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Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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bzw. dafür sorgte, daß jemand anders das tat. X war auch gewissenhaft genug, das o. g. ausgeführt zu haben oder ausgeführt gehabt zu lassen haben, oder so. Also: X = männlich, besorgt, brutal. Vergessen wir jetzt mal das Stewardess-Blondinchen und die weiteren drei Frauen auf den Bildern. Also bleiben sechs Männer. Vergessen wir auch das männliche Wesen auf der Gangway, weil es aussieht wie ungefähr acht Jahre alt. Vergessen wir den Taxifahrer hinter der Limo, denn er ist zwar ein Taxifahrer und somit per definitionem sowohl besorgt als auch brutal, aber er ist eben doch einfach nur ein Taxifahrer.
    Blieben vier.
    Vergessen wir den Typ am Fuße der Treppe, der freundlich in die Kamera winkte, Bermunda-Shorts und eine Baseball-Kappe trug, eine Kamera um den Hals hängen hatte und ein großes Stofftier unterm Arm trug. Er sah nicht gerade so aus, als scheue er das Licht der Welt.
    Blieben drei.
    Ich wollte gerade mit mir selber um einen Drink wetten, daß es der Kerl war, der über die Schulter der Stewardess lugte, als mir einfiel, daß dieses Bild ganz offensichtlich aus großer Entfernung aufgenommen worden war, vielleicht von einer Aussichtsplattform aus, und daß es sehr unwahrscheinlich war, daß jemand aus dieser Entfernung Maryanne Forbes hätte erkennen können. Also wettete ich statt dessen mit mir selber um einen Drink, daß es einer der beiden anderen Typen war, entweder der Fußgänger, dessen halbes Gesicht über dem Limousinen-Dach zu erkennen war, oder der Fahrgast, der interessiert aus dem Wagenfenster schaute. Sie hätten beide mühelos die wunderhübsche Fotografien identifizieren können, die nicht mehr als drei Meter weit weg stehen konnte.
    Half mir das jetzt endlich weiter? Allfällig schon.
    Wir hatten Samstag nachmittag, und normalerweise arbeite ich um diese Zeit nicht, es sei denn, es ist was Dringendes. Andererseits, wenn ich das Lästige jetzt hinter mich brächte, wäre ich später entlastet. Evonne hatte wie alle 14 Tage ihre Bridge-Party, bei der sie sich mit ihren klatschsüchtigen Freundinnen traf und mit ihnen über jeden herzog, den sie kannten. Also mußte ich das Päckchen auch nicht tragen. Außerdem war mein Bruder gerade nicht in der Polizeiregistratur, weil er nämlich am Wochenende stets frei hatte, somit würde ich ihm, wenn ich hinfuhr, nicht über den Weg laufen und entweder eine Menge Lügen erzählen oder mir sein Gejammer über die Preise von Zahnspangen für Kinder anhören müssen.
    Also putzte ich meinen Drink weg und juckelte gutgelaunt über den Golden State Freeway — frohen Mutes, denn trotz des mörderischen Verkehrs kam ich irgendwie voran. Zu allem Überfluß fand ich auch noch einen Parkplatz direkt vor dem grauen Mausoleum, in dem sich neben anderen Dezernaten auch das Archiv befand, wies mich aus und bekam schließlich die gnädigerweise hingeknurrte Erlaubnis, in den Keller zu gehen. Dort traf ich in einem stillen, renovierten, sauberen, rauchfreien Raum Sneezy, alias Sid Meyers, der vor seinem Computer saß. Sid war der ßoss von meinem Bruder, obwohl sie offiziell beide denselben Rang hatten. Ein komischer alter Kauz, der jedes Wochenende Dienst schob, um die Überstunden bezahlt zu bekommen. Er hatte nämlich eines der teuersten Hobbies überhaupt, die einen abhängig machen können: Frauen. Im übrigen machte er seinen Job sehr gut und hatte ein prima Gedächtnis, abgesehen von Alimentenzahlungen und wessen Runde es gerade war.
    »Sneezy«, sagte ich, »ich hab was für dich.«
    »Geh weg«, sagte er, ohne hochzugucken. »Hab zu tun.«
    »Tu doch nicht so«, sagte ich. »Ich hab auch so ein Ding; ich wette, du spielst Pac-Man oder so.«
    »Ich schreibe ein verdammtes Programm«, sagt er mürrisch. »Zumindest habe ich das versucht, bis du ungewollt, ungefragt und unerlaubt hier aufgekreuzt bist.«
    »Sneezy«, sagte ich und hielt das Foto mit der Limo vor seinen Monitor und zeigte auf den Fußgänger. »Kennst du den?«
    Er warf einen kurzen Blick darauf.
    »Otto Normalversager«, sagte er. »So einer wie du.«
    »Und der Typ im Wagen?«
    »Otto junior.«
    »Bist du sicher?«
    Er sah mich genervt an. »Benutzt Ronald Reagan Wet-Gel?«
    »Mist«, brummte ich. »Trotzdem danke.«
    »Vergiß nicht, die Tür zuzumachen«, sagte er. »Sie klemmt manchmal.«
    Ich hatte die Tür schon erreicht, als er sagte: »Das Taxi.«
    »Ja?«
    »Laß mich noch mal sehen.« Ich ging zu ihm zurück und ließ ihn noch mal sehen.
    »Er könnte es sein«, sagte er

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