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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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aufgeregtes Juchzen und ein paar vereinzelte Flüche von Kennens bärtigen Lippen.
    Tennetty hatte bereits ihren Rucksack geschultert. »In die Sättel, Leute«, sagte sie. »Ich will den ersten Kahn erwischen, der heute morgen ausläuft.«
    Sie konnte als wettergegerbte Handelsfrau durchgehen, die das ganze Jahr in Geschäften unterwegs war. Das Glasauge, das sie ausnahmsweise eingesetzt hatte, konnte man bei flüchtigem Hinsehen für echt halten. Der Zauber, mit dem ein Kleriker der Spinnensekte es belegt hatte, verlieh ihm ein feuchtes Aussehen und bewirkte, daß es die Bewegungen des gesunden Auges mitmachte. Jason hoffte sehr, daß sie unerkannt blieb, denn ihre Identität war ein zu deutlicher Hinweis auf seine eigene Person.
    Ihr Schwert war in dem übrigen Gepäck verstaut - schwertertragende Frauen waren so rar, daß sie unfehlbar Neugier und Mißtrauen erregten -, doch sie trug genug andere Waffen, um sich nicht hilflos fühlen zu müssen: einen übergroßen Dolch an der Hüfte, eine Pistole unter der linken Achsel und eine zweite im Schaft ihres rechten Stiefels.
    »Abmarsch, Leute«, drängte sie.
    Durine schaute sie an, lange und fest, wie im ihr klarzumachen, daß sie hier nichts zu sagen hatte und - soweit es ihn betraf - auch nie haben würde, doch Kethol mußte Jasons leichtes Kopfschütteln bemerkt haben und versetzte dem größeren Mann einen leichten Rippenstoß, der daraufhin den Blick abwandte.
    Im Tausch für einen Dolch erhielt Jason die Überfahrt für sich und seine fünf Begleiter und konnte dem Kahnführer noch zwei Mahlzeiten sowie die Benutzung des mittschiffs aufgebauten Zelts abhandeln. Durine, Kethol und Bren Adahan waren müde; sie hatten am Tag zuvor nicht viel Schlaf bekommen.
    Tennetty zeigte sich wenig beeindruckt. Sie hätte den Kahnführer dazu gebracht, noch eine Summe Geldes draufzuzahlen und sich überdies höflich bei ihnen für den Handel zu bedanken. Behauptete sie wenigstens.
    Jane wiederum war von Tennettys Prahlerei wenig beeindruckt. Sie neigte den Kopf zu Jason, als sie nebeneinander an der Bugreling standen und die Windungen des Flusses weit vor ihnen beobachteten.
    »Viel wahrscheinlicher ist«, flüsterte Jane, »daß Tennetty ihm so auf die Zehen getreten wäre, daß er nach den Stadtwachen gerufen hätte.« Womit sie bestimmt recht hatte.
    Dennoch, Tennetty hätte bei dem Geschäft vielleicht mehr herausgeschlagen. An diesem Morgen war Platz auf dem Kahn nicht eben Mangelware: Die Getreidesäcke und die Fässer mit Trockenfleisch stapelten sich an Bug und Heck kaum schulterhoch. Der Rest der Ladung bestand aus einigen Hühnerkörben, deren gackernde Insassen aus dümmlichen Rosinenaugen die Außenwelt bestaunten, während sie sanft gewiegt irgend jemandes Kochtopf entgegenschwammen. Der Platz reichte sogar für die vier Maultiere des Schiffers, die mit lose zusammengebundenen Beinen an der Heckreling angeleint standen, statt auf dem Treidelpfad am Ufer nebenherzulaufen. Bei der Fahrt flußaufwärts mußten sie das Schiff gegen die Strömung ziehen.
    An Bord oder an Land, flubabwärts hatten die Tiere es leicht, die Schiffsleute weniger. Statt mit ihren langen Staken nur dafür zu sorgen, daß der Kahn nicht zu nahe ans Ufer geriet und auf Grund lief, mühten sich die vier kräftigen Männer, deren nackte Oberkörper vor Schweiß glänzten, in beinahe schweigender Zusammenarbeit, das schwerfällige Fahrzeug in der Mitte des Flusses zu halten. Dort war die Strömung am schnellsten, und gute Geschäfte machte nur, wer keine Zeit vergeudete. Doch die schnelle Fahrt mit der Strömung erforderte auch erhöhte Aufmerksamkeit sowie eine genaue Kenntnis der Biegungen und Untiefen des Hochwasser führenden Orduin.
    Natürlich war ihnen der Fluß vertraut, doch trotzdem leisteten die vier schwere Arbeit. Alle waren kräftig gebaut und muskulös, und Jason erinnerte sich an die schwielige Hand des Schiffers und seinen festen Griff, als sie den Handel besiegelten.
    Die Zeit verging, und nach dem Wachwechsel waren Jason, Tennetty und Jane an der Reihe, im Schatten des Zeltes ein Nickerchen zu machen, während Durine draußen die Augen offenhielt. Tennetty schnallte den Waffengurt ab, legte sich flach auf den Rücken, faltete die Hände über dem Bauch und schloß die Augen.
    Jason merkte, daß er sehr müde war. Als Jane ohne falsche Scham aus den Kleidern schlüpfte und zwischen ihre Decken kroch, nahm er es kaum zur Kenntnis.
    Kaum hatte er sich ausgestreckt und war zu dem

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