Rosen lieben Sonne
Drink haben kann?«
»Excuuuuse moi«, sagte er. Wir tranken beide Bier, also holte er uns zwei kalte Flaschen aus dem kleinen Kühlschrank auf der Veranda. Die eine hielt er in der linken Hand, die andere drücke er mit seinem Armstumpf gegen die Brust.
»Sehnst du dich manchmal zurück, Lefty?« fragte ich, nachdem er sich wieder in dem alten Segeltuchstuhl neben mir niedergelassen hatte.
»Manchmal«, sagte er. »Wenn der Mond im siebten Haus steht. Und ich sehne mich danach zurück, mein Geld beim Pokern von dir zu gewinnen. Heutzutage muß ich dafür arbeiten.«
Als ich zum ersten Mal nach L. A. kam, um Tony zu helfen, Mum zu versorgen, ergatterte ich einen Job bei Brinks. Joel war schon ein paar Jahre dabei; er hatte es von den Geldsammeltouren in den gepanzerten Wagen hinter einen Schreibtisch geschafft und organisierte unter anderem irgendwelche Patrouillengänge. Ein Vorteil von Brinks war, daß sie auch Veteranen nahmen, es war ihnen völlig egal, ob du Arme hattest oder nicht, Hauptsache, du machtest deinen Job. Ich habe tatsächlich ein paar Dollar beim Pokern an Joel verloren, aber das war vor allem, um mich heb Kind zu machen. Er war nämlich mein direkter Vorgesetzter — und es gab gute Wachgänge und schlechte. Er kam manchmal nachts vorbei, als ich bei einer Flugzeugfirma in Orange County Wache schob, und einmal versuchten doch tatsächlich drei Kerle, da einzubrechen. Der Teufel weiß, warum, denn das einzige, was es zu holen gab, waren ein paar hundert nachgebaute Pratt-&-Whitney-Motoren, und wie man so ein Ding stehlen wollte, ist mir genauso rätselhaft wie die Frage, wem man es anschließend verkaufen könnte. Jedenfalls nahm sich Lefty mit seinen einssiebzig den größten der drei vor, den mit dem Brecheisen, und kloppte ihm die Zähne raus, während ich den anderen zurief: »Halt, oder ich schieße« — was um so lächerlicher war, als ich gar nichts zum Schießen hatte.
Evonne und Monica kamen zurück, während wir noch über die sogenannte gute alte Zeit quatschten. Sie hatten Kim zu Bett gebracht und ihr eine Gutenachtgeschichte erzählt. Wir tranken Kaffee, und Joel fuhr uns, trotz unseres Protests, ins Hotel. Ich wußte, daß er am nächsten Morgen um halb sieben aufstehen mußte, wenn er um acht zur Arbeit antreten sollte, aber er behauptete, sowieso nie mehr als vier oder fünf Stunden Schlaf zu brauchen, also ließen wir uns überreden. Er fuhr uns nicht nur bis vor die Hoteltüre, er begleitete uns bis zur Rezeption, wo er dem Empfangschef sagte, Mr. Daniels Zimmer sei ab sofort als C-Special zu behandeln. Was immer das war, es konnte nichts Schlimmes bedeuten. Wir schüttelten uns die Hände, er gab Evonne einen Kuß und fuhr zurück in die Wüste. Im Fahrstuhl küßte ich Evonne.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Wir könnten jetzt noch ausgehen. Wie du gesehen hast, ist noch viel los.«
»Sei nicht blöd«, beschied sie mich. »Der einzige Ort, wo ich hin will, ist mein Bett.«
Das Pärchen, mit dem wir im Lift fuhren, sah sich wissend an. Evonne bemerkte das und sagte: »Und zwar mit dir, du großzügiger Sugar-Daddy.«
Später, als wir eng umeinandergerollt im Bett lagen, und ich schon fast den Schlaf eines sehr befriedigten Mannes schlief, fragte Evonne: »Diese Monica ist eine erstaunliche Frau, wußtest du das?«
»Ja, mein Schatz«, sagte ich.
»Wie würde es dir gefallen, ein Showgirl zu sein und plötzlich Krebs zu kriegen? Und rate mal wo...«
»In Chicago?«
»Genau da«, sagte sie, »genau da, wo deine rechte Hand jetzt liegt.«
»Es würde mir gar nicht gefallen«, sagte ich.
»Und wie würde es dir gefallen, drei Fehlgeburten zu haben, bevor du zwanzig bist?«
»Gar nicht.«
»Und wie würde es dir gefallen, endlich einen Mann gefunden zu haben, den du liebst, und keine Kinder mit ihm bekommen zu können?«
»Gar nicht«, sagte ich.
»Und wie würde es dir gefallen, fünfzehn Zentimeter größer zu sein als dein Mann und nie wieder hochhackige Schuhe anziehen zu können?«
»Das wäre mir egal«, sagte ich.
15
Evonne und ich schliefen am Sonntag morgen aus, ließen uns Frühstück ans Bett servieren, teilten uns die Lokalzeitung, duschten gemeinsam, taten, wozu es kommen mußte, duschten wiederum gemeinsam, zogen uns an und zogen aus, dem Morgen die Stirn zu bieten. Ich trug meine Kamera an einem Riemen um den Hals wie jeder normale Tourist, das Limo-Foto steckte in einem Umschlag, den ich unter meinen einen Arm geklemmt hatte, am anderen hing
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