Rosen lieben Sonne
Artischocken-Extrakt geklaut; er braucht jetzt von jeder von euch eine Urinprobe.« Mir fiel auf, daß sich niemand um diese Sprüche sonderlich zu kümmern schien, und mir fiel außerdem auf, daß niemand plötzlich anfing, härter zu arbeiten, wenn der Boss auftauchte, oder aufhörte zu arbeiten, wenn er mit ihnen sprach. Mr. Jessop nahm mich mit in den Aufenthaltsraum, verpaßte uns beiden je eine Tasse mit grauenhaftem Kaffee und erzählte mir in groben Zügen, womit er eigentlich sein Geld verdiente. Es war ziemlich interessant, für einen Laien wie mich.
Worauf es rauslief, war, daß er in der ganzen Welt faßweise irgendwelches Zeug kaufte, es hier in Fläschchen füllte, ein Etikett mit seinem Firmenlogo draufklebte und an Reformhäuser, Supermärkte und Großhandelsketten verschacherte. Seine Produkte waren teuer, aber kein Nepp, es sei denn, man gehörte zu den Leuten, die Hefe-Extrakt, geruchlosen Knoblauch und Karottensaft sowieso für Nepp hielten. Mr. Jessop verschwand im Packraum und holte mir eine Probe aus seiner breiten Produktpalette.
»Ginseng«, sagte er. »Ein paar Tropfen auf Ihre Cornflakes, und Sie werden ein wahres Wunder erleben.«
»Danke«, sagte ich. »Gibt’s das auch als Familienflasche?«
Schließlich marschierten wir zurück in sein Büro, und ich checkte an dem freien Schreibtisch die Versicherungsbedingungen, während er an seinem eigenen Schreibtisch damit fortfuhr, mit irgend etwas fortzufahren. Ich mußte ihn einmal unterbrechen, weil ich wissen wollte, warum er überhaupt die Versicherung wechseln wollte.
»Waren Sie schon mal verheiratet?«
»Beinahe«, sagte ich. Beinahe hätte ich Bennys Tante Jessica geheiratet. Manchmal fragte ich mich, was aus ihr geworden war. Oder was nicht aus ihr geworden war. Und manchmal, nicht allzu oft, fragte ich mich auch, was aus mir nicht geworden war.
»Beinahe zählt nicht«, sagte Mr. Jessop. »Also, der Bruder meiner Frau hat eine neue Stelle bei Sky Life. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Versicherungen der Bruder meiner Frau, ihr einziger Bruder, ihr geliebter, einziger, jüngerer Bruder, abschließen muß, um in den Millionärs-Club aufgenommen zu werden?«
»Keine Ahnung«, sagte ich.
»Deswegen«, sagte er.
Die nächste Stunde verbrachte ich damit, die alte, immer noch laufende Police von Californian Home mit dem neuen Angebot zu vergleichen. Anschließend verbrachte ich eine weitere Stunde damit, mir das Gebäude genauer anzusehen, vor allem die Schließanlagen, die Türen und Fenster, die Sprinkleranlage, die stählernen Schiebetüren am Lieferanteneingang, das Dachfenster im Abfüllraum. Die Alarmanlage sparte ich mir bis zum Schluß auf.
Alle Alarmanlagen, egal wie aufwendig sie zu sein scheinen, bestehen aus denselben drei Teilen: einem Stromkreis, der mit einer Box verbunden ist, die wiederum mit etwas verbunden ist, das ein Signal von sich gibt. Wenn man den Stromkreis unterbricht, passiert irgend etwas: Eine Glocke schrillt, oder in der nächsten Polizeistation leuchtet ein Lämpchen auf — oder beides. Natürlich müssen alle drei Teile vor Manipulationen geschützt werden. Für die Box braucht man einen speziellen Schlüssel. Die Elektrokabel sollten nicht nur unter Putz verlegt sein, sondern zudem kombinierte Kabel sein, was bedeutet, daß sie eine Kombination aus offenem Stromkreis und geschlossenem Stromkreis ermöglichen.
Wie die Namen schon sagen, bedeutet »offener Stromkreis«, daß es irgendwo eine Lücke gibt, die dadurch geschlossen wird, daß eine Tür oder ein Fenster geöffnet werden — die Alarmglocke geht los. Das Problem daran ist, daß man diese Stromkreise relativ leicht lahmlegen kann. Man muß nur das Kabel mit einem Seitenschneider durchkneifen, dann ist und bleibt der Stromkreis unterbrochen, also gibt es auch keinen Alarm. Bei »geschlossenen Stromkreisen« ist es genau andersherum. Der Strom fließt dauernd; wenn man Tür oder Fenster öffnet, wird der Stromkreis unterbrochen, und der Alarm geht los.
Ein Kombi-System ist naheliegenderweise eine Kombination aus beiden Systemen, was einem Einbrecher schon erheblich größere Probleme bereitet. Er muß den Putz aufstemmen, das Kabel finden, den Metallmantel, mit dem das Kabel geschützt ist, aufreißen und herausfinden, welches von den vier Kabeln darin welches ist, denn zwei muß er zerschneiden, die anderen beiden darf er nicht anrühren, denn sonst geht schon wieder der Alarm los.
Am einfachsten kann man Alarmanlagen
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