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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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uns erfrischt und angekleidet haben, warten sie oben alle auf uns.«
    Er versuchte es zu verbergen, aber Thomen Furnael war beinahe unanständig zufrieden mit sich selbst. Jason konnte förmlich seine Gedanken lesen: Vielleicht hatte der Vater Thomen einst in die Eier getreten, aber verdammt, wenn er nicht imstande war, sich den Sohn vom Leib zu halten.
    Auch Jason wäre mit sich selbst zufrieden gewesen, vorausgesetzt, er hätte Thomen absichtlich gewinnen lassen.
    Verdammt noch mal, Thomen war gut.

Kapitel vier
Die Ratsversammlung
    Der eigentliche Zweck des Fürstenrats besteht darin, die Barone aus Bieme zu zwingen, sich in meine Gewalt zu begeben; ob sie mit dem Kopf auf den Schultern oder unter dem Arm die Ratshalle verlassen, hängt allein von mir ab und von ihrem Benehmen.
    Mit den Baronen aus Holtun ist es eine andere Sache. Sie sind bis jetzt noch nicht zu einer Ratsversammlung geladen worden, nicht etwa, weil sie es nicht verdienen oder irgend so ein Blödsinn, sondern weil sie bereits unter kaiserlicher Aufsicht stehen. Teufel, die Militärgouverneure der holtschen Barone können ihren jeweiligen Schützling erst aufhängen und mir anschließend Bescheid sagen.
    Da es jedoch an der Zeit ist, daß in Holtun wieder normale Zustände einkehren, werden auch die holtschen Barone an den Ratsversammlungen teilnehmen müssen. Dadurch vergrößert sich die Runde auf das Doppelte und vervierfacht (mindestens!) sich der Zeitaufwand.
    Wenn ich mich doch in der Geschichte Großbritanniens besser auskennen würde! Haben so die Anfänge des Parlaments ausgesehen?
    Karl Cullinane
    Ein Bursche, den ich mal kannte, pflegte zu sagen: ›Nicht die Regierung ist die beste, die am wenigsten regiert - am besten ist die Regierung, die am wenigsten Grund hat, ihre Regierungsgewalt auszuüben.‹ Ich hätte den Spruch für eins von Slowotskis Gesetzen ausgegeben, doch er ist ein bißchen zu ernst und vielleicht ein Quentchen zu wahr.
    Walter Slowotski
    Gemäß Thomens Empfehlung wartete Jason vor dem großen Saal, bis er fand, daß es genug sei.
    An der Tür blieb er neben dem Wachtposten stehen - einem kleinen, stämmigen Korporal, Nar-tham, der sich durch eine besonders laute Stimme auszeichnete - und überlegte, wie man ihn wohl ankündigen würde, da er vergessen hatte, diesbezügliche Anweisungen zu geben. Thomen war von Nartham mit einem lauten ›Thomen, Baron Furnael, der Regent‹ präsentiert worden - Thomen nahm in seiner Eigenschaft als Regent und als Angehöriger des Adels an der Versammlung teil, nicht als Richter -, doch wie lautete der korrekte Titel für Jason?
    Nartham stieß den Schaft seiner Hellebarde dreimal auf den Boden, um die Aufmerksamkeit der Versammelten auf sich zu ziehen. »Meine Damen und Herren, der Erbe.«
    Jason schritt über den Teppich, wobei er sich trotz seiner Bemühungen um Haltung und Würde unbeholfener fühlte denn je. Thomen hatte ihn auf die Versammlung vorbereitet, und dennoch kam er sich vor wie der falsche Mann am falschen Platz.
    Am Fuß des Tisches hielt er kurz inne. Mutters Stuhl. Doria, die gleich daneben stand, grüßte ihn mit einem leichten Nicken, dann legte sie die Handflächen zusammen und neigte den Kopf zur Geste des Schlafens.
    Gut. Aeias Augen funkelten, während sie übertrieben kerzengerade hinter ihrem Stuhl stand, als wolle sie sagen: Ich habe deine Windeln gewechselt, Jason; du kannst nicht erwarten, daß ich dich als Herrscher ganz ernst nehme.
    »Guten Abend«, sagte er und nahm seinen Platz - seinen Platz! - am Kopf der Tafel ein. »Setzt euch doch bitte. Unsere Tagesordnung umfaßt zahlreiche Punkte, die besprochen werden müssen.«
    Die Fürsten aus Bieme, jeder in Begleitung eines Beraters, nahmen ihre Plätze an der linken Tischseite ein, während die holtschen Barone, die bis auf einen mit den Militärgouverneuren ihrer Fürstentümer erschienen waren, sich an der rechten Seite niederließen.
    Vilmar, Baron Nerahan, wußte die Tatsache, daß er ohne Begleiter gekommen war, beinahe aufdringlich herauszukehren, wie um sämtliche Anwesenden daran zu erinnern, daß seine Baronie als die einzige in Holtun ohne kaiserlichen Statthalter regiert wurde. Der stets ausgesucht schmuck gekleidete, kompakte Mann ließ sich steif auf seinem Stuhl nieder, dann glättete er die plissierte Vorderseite seines makellos weißen Oberkleids, bevor er mit vornehmem Anstand die Hände im Schoß faltete und der Welt einen höflich interessierten, doch überwiegend nichtssagenden

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