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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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noch immer nicht überzeugt davon, dass er tatsächlich »harmlos« war, und mir war auch nicht nach Spielen zumute, aber er schien mich nicht gleich angreifen und überwältigen zu wollen.
    »Der Wagen ist mit einem Zauber belegt, der ihn schalldicht macht«, fuhr Ethan fort. »Ich habe ihn von einem Freund ausgeliehen, der behauptet, es wäre hier viel gemütlicher als auf dem Rücksitz eines Autos … wenn du verstehst, was ich meine.«
    Igitt. Ja, ich wusste, was er meinte. Und ich hoffte, dass das Stroh gewechselt worden war, seit Ethans Freund hier zum letzten Mal jemanden flachgelegt hatte.
    Resigniert ließ ich die Schultern sinken und fühlte mich mit einem Mal wieder todmüde. Tränen standen mir in den Augen. Ich hatte Grace nicht vertraut, doch ich hatte zumindest
gehofft,
dass sie mir die Wahrheit sagte und meinen Vater zu mir bringen würde, sobald er aus dem Gefängnis kam. Ich hatte keinen Schimmer, was Ethan und Kimber von mir wollten. Ich bemühte mich, ruhig und tief durchzuatmen, um mich zu entspannen.
    »Wie ich schon sagte, du musst keine Angst haben«, fügte Ethan hinzu, als wäre mein kleiner Schreikrampf nie passiert. »In einem fairen Kampf hätte ich gegen Lachlan keine Chance gehabt. Ich habe mich von hinten herangeschlichen und ihn niedergeschlagen, bevor er mich überhaupt bemerkt hat. Dafür wird er sich eines Tages vermutlich großzügig revanchieren.«
    »Wer seid ihr, und wo bringt ihr mich hin?«
    »Wir bringen dich an einen Ort, an dem du sicher vor Grace Stuart bist.«
    Ich schnaubte verächtlich. »Ja, klar. Und
sie
hat mich eingesperrt, um mich vor den Horden von Feinden zu beschützen, die es auf mein Blut abgesehen haben. Ich habe ihr nicht geglaubt, und ich glaube euch auch nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, auch wenn Ethan es im Dunkeln nicht sehen konnte. Oder vielleicht konnte er es auch – soweit ich wusste, konnten Feen im Dunkeln sehen.
    »Das kann ich dir nicht verdenken. Ich entschuldige mich für unsere Methoden, aber wenn wir uns die Zeit gelassen hätten, um alles zu erklären, wäre Lachlan aufgewacht, lange bevor wir damit fertig gewesen wären.«
    Mir fiel auf, dass er die Frage »Wer seid ihr?« überhaupt nicht beachtet hatte. Ich versuchte es anders. »Lass uns mal so tun, als würde ich dir glauben. Warum ›helft‹ ihr mir? Woher wisst ihr, wer ich bin? Woher wusstet ihr, wo ihr mich finden könnt?«
    »Eine Frage nach der anderen!«, entgegnete Ethan, und wieder klang es so, als würde er mich aufziehen.
    Ich knirschte mit den Zähnen und wünschte mir, es wäre nicht so dunkel, damit ich überprüfen könnte, ob mein wütendes Funkeln irgendeine Wirkung auf ihn hatte. Diese ganze Entführungsgeschichte kam ihm vielleicht wie ein Riesenspaß vor, doch nach allem, was seit meiner Landung passiert war, war mir echt nicht besonders nach Lachen zumute. Ich rieb mir die müden Augen. Ich konnte mich nicht genug auf eine Frage konzentrieren, die ich zuerst stellen wollte. Zum Glück hatte Ethan Mitleid mit mir und wählte selbst eine aus.
    »Dein Vater und deine Tante hoffen beide, zum Konsul ernannt zu werden, wenn die Amtszeit des aktuellen Konsuls vorüber ist. Wer auch immer dich in seiner Gewalt hat, hat viel größere Aussichten darauf, berufen zu werden.«
    »Was?«, schrie ich. »Warum?«
    »Das werde ich dir ein bisschen später auseinandersetzen. Aber ich werde es dir auf jeden Fall erklären, das verspreche ich. Wie dem auch sei, die Antwort auf deine Frage, warum Kimber und ich dir helfen, ist, dass wir es vorziehen würden, Grace Stuart nicht im Amt des Konsuls zu sehen. Sie ist einer der Top-Bewerber, und die Kontrolle über dich zu haben könnte ihren Sieg festigen. Es ist längst an der Zeit, dass Avalon den Schritt ins einundzwanzigste Jahrhundert macht, doch sie ist rückständiger, als erlaubt sein sollte. Dein Vater ist zwar auch nicht gerade fortschrittlich, aber er ist immerhin besser als Grace. Ich weiß nicht, was sie dir erzählt hat, um zu erklären, warum sie dich einschließt, doch es wäre durchaus möglich gewesen, dass man nie wieder etwas von dir gehört hätte.«
    »Willst du damit sagen, dass sie mich umbringen wollte?«, stieß ich hervor, und meine Stimme klang seltsam schrill. Ich hatte Tante Grace vielleicht nicht gemocht oder ihr vertraut, aber dass sie mich umbringen könnte, hätte ich nie gedacht. Es schien so weit hergeholt zu sein, dass es fast schon lächerlich war. Andererseits galt das für die

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