Rosen lieben Sonne
Informationen verstößt die Beschäftigung ihrer Beschäftigten, Ms. B. Lorrimer, gegen das Bundesgesetz 1448/B, Absatz 3, das sich auf die Sozialabgaben durch den Arbeitgeber sowie die entsprechenden Strafandrohungen bezieht. — Bitte sprechen Sie am Montag zwischen 14.00 und 16.00 Uhr bei uns vor. Bitte bringen Sie die entsprechenden Unterlagen von Jan. 1981 bis heute bei.
Mit freundlichen Grüßen,
Ralph J. Jensen,
District Supervisor’s Office, California Division
Arbeitsamt.
Nicht gerade mein bester Auftritt, aber es war ja auch noch früh am Tag, und für William J. Summers würde es wohl reichen.
Mein Telefon meldete sich schon wieder.
Vielleicht lag das an meinem neuen Aftershave, das Evonne mir gekauft hatte, weil ihr der Name so gut gefiel: »Eau Savage Extreme« von einem gewissen C. Dior. Vielleicht waren es auch meine Sterne, mein Biorhythmus, mein sich wie ein Lauffeuer verbreitender guter Ruf, mein Prosperieren. Oder jemand hatte sich verwählt. Oder wollte mir Karten für den Polizeiball verkaufen, wenn’s so was noch gibt.
Aber nein: der Anrufer war Bill Jessop, der mich engagieren wollte. Er hatte einen kleinen Verpackungsbetrieb direkt neben Arnies New ’n’ Used Cars, und Arnies propre Frau Mabel hatte mich ihm empfohlen.
Bill Jessops Problem bestand darin, daß er die Versicherung wechseln wollte, und vielleicht hatte die neue Gesellschaft andere Sicherheitsstandards als die alte, aber er hatte weder Zeit noch Lust, sich darum zu kümmern, ob ich das nicht tun könne?
Aber sicher, sagte ich. Ich würde heute nachmittag vorbeischauen, oder, wenn ich das nicht schaffte, spätestens Freitag morgen, und dann könnte ich mir alles anschauen und ihm, sollten Veränderungen notwendig sein, auch einen Kostenvoranschlag unterbreiten.
»Alles klar«, sagte Mr. Jessop. »Lassen Sie sich Zeit. Immer mit der Ruhe. Bloß, wenn ich mich nicht bald darum kümmere, spricht meine Frau wahrscheinlich nie wieder mit mir.« Er verabschiedete sich und legte auf.
Ich fragte mich, was seine Frau damit zu tun hatte, und kam zu dem Schluß, daß ich es sicher bald erfahren würde. Vielleicht war sie eine von den Frauen, die mit allem etwas zu tun hatten. Jedenfalls mußte ich jetzt los, also packte ich meine Sachen weg, schloß ab und fuhr über den Golden State Freeway wieder mal nach Downtown, Davenport 4420.
Ich stellte den Wagen ab, Benjamin saß schon auf einer Bank und wartete auf mich. Er trug Sachen, die an diesem immer heißer werdenden Julitag jeder junge, aufstrebende kalifornische Geschäftsmann tragen könnte — gelbe Hosen, gelbes Hemd mit offenem Kragen, goldenes Medaillon an einer goldenen Halskette, ein leichter Madras-Blazer, schwarze Troddelschuhe, gelbe Socken. Sonnenbrille. Aktentasche. Alles klar, Mann.
Wir umarmten uns herzlich, schließlich hatten wir uns lange nicht gesehen. Manche Freundschaften leiden darunter, wenn man sich nicht regelmäßig trifft, andere scheint das gar nicht zu berühren, warum auch immer. Wenn es (außer Blondinen) etwas Rätselhafteres als Freundschaften gibt, weiß nur Gott allein, was es ist. Witzigerweise waren Benny und ich vollkommen verschieden. Ich war meistens ehrlich; er war ein Gauner seit seiner Geburt. Ich trug 48-XL, er 36-M. Ich hatte eine dieser eingeschlagenen, zerknautschten Boxervisagen, die höchstens Schönheitschirurgen faszinieren; Bennys rotwangiges, glattes Bubigesicht könnte jedes College-Jahrbuch in der Rubrik »Wahrscheinlich erfolgreich« zieren. Er war seit seinem fünften Lebensjahr an kriminellen oder zumindest nicht ganz legalen Aktionen beteiligt und war noch nie im Knast gewesen; ich, der ehrliche Vic, hingegen, hatte Gefängnismauern von innen gesehen, und zwar nicht nur an Besuchstagen.
Ich gab ihm die letzten Anweisungen; dann sagte ich, wenn ein mieser kleiner Schnüffler — es handele sich dabei um einen Stanley Evans, ein Schwein, das mir nicht nur Hausverbot erteilt, sondern mich auch um zwanzig Dollar geprellt hatte — fragte, zu wem Benny wollte, dann solle er sagen: airgeol, fünfter Stock, Büro 515, klar?
Klar.
Wir spazierten zu Nummer 4420, und er marschierte mit dem dynamischen Schritt eines aufsteigenden Jungmanagers hinein.
Ich gab ihm eine Minute, um die Fahrstühle zu erreichen, von denen es insgesamt drei gab, wie ich aus dem »Bericht« der dummen Nudel wußte. Noch eine Minute, um in den dritten zu fahren, die Tür aufzureißen und Stanley über das Not-Telefon anzurufen, von dem ebenfalls
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