autotür hinter mir ins Schloß. »Jedenfalls danke, daß du gekommen bist. Ich fühle mich besser so.«
    Tatsächlich, irgend etwas mußte damit sein, dachte ich, während ich losfuhr. Vielleicht würde mein alter Traum vom großen Fall, in dem ein Starlet in einen Nacktfotoskandal verwickelt wäre, doch noch Wirklichkeit?
    Weiterlesen, Amigos!

6

    Ich hielt am Straßenrand, kramte meine uralte Rand-McNally-Straßenkarte aus dem Handschuhfach und guckte nach, wo die Davenport eigentlich war. Dann nahm ich den Golden State Freeway nach Downtown, erwischte mit viel Glück die richtige Ausfahrt, entdeckte die verdammte Straße und fand zu allem Überfluß sogar einen Parkplatz. Nachdem ich die Parkuhr gefüttert hatte, spazierte ich zu Nummer 4420. Ich dachte mir, so wie ich Pornohändler kannte, wäre auch dieser vermutlich schmierig wie eingedickte Melasse im November und mißtrauisch wie ein Alt-Nazi in Argentinien, also würde er davon ausgehen, daß ein Typ wie Wade Kopien von Sachen machen würde, die ihn nichts angingen. Auf alle Fälle war die Vermutung gut genug, um überprüft zu werden. Außerdem hatte ich sowieso keine andere Idee.
    Wade hatte es ja schon gesagt: Nummer 4420 war ein Bürogebäude. Ich hatte einen großen Umschlag in

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