Rosen lieben Sonne
Rechnungen weg, außer die für M. Forbes, M. Esher und L. S. Fritz. Dann schnappte ich mir das Telefon. Aus lauter Dummheit fing ich mit M. Esher an. Ich kriegte eine Frau dran, die mir mit einer netten Stimme mitteilte, sie sei Mrs. Esher.
»Mrs. Esher, ich bin einer der Eigentümer von Wade’s Fotopalast, wir durften in der Vergangenheit einige Male für Sie arbeiten. Leider ist kürzlich bei uns eingebrochen worden, und einige der Aufträge und Negative sind dabei zu Schaden gekommen.«
»Das tut mir leid«, sagte Mrs. Esher.
»Danke«, entgegnete ich. »Nun wissen wir leider nicht, ob wir Ihren letzten Auftrag ausgeführt haben, deswegen dachte ich, ich rufe lieber mal durch.«
»Oh«, sagte Mrs. Esher, »das ist aber nett.«
Ich räusperte mich schamhaft.
»Sie haben unseren Auftrag ausgeführt, und zwar sehr gut«, sagte Mrs. Esher. »Martin hat die Bilder letzte Woche abgeholt. Ich habe die Abzüge für seine Mutter sogar schon losgeschickt.«
»Ein Familienfest, wenn ich fragen darf?«
»Mutters Fünfundsiebzigster«, sagte Mrs. Esher. »Es war wundervoll. Die ganze Familie war da. Martins Bruder und seine Frau Emily sind sogar extra aus Alaska gekommen.«
»Stell dir vor!« sagte ich. Ich bedankte mich und legte auf, bevor sie mir von den Enkelkindern erzählen konnte.
Dieselbe Nummer versuchte ich bei L. S. Fritz, der sich als ein alter Herr erwies, der Wades Bruder Willy kannte. Mr. Fritz sagte beiläufig, daß alle sechs Filmrollen Aufnahmen von den Blumengebinden im Wohnzimmer der Schwester seiner Frau Lulu in Altamont enthielten, die er für Lulu gemacht hatte.
Ob es mir gefiel oder nicht, übrig blieb nur die Nachrichten-Lady M. Forbes, oder heißt das heute Moderatorin oder Nachrichterin oder Nachrichtenmensch? Wie auch immer, sie blieb übrig. Ich hatte keine Ahnung, wann diese Leute arbeiten, aber ich wählte einfach die Nummer auf dem Auftrag. Vermutlich würde ich eine Vermittlung oder einen Anrufbeantworter dran haben. Aber nein, ein echter Mensch meldete sich, eine Frau, allerdings nicht M. Forbes.
»Maryanne arbeitet«, sagte die Weibsperson. »Sie kommt nicht vor halb zehn. Kann ich ihr etwas ausrichten?«
»Wenn Sie mit ihr befreundet sind, können Sie mir vielleicht sogar schon weiterhelfen«, sagte ich in meiner tiefsten, überzeugendsten und — wenn ich so sagen darf — erotischsten Stimmlage.
»Ich bin ihre Schwester«, sagte sie. »Connie Forbes. Ich nehme an, das zählt als Freundin. Was kann ich für Sie tun, Sir; jedenfalls, wenn es nicht zu lange dauert, weil ich nämlich bald los muß.«
»Nur einen winzigen Moment, Miss Forbes«, sagte ich und erzählte zum dritten Mal meine Geschichte von dem Einbruch. Als ich fertig war, meinte Connie Forbes: »Was für ein Zufall.«
Meine Antenne richtete sich auf.
»Wie meinen Sie das, Miss Forbes?«
»Bei uns wurde auch eingebrochen. Vor ein paar Tagen.«
Bingo. »Wirklich?« sagte ich. »Hat die Polizei schon einen Verdächtigen?«
»Ha ha«, sagte Miss Forbes. »Sehr lustig, Sir. Sie sind nicht zufällig Komiker?«
»Nur ein begabter Amateur«, sagte ich. »Hören Sie, ich will Sie nicht aufhalten, aber könnten Sie Ihrer Schwester bitte sagen, daß ich gerne mit ihr sprechen möchte. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Warum nicht«, sagte Connie Forbes. »Schaden kann es nicht.« Ich gab ihr meinen Namen, meine Büro- und meine Privatnummer, bedankte mich und legte auf.
Ein Mädchen in Deborahs Alter ging an meinem Fenster vorbei, blieb stehen, drückte seine Schmierfinger gegen das Glas und glotzte herein. Ich ignorierte das Balg einfach, und schließlich verschwand es. Zufrieden mit mir und der Welt lehnte ich mich zurück. Zufrieden darüber, endlich Licht, beziehungsweise eine dunkle Ahnung, am Ende des Tunnels zu sehen. Es sah so aus, als seien dieselben Bilder zweimal gestohlen worden, bloß gab es die zweiten Bilder gar nicht. Ich hatte keinen Beweis, aber ich hätte meine letzten beiden kanadischen Dollar darauf verwettet. Mit Freude. Und M. Forbes, Nachrichtenjägerin, würde mir sagen können, was auf diesen Bildern drauf war. Ich hatte keinen Grund zu der Annahme, daß sie das nicht tun würde.
Zufrieden räumte ich meine Sachen weg und pfiff dabei ein fröhliches Lied. Zufrieden schloß ich ab und ging zu meinem Wagen. Etwas weniger zufrieden quälte ich mich durch den krankhaften Nachmittagsverkehr zu Bill Jessops Packanlage, direkt neben Arnie’s New ’n’ Used Cars. Gar nicht mehr zufrieden
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