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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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die (falsche) Brille. Jedenfalls fragte sie: »Ja?«
    Ich gab ihr eine Visitenkarte, auf der »Mr. R. T. Parson, Kreditkontrolle, San Diego Savings & Loan Ass.« stand. Ich sagte, es tue mir leid, sie zu stören, aber ich müsse die Kreditwürdigkeit eines ihrer Nachbarn überprüfen, und ich wäre sehr dankbar, wenn sie mir ein oder zwei Fragen beantworten könne, gern auch durch den Türspalt.
    »Ach?« sagte sie, deutlich interessiert. »Um wen geht es?«
    Ich sagte ihr, um wen es ging, holte einen Stift und ein Clipboard mit leeren Zetteln hervor und stellte ihr ein paar Fragen, die mir gerade einfielen. Das Ganze wiederholte ich bei sieben weiteren Anliegern, von denen drei sowohl zu Hause als auch bereit waren, mir zu antworten. Zwei schienen William J. gut zu kennen, und ich hoffte, daß mindestens einer freundlich oder gehässig genug war, Mr. Summers brühwarm zu erzählen, daß jemand von seiner Bank eine Menge merkwürdiger Fragen gestellt hatte. Besonders merkwürdig daran war, daß die San Diego Savings gar nicht seine Bank war.
    Als ich wieder in meinem Büro saß, war es fast schon Mittag. Spät genug, meinen alten Freund Benny anzurufen, was ich auch tat, nachdem ich vorher wieder einmal nichts auf Mr. Summers’ Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Benny war schon auf, aber, sagte er, nur knapp. Er saß noch bei seinem ersten Kaffee, also sollte ich mich kurz fassen.
    »Du arbeitest für die Steuerbehörde«, sagte ich. Ich wühlte in einem Stapel Karten, die ich aus einer Schreibtischschublade geholt hatte.
    »Erklärt das meine Probleme mit den Mädchen?« fragte Benny.
    »Nein«, sagte ich. »Hast du einen Stift? Dein Name ist Arthur Eck«, las ich vor. »Du bist eine wahre Person, zumindest warst du das noch vor ein paar Monaten, als wir uns getroffen haben. Leiter der Beschwerdeabteilung. Deine Telefonnummer ist 650-06 40, dein Büro ist im Bairns Building am Santa Monica Boulevard 1100. Deine Papiere haben die Nummer 222/b/2, du hast eine hohe Stimme und einen leichten Südstaatenakzent. Okay?«
    »Hab vastandn, Schaaz«, sagte er.
    »Du rufst einen William J. Summers an, Nummer 444-66 00, und bittest freundlich um einen Termin in, sagen wir mal, vierzehn Tagen von heute an. Du kannst am Telefon keine weiteren Details erörtern. Okay?«
    »Was ist, wenn der Typ den echten Arthur Eck anruft?«
    »Ich hoffe, dasselbe, was mir passiert ist, als ich es versucht habe«, sagte ich. »Er hat eine hirnlose Sekretärin dran, die sagt, es täte ihr leid, aber sie könne leider nur Termine bestätigen und verschieben.«
    »Alles klar, Magnolia«, sagte Benny. »Ist so gut wie erledigt.«
    Er legte auf. Ich auch. Solche Freunde mag ich gerne: zügiger Gehorsam ohne Fragen danach, wieviel Geld es dafür gibt. Oder nicht gibt.
    Also. Wenn du’s auf die harte Tour willst, kriegst du’s auf die harte Tour, wie Sylvia zu sagen pflegte. Ich überlegte, was ich als nächstes tun sollte, während an meinem Fenster wie immer eine lange Schlange Teenager vorbeizog, die zum Taco-Burger zwei Türen weiter wollten. Das brachte mich auf eine exzellente Idee für Mr. Summers; nicht unbedingt die harte Tour, eher die fiese schleimige.
    In dem kleinen Bad hinter meinem Büro steht ein Bowman & Larens Safe, der beinahe das gesamte Badezimmer ausfüllt. Ich hatte ihn eines Morgens auf der Straße hinter dem Haus gefunden; er lag auf der Seite. Ich hatte mir eine Karre von einem Nachbarn geliehen, dem Vietnamesen, der einen Videoverleih hat und einen Haufen Unterhaltungselektronik anbietet. Unter tätiger Mithilfe aller Anwesenden gelang es uns, den Safe durch die Hintertür zu quetschen, aber dann gab die Karre ihren Geist auf, also wuchteten wir das Ding ins Bad, und da blieb es. Wenn ich nicht da bin, bewahre ich darin nahezu alles auf, was ich habe: einen Apple n, meine elektrische Schreibmaschine, das Telefon, eine .38 Police Positive samt Patronen, meine Aktenordner, etwas schnöden Mammon und neben allerhand anderem Zeug auch eine stetig wachsende Sammlung amtlicher Formulare, Anhörungen, Grundbucheintragungen, Testamente, Vorladungen, was auch immer. Manche davon hatte ich auf dem Revier meines Bruders stibitzt, manche waren an mich alten Gesetzesbrecher adressiert, andere hatte ich von Freunden, die sie nicht mehr brauchten. Wenn sie blanko waren, prima; wenn nicht, weißte ich die Eintragungen mit Tipp-Ex, machte Kopien und Simsalabim konnten sie wieder eingesetzt werden.
    Ich fand, was ich suchte: eine Vorladung

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