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Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Titel: Rosendorfer muss dran glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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Kamera geklaut wird. Ich kenn die Geschichte«, antwortet Moritz gelangweilt.
    Sein alter Schulfreund sieht ihn überrascht an. Dann fängt er sich wieder. Anscheinend hat er noch einen Trumpf im Ärmel.
    »Nee, nee. Also, doch schon, aber … das Ganze ist wirklich passiert. Das ist echt wahr. Ich habe den Film selbst gesehen. Meinem Mandanten habe ich geraten, lieber nicht zur Polizei zu gehen. War schließlich nicht so ganz legal, was er da gemacht hat. Bei dem Preis hätte er gleich wissen müssen, dass die Sache nicht koscher ist.«
    »Klar ist das wahr, so wahr, wie du ein echtes Glückskind bist«, erklärt Moritz und grinst ein wenig.
    »Hey, das kannst du mir ruhig glauben! Der hat mir die Speicherkarte mit dem Film gegeben, die liegt bei uns in der Kanzlei im Safe.«
    »Hast du Anne irgendwo gesehen?«, fragt Moritz.
    »Das ist kein Schmu! Das stimmt wirklich!« Peter wirkt regelrecht beleidigt, weil Moritz ihm nicht glaubt. Der steht auf und lässt den Anwalt auf der Bierbank einfach sitzen.
    »Du Arsch, du glaubst echt, du hast die Wahrheit gepachtet, oder was?«, ruft Peter ihm hinterher, aber Moritz läuft weiter, ohne sich umzudrehen. Er macht sich auf den Weg zu Anne, die sich an der Bar mit seiner Mutter festgequatscht hat. Dabei hebt Moritz lässig den rechten Arm, um seinem alten Schulfreund im Weggehen den Stinkefinger zu zeigen.
     
    Ich mache Feierabend und fahre den Beifahrersitz in die Liegeposition, um es für die Nacht halbwegs bequem zu haben. Für solche Fälle habe ich im Kofferraum immer eine Decke und ein Kissen dabei. Vor dem Einschlafen schaue ich noch mal kurz in den Laptop, wie es so bei Anne und Moritz läuft. Die beiden stehen in einem Kinderzimmer, wahrscheinlich dem alten von Moritz. An der Wand hängen Poster, und auf den Regalen stapeln sich Comics, Jugendbücher und Star-Wars-Raumschiffe. Moritz sieht ein bisschen verlegen aus.
    »Das war nicht meine Idee mit dem Zimmer. Ich kann auch unten auf der Couch schlafen. Ist gar kein Problem«, sagt Moritz, der Anne dabei zuschaut, wie sie ihre Reisetasche auspackt.
    »Wieso? Ist doch nett von deiner Mutter, dass sie uns dein Zimmer gibt. Hauptsache, dein Vater kriegt davon nicht wieder einen Herzinfarkt, wenn wir beide hier … unverheiratet …«, erwidert Anne, und ich denke, es gehört sich selbst für jemanden wie mich, sich an dieser Stelle diskret zu verabschieden und den Rechner herunterzufahren.

III. Teil

30 / 10 / 2015  – 11 : 25  Uhr
    Durch das Seitenfenster meines Wagens kann ich Moritz und Anne beobachten. Die zwei haben lange geschlafen und danach ausgiebig mit Moritz’ Mutter gefrühstückt. Jetzt sitzen sie in Hobbes Cabrio und sind startklar.
    Moritz’ Vater steht an der Haustür und beobachtet den Abschied aus der Ferne. Moritz’ Mutter reicht ihnen noch eine gigantische Tupperdose durchs Fahrerfenster.
    »Hier, da habt ihr was zu essen für unterwegs. Ist so viel übrig geblieben, davon essen Friedrich und ich noch bis Weihnachten.«
    »Danke, aber wir müssen wirklich los«, erwidert Moritz.
    Seine Mutter dreht sich noch einmal zu ihrem Mann um, dann streicht sie Moritz übers Haar.
    »Komm bald wieder!«
    »Keine Sorge, das wird er«, antwortet Anne und erntet dafür einen dankbaren Blick von Moritz’ Mutter.
    »Was will denn der Idiot jetzt noch?!«, zischt Moritz und zeigt auf Peter, der auf sie zugelaufen kommt. Er hat es eilig. Aus irgendeinem Grund scheint es ihm wichtig zu sein, Moritz noch etwas zu sagen.
    »Red nicht so schlecht von ihm. Er ist nett, und Vater ist furchtbar stolz, dass er sein Nachfolger wird«, sagt seine Mutter.
    Moritz erwidert nichts, was ihm sichtlich schwerfällt, und kurz darauf hat Peter den Wagen auch schon erreicht.
    »Hier, du Oberschlauberger«, sagt er, noch ganz atemlos, und reicht Moritz seine Kamera. Dann tippt er auf einen Knopf und startet ein Video auf dem ausgeklappten Display. Darauf sieht man, wie zwei Männer auf den Filmenden zulaufen. Einer der beiden zieht ein Messer und sticht zu, ganz ohne Vorwarnung. Die Kamera fällt auf den Boden und wird kurz darauf wieder aufgehoben. Am Ende des kleinen Films sieht man einen Mann in seinem eigenen Blut auf dem Boden liegen. Aus dem Off sagt eine Stimme: »Jetzt noch ein Close-up«, und das Objektiv zoomt auf das Gesicht des Sterbenden.
    »Glaubst du mir jetzt?«, fragt Peter, als der Film zu Ende ist und das Display nur noch Schwarz zeigt. »Ich hab doch gesagt, die Geschichte ist wahr.«
    »Wo hast du das

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