Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen lieben Sonne

Rosen lieben Sonne

Titel: Rosen lieben Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
Vom Netzwerk:
»Engagieren Sie mich, solange Sie es sich noch leisten können.«
    Ich ließ mich in der Ecke nieder und begann meine Suche in der Ausgabe von vor fünf Tagen und arbeitete mich rückwärts. In der Ausgabe vom 28. Juni fand ich, was ich suchte: majestic verlängert vertrag mit chief als conférencier für ms-gla stand da, wobei MS Multiple Sklerose war und das »Majestic« ein Hotel, der größte Konkurrent des legendären »Cesar’s Palace« im Kampf gegen den guten Geschmack. In derselben Ausgabe entdeckte ich Maryannes Namen in einer Liste mit mittelmäßig berühmten Leuten, die wegen der Eröffnung eines lokalen Fernsehsenders nach Vegas gekommen waren.
    Und half mir das alles weiter? Nicht die Bohne.
    Ich stapelte die Ausgaben, die ich durchgeblättert hatte, wieder sorgfältig auf den Stapel, bedankte mich bei dem Mädchen am Empfang und fuhr zu Wade. Unterwegs tankte ich bei Shell und ließ gleich noch das Öl überprüfen.
    »Schöne Reifen ham Sie«, sagte der Tankwart, während er den Dreck auf meiner Windschutzscheibe umverteilte. Offenbar wollte er mich mit seinem Smalltalk zu einem Trinkgeld verführen. »Einer aus Ihrer Oldtimer-Sammlung, wa?« Aber ich vermasselte ihm die durchschaubare Tour, indem ich mit meiner Kreditkarte bezahlte.
    Wade und Suze waren, außer den Tieren, die einzigen, die da waren. Sie steckten in der Garage und beschäftigten sich mit irgend etwas, bei dem man viel kicherte und wenig arbeitete. Ich wartete, und anschließend wartete ich noch mal, und zwar darauf, daß Wade mir je zwei 20 x 25-Vergrößerungen der vier Fotos machte. Danach ließ ich mich an seinem Arbeitstisch nieder, schaltete die Neonleuchte ein, lieh mir seine Klapplupe und sah mir die Bilder wieder einmal sehr sorgfältig an.
    Und half mir das endlich weiter?
    Wade hatte alle Details, die man ohne Computer herausarbeiten konnte, sichtbar gemacht; die Wüstenszene war tatsächlich mit kleinen Messingschrauben an der Wand befestigt worden. Also handelte es sich wirklich um ein Hotelzimmer, und zwar höchstwahrscheinlich um eines in Vegas. Das Mojave-Meisterwerk konnte man, bildlich gesprochen, eigentlich abhaken. Ein paar Gesichter am Rande des Flughafen-Fotos und neben der Limo waren jetzt deutlich wiederzuerkennen, zumindest, wenn man wußte, wer diese Leute waren. Und es einen interessierte. Das Nummernschild der Limo konnte ich nicht erkennen, aber das hätte mir wahrscheinlich auch nicht weitergeholfen. Klar war nur, daß mir irgend etwas fehlte — zum Beispiel ein paar zusätzliche Gehirnzellen. Ich kam einfach nicht voran. Also sagte ich: »Bis bald, paßt auf euch auf« zu den beiden, knuddelte kurz mit Rags, scheuchte eine Katze von meinem Kühler und machte mich auf den Weg zur Corner Bar, wo ich aus irgendeinem Grund bereits einige meiner besten Ideen gehabt habe.
    Ich war am Tisch neben dem Flipperautomaten — einem Gottlieb Genesis — mit meinem zweiten Ginger-Brandy beschäftigt, als mir etwas einfiel, was mir die Porno-Lady in der Davenport 4420 gesagt hatte: Bellte ich vielleicht wieder einmal den falschen Baum an? Okay, nehmen wir mal an, ich verfolgte die ganze Zeit die falsche Spur, was mir schließlich nicht zum ersten Mal passierte, immerhin bin ich auch nur ein Mensch, obwohl es manchmal wirklich nicht so aussieht. Nehmen wir weiterhin an, die ganze Sache hätte gar nichts direkt mit Maryanne und dem Chief zu tun. Nehmen wir an, der Chief war da, wo er sein sollte. Das klang gut, schließlich machte es wenig Sinn, wenn der Chief bei einem Geheimbesuch von der Gangway aus der Menschenmenge zuwinkte. Oder sehen Sie das anders? Wenn das alles so wäre, dann müßte mindestens eines der Fotos jemand anderen belasten, nennen Sie ihn X, nennen Sie ihn Ahab, nennen Sie ihn, wie Sie wollen.
    Damit konnte ich die beiden Innenaufnahmen ausschließen, denn auf denen war nur der Chief, mein geschwätziger Kumpel, zu sehen. Blieben die Limo und der Flieger. Ich schnappte mir die Bilder und ging hinüber zur Bar, wo es ein ganz klein wenig heller war. Auf beiden Bildern zusammen waren zehn Menschen zu erkennen, abgesehen vom Chief und inklusive der Stewardess. Man sollte nie die Rechnung ohne die Stewardessen machen, heißt mein Motto. Zumindest mit einer sollte man es machen.
    Arbeitshypothese eins: Einer von diesen zehn Personen ist X. Einer von den zehn würde brutal genug sein, daß er (oder sie, obwohl das unwahrscheinlich ist ) Einbruchsdiebstahl beginge (zweimal), Hunde totschlüge (einmal)

Weitere Kostenlose Bücher