Rosen lieben Sonne

Oder mir zumindest zuhören.«
    »Machen Sie weiter, Vic«, sagte er.
    »Wie wäre es zur Abwechslung mal mit einer Frage?« fragte ich. »Wenn Sie mir helfen könnten, ohne jemandem weh zu tun oder etwas zu riskieren, würden Sie das tun? Und übrigens: Mögen Sie Hunde?«
    »Nicht besonders«, sagte er.
    Ich wartete. Als er nichts mehr zum Gespräch beitrug, fragte ich: »Können Sie mir wenigstens verraten, ob die Bilder, um die es geht, Aufnahmen von Ihnen und Miss Forbes waren?«
    »Nein«, sagte er nach einer weiteren langen Pause; langsam bekam ich das Gefühl, daß der Chief nicht gerade eine Plaudertasche war.
    »Nein?« Das brachte mich ziemlich durcheinander.
    »Nein.«
    »Was zum Teufel ist dann drauf?«
    »Ich«, sagte er.
    »Nur Sie?«
    »Nur ich.«
    »In irgendwelchen kompromittierenden Situationen?«
    Jetzt lächelte er beinahe. »Nein.«
    »Aber wenn diese Bilder Sie nicht in kompromittierenden Situationen zeigen, wer könnte dann etwas damit anfangen?«
    »Das sollten Sie mir sagen«, sagte er. »Sie sind der Detektiv.«
    »Ich frage mich«, fragte ich mich, »ob die Bilder vielleicht nur zufällig kompromittierend sind. Ich meine, wenn Sie zum Beispiel irgendwo einfach nur Spaghetti essen, bloß sollten Sie eigentlich zu diesem Zeitpunkt irgendwo anders sein und irgendwas anderes tun?«
    »Nein«, sagte er.
    »So ein Mist«, sagte ich. »Wieder eine Theorie zum Teufel, und damit ist auch gleich die nächste Theorie dahin, daß Sie die Bilder gestohlen haben, um sich vor Erpressern zu schützen.«
    »Es gibt keine Beweise für nichts«, sagte er, »nicht auf diesen Bildern.«
    »Nicht einmal genug, um Sie dazu zu bringen, mit Ihrer Frau reden zu müssen?«
    »Sie weiß es«, sagte er. »Sie wissen es immer.« Er trank sein Glas leer. »Das war’s, Vic.« Er stand auf und ging zur Tür. »Ich werde mich nicht noch einmal mit Ihnen treffen. Ich werde Ihnen auch am Telefon keine Auskünfte geben. Das ist nicht persönlich gemeint.«
    »Das möchte ich hoffen«, sagte ich.
    »Ach«, sagte er und holte aus seiner hinteren Hosentasche einen Umschlag. »Hier.« Er warf ihn so ungefähr in meine Richtung, er landete auf dem Fußboden. Als ich ihn aufgehoben hatte, war der Chief verschwunden. Ich öffnete den Umschlag weit genug, um zu sehen, was drin war — tatsächlich, die Fotos, um die es ging, vier Stück, Extra-Abzüge, die er von Maryanne bekommen haben mußte. Ich hoffte jedenfalls, daß es so war; es hätten genausogut Standfotos aus seinem letzten Film sein können.

13

    Um euch sensationshungrigen Klatschtanten gleich zu Anfang zu verraten, was ihr wissen wollt: Blieb ich noch und vergnügte mich mit Miss Weid im Pool, wo er flach ist?
    Nein.
    Kritzelte Miss Collins ihre Privatnummer auf ein Streichholzbriefchen und schob sie mir verstohlen rüber?
    Nein.
    Mischten Mork und ich die Gesellschaft mit einer unglaublich irrsinnigen Comedy-Improvisation auf?
    Auch nicht.
    Winkte der »mittelmäßige Kritzler« mich zu sich heran und flüsterte mir etwas von einem Skript über die Geschichte der alternden Schnüffelnase ins Ohr, und daß er mir einen Tausender die Woche für meine Mitarbeit an der Hintergrundrecherche und für die Überprüfung der termini technici bot?
    Muß ich antworten?
    Ich weiß, wann ich fehl am Platze bin, also kippte ich noch ein Bier, sagte ganz allgemein Goodbye, bedankte mich bei den Gastgebern und machte mich vom Acker. Die hübsche Dienerin geleitete mich zu la puerta. Sie sah mir nach, bis ich das Tor erreicht hatte, und drückte irgendwas damit es sich öffnete und hinter mir und meinem Wagen wieder schloß. In aller Ruhe fuhr ich wieder auf die preiswertere Seite der Stadt; die Fotos verwahrte ich, bildlich gesprochen, an meinem schwellenden Busen.
    Zu Hause öffnete ich den Umschlag und breitete den Inhalt auf meinem Cocktail-Tisch aus. Vier Farbfotos. Schnappschüsse. Auf einem Bild, von weit weg mit einet versteckten Kamera aufgenommen, sah man den Chief von einer dieser fahrbaren Treppen, über die wir Weltreisenden die Flugzeuge besteigen, herunterwinken. Ein weiterer Schnappschuß vom Chief, mit der versteckten Kamera von halbweit weg fotografiert, zeigte ihn, wie er gerade in eine Limousine steigt. Das dritte Bild war eine unterbelichtete Profilaufnahme vom Chief, wie er aus dem Fenster in die Ferne starrt. Und das vierte war eine überbelichtete Nahaufnahme, auf der der Chief eine ziemlich dumme Fratze schnitt.
    Das war’s. Keine weiteren Bilder im Umschlag.