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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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Regal voll Kameras und Objektive, auf einem weiteren lagerte er Filme.
    Es sah gar nicht so schlimm aus, und das sagte ich auch.
    »Das stimmt, es war nicht allzu schlimm«, sagte er. »Außerdem haben Suze und ich aufgeräumt, bevor du kamst. Meine neue Polaroid ist kaputtgegangen, eine von denen, die zwei Bilder auf einmal macht, Paßfotogröße. Die Dinger sind teuer. Auch ein paar andere Kameras sind hinüber. Wir glauben, daß er sich über irgend etwas geärgert hat und sie einfach alle vom Bord auf den Boden gefegt hat.«
    »Also, Wade«, fragte ich, »was fehlt? Sag schon. Der ist hier nicht eingebrochen, um seine Urlaubsbilder mit seinen Kindern an der See zu entwickeln.«
    Wade grinste und strich sich über den spärlichen Spitzbart. »Das ist gut«, sagte er, »das gefällt mir. Was fehlt? Nichts. Absolut nichts. Nada, Mann.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Warum sollte jemand hier einbrechen und nichts stehlen, obwohl hier ne Menge Sachen herumstehen, die richtig was wert sind? Es sei denn, er hat etwas gesucht, aber nicht gefunden.«
    »Das glauben Suze und ich auch«, sagte Wade. »Eine der Schubladen dort drüben, in denen ich meine eigenen Sachen aufbewahre, ist auf den Boden ausgekippt worden.« Ich betrachtete die fraglichen Schubladen. Sie waren alphabetisch beschriftet: ABC, DEF, GHI und so weiter.
    »Welche davon?«
    »Die zweite«, sagte er. »D, E, F. Aber, Mann, da sind meine eigenen Fotos drin, die sind Jahre alt.« Er sah mich unschuldig an.
    »Wade«, sagte ich, »ich werde gleich wirklich ärgerlich. Hast du jemals erlebt, wie ich ärgerlich werde? Es ist nicht besonders lustig.«
    Er seufzte: »Aber sag es Suze nicht, okay? Oder Willy und Cissy?«
    Ich versprach, es nicht zu sagen, wenn es nicht sein mußte, und hoffte, daß ihm das genug wäre.
    »Ich habe manchmal Pornos gemacht«, gab er schließlich zu und spielte dabei mit irgend etwas auf der Werkbank herum. »Für diesen Typen.«
    »Was für einen Typen?«
    »Einen Typen, den ich nicht kenne.«
    »Wie bezahlt er dich?«
    »Er schickt mir einen Barscheck, nachdem ich die Bilder geliefert habe.«
    »Wohin geliefert?«
    »Downtown«, sagte er. »Davenport 4420.«
    »Und was ist Davenport 4420, Wade?« fragte ich. »Ein Haus, ein Laden, ein Zeitungsstand? Meine Güte, das ist wie Zähneziehen.«
    »Ein Bürohaus«, sagte er. Er nahm eine kleine Kamera zur Hand und machte ein Foto von mir — bloß sprang aus der Kamera eine Plastikschlange in meine Richtung.
    »Süß«, sagte ich. »Ganz süß.« Ich hob die Schlange auf und warf sie zurück. »Und wem gibst du die Fotos in Davenport 4420?«
    »Niemandem«, sagte er. »Ich hinterlege sie am Empfang in einem Umschlag, auf dem steht: Wird abgeholt.«
    »Was für Pornos?« fragte ich.
    »Du weißt schon. Pornos eben«, sagte er. »Typen, die kommen. Long Dong Silver. Punzenlecker. Porno.«
    »Kinder?«
    »Keine Kinder.«
    »Tiere?«
    »Keine Tiere.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort. Einfach Pornos, Mann. 20x25. Hochglanz. Sehen aus wie Standfotos aus Filmen.«
    Ich dachte darüber nach, dann sagte ich: »Wade, ich muß dich etwas fragen. Machst du jemals Kopien von Filmen, die du entwickelst, warum auch immer, und bewahrst sie irgendwo auf, falls die Originale in der Post verlorengehen oder so?«
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Warum sollte ich? Das macht niemand. Abzüge kosten Geld, Mann. Man macht die Abzüge, die man machen muß, und die kriegt der Kunde zusammen mit seinen Negativen. Fertig, aus.«
    »Wade, alter Junge«, sagte ich, »ich möchte ja nicht deine Gefühle verletzen, aber: Gilt das auch für die Pornos? Ich meine, du hast nicht angefangen, dir eine Privatsammlung anzulegen oder ein paar Dollars nebenbei zu verdienen?«
    »Du machst Witze: mit Suze im Haus? Erstens würde sie mich umbringen, zweitens brauche ich nicht so dringend Geld, und drittens kannst du solches Zeug an jeder Straßenecke für ein paar Mäuse kaufen; außerdem wüßte ich sowieso nicht, wem ich die Sachen anbieten sollte.«
    »Hmm«, machte ich. »Versuchen wir es mal andersherum. Du wirst zugeben, daß es ein paar skrupellose Typen gibt, die — im Gegensatz zu dir — sehr wohl Kopien von allem machen würden, womit sich Kohle machen läßt, oder?«
    »Davon kann man wohl ausgehen«, sagte er. »Und man könnte auch vermuten, daß irgendein Paranoider glaubt, hier würde auch so eine Sache laufen. Aber Vic, weißt du: Die meiste Zeit über weiß ich gar nicht, woran ich

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