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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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dessen Beruf die Gewalt ist, darf niemals Gewalt gegen die ihm Nahestehenden ausüben, pflegte er zu sagen.
    Karl Cullinane hatte nur geseufzt und enttäuscht dreingeschaut, und vielleicht hatte er in diesem Augenblick älter ausgesehen, als er war. Dann hatte er die Gäste und die Dienstboten aus dem Saal geschickt. Sie beide waren zur Schreinerwerkstatt gegangen, um eine Feile, Schmirgelpapier, Bürsten und Politur zu holen. Er und Jason hatten die Kerbe ausgeschmirgelt und die Stelle poliert, anschließend saubergemacht und die Werkzeuge zurückgetragen. Während der ganzen Zeit wirkte Karl Cullinane seltsam müde, als habe er einen traurigen Fehlschlag hinnehmen müssen.
    Jason wäre es lieber gewesen, sein Vater hätte ihn geschlagen.
    Mikyns Vater hatte Mikyn oft verprügelt.
    Bei diesem Punkt angelangt, schüttelte er den Kopf. Das stand ihm noch bevor. Er mußte Mikyn und den anderen von Daherrins Mannschaft mit der traurigen Nachricht gegenübertreten. Doch er konnte diese Aufgabe bewältigen. Jason Cullinane hatte sich vielleicht wie ein Feigling davongemacht, doch er hatte Ahrmin gejagt und getötet, so wie sein Vater Ahrmins Vater getötet hatte.
    Ihm stand noch manches bevor - wie diese verdammte Ratsversammlung.
    Ich weiß nicht, wie man so etwas anpackt. Ich werde es lernen müssen. Doch es war nicht richtig, daß er seinen Beruf lernte, während er ihn ausübte.
    *Es ist schrecklich. Es ist unglaublich ungerecht. Es fällt mir schwer, mich auf eine größere Zumutung in der Geschichte des Universums zu besinnen.*
    Flammen loderten vor dem Fenster. Jason öffnete die Läden und hockte sich seitlich auf den Sims. Ellegon stand unten im Hof, öffnete spielerisch die Schwingen und faltete sie wieder zusammen, während an dem Nachthimmel über ihm die Feenlichter flimmerten, fremdartige Harmonien aus Farben.
    Jason überwand sich zu einem unterdrückten Lachen. »Du willst doch nicht etwa andeuten, daß ich mich ein kleines bißchen selbst bemitleide, oder?«
    *Andeuten keinesfalls. Feststellen, behaupten, konstatieren, erklären, verkünden, versichern, ja.* Der Drache senkte das Haupt und nahm einen Happen von dem Kadaver eines Ochsen, der vor ihm am Boden lag.
    »Vermutlich ist das der Grund, weshalb du hier dein Unwesen treiben darfst und nicht, weil wir unbedingt jemanden brauchen, der unsere Viehbestände dezimiert.«
    Ein verständnisinniges Kichern antwortete ihm, doch dann verlor sich der frotzelnde Unterton aus Ellegons Gedankenstimme. *Ich werde in Kürze zurück sein; am besten erledige ich meinen abendlichen Kontrollflug, bevor die Barone eintreffen.*
    Er war erst wenige Augenblicke allein, als er hinter sich ein Geräusch vernahm.
    Thomen Furnael kam über den blutroten Teppich auf ihn zu, und wie gewöhnlich hatte man den Eindruck, daß seinen Blicken nichts entging. Er war ungefähr so groß wie Jason, aber die fünf Jahre, die er ihm voraus hatte, ließen ihn kompakter erscheinen: Muskelstränge an Brust und Schultern kündeten von regelmäßigem körperlichen Training. Ein kurzer schwarzer Bart umrahmte sein Gesicht; darin, wie in dem gleichfalls kurzgeschnittenen Haupthaar, zeigten sich bereits silberne Fäden. Die Männer der Familie Furnael ergrauten früh.
    Ebenfalls wie gewöhnlich war Thomen Furnael mit ausgesuchter Eleganz gekleidet, wie es sich für einen Baron und Regenten geziemte. Das an den Schultern weit geschnittene und auf Taille gearbeitete scharlachrote Oberkleid war mit schwarzem Leder gesäumt und wurde vom Saum bis zum Halsausschnitt mit einer Silberkordel geschnürt. Über die linke Schulter hatte er mit nobler Lässigkeit einen kurzen schwarzen Umhang drapiert, die Knöpfe an der schwarzen Hose bestanden aus Halbedelsteinen und die Stiefel mit den stumpfen Spitzen waren aus feinstem schwarzen Leder gearbeitet.
    Etwas unpassend dazu wirkte der schmucklose breite Waffengurt mit einer schlichten Steinschloßpistole in einem Halfter an der rechten Seite und einem Kurzschwert links, dessen geschickt am Gürtel angebrachtes Wehrgehänge es dem Träger ermöglichte, die Waffe mit einem raschen Kreuzgriff über den Leib aus der Hülle zu ziehen.
    »Jason, was tust du hier?«
    »Ich warte. Ich wollte gerne als erster hier sein.«
    Thomen schüttelte den Kopf. »Nein, du kommst als letzter. Sämtliche Teilnehmer an der Versammlung sollen hier sitzen und auf dich warten, bis es Zeit für dich ist zu erscheinen. Dann sollen sie sich erheben, während du langsam zu deinem Stuhl

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