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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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so etwas gab, auch wenn die erwachsenen Feen im Grunde ewig jung blieben.
    Er lächelte schief, und mir wurde bewusst, dass ich ihn anglotzte, als wäre ich eine Zwölfjährige, die Justin Bieber traf. Innerlich packte ich mich selbst am Kragen und schüttelte mich kräftig, während es mir endlich gelang, mich von der Decke zu befreien. Meinen bloßen Füßen gefiel der kalte Steinboden nicht, doch ich hatte nicht vor, meinen Blick von der Fee zu wenden, um meine Socken und Schuhe anzuziehen.
    »Wer bist du?«, fragte ich, als er lächelnd, aber stumm vor mir stand.
    »Mein Name ist Ethan, und ich bin gekommen, um dich zu retten.«
    Okay. Vielleicht träumte ich ja doch. Der Nebel in meinem Kopf wurde dichter, als ich mir überlegte, welche meiner zahllosen Fragen ich zuerst stellen sollte.
    Ethan grinste noch immer. Ich schätze, er genoss die geistreiche Unterhaltung mit mir. »Es sei denn, du findest deine aktuelle Unterkunft schön und möchtest bleiben.«
    »Schnappen wir sie einfach und verschwinden dann«, erklang die schroffe Stimme eines Mädchens aus dem Nebenraum. Ich konnte sie nicht sehen, weil Ethan die Tür blockierte. Wo steckte eigentlich Lachlan?
    Ethan warf einen verärgerten Blick über seine Schulter. »Ich versuche, höflich zu sein«, entgegnete er. »Du hast doch schon mal was von Höflichkeit gehört, oder?«
    Das Mädchen knurrte ein paar Schimpfwörter, die ich hier nicht wiederholen möchte, und ich war plötzlich enttäuscht. Trotz der nicht gerade freundlichen Worte bemerkte ich die Vertrautheit in dem Austausch. Es bestand kein Zweifel daran, dass die beiden sich ziemlich nahestanden. Ich verdrehte die Augen. Warum zum Teufel sollte mich das kümmern?
    Ethan wandte mir seine Aufmerksamkeit wieder zu. »Wir sollten jetzt wirklich los. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Ich schaffte es, meinen Blick lange genug von ihm zu wenden, um mir die Socken anzuziehen. Hektisch dachte ich nach. Gab es einen Grund, warum ich mit diesem Kerl gehen sollte? (Außer natürlich, dass er ein echt heißer Typ war.) Ich hatte keinen Schimmer, wer er war oder warum er mich retten wollte – falls er das
tatsächlich
wollte –, und Tante Grace hatte mich gewarnt, dass ich in großer Gefahr schwebte. Sicher, ich traute Tante Grace keinen Millimeter über den Weg. Aber trotzdem …
    Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte, Zeit zu schinden, indem ich meinen Schnürsenkel noch einmal neu band. Ich hatte mir kurz vorher schon überlegt, dass ich Hilfe benötigen würde, wenn ich fliehen wollte. Hatte das Schicksal endlich Mitleid mit mir und schickte mir jetzt genau das, was ich brauchte? Oder waren Ethan und seine Freundin die
echten
Bösen? Dass er heiß war, bedeutete noch lange nicht, dass er nicht durch und durch verdorben sein konnte. Andererseits hatte ich wohl kaum eine Wahl, falls sie die Bösen waren. Sie waren zu zweit, und ich war allein. Vielleicht sollte ich versuchen zu schreien?
    Ethan kam einen Schritt näher. »Du wirst ohne einen Mucks mit uns mitkommen wollen«, sagte er, und in seinen Worten schwang der Hauch einer Warnung mit. »Wenn wir mehr Zeit hätten, könnte ich dich freundlich davon überzeugen, dass du uns vertrauen kannst, doch das muss warten, bis wir dich hier weggeschafft haben.«
    Ich funkelte ihn an. Irgendwie kam er mir mit einem Mal gar nicht mehr so toll vor. Ich zuckte zusammen, als plötzlich das Mädchen ins Zimmer kam und Ethan zur Seite schob. Sie war ebenfalls eine Fee, und sie sah noch jünger aus als Ethan und war möglicherweise in meinem Alter. Wenn sie auch diesen unverwechselbaren Höcker auf der Nase gehabt hätte, wäre sie die weibliche Version von Ethan gewesen – dasselbe lange blonde Haar, genauso schlank und die gleichen hellen Augen.
    »Hey!«, protestierte Ethan, als er stolperte, aber das Mädchen beachtete ihn gar nicht. Sie murmelte leise vor sich hin, während sie auf mich zukam.
    Ich beschloss, dass dies ein guter Zeitpunkt war, um laut zu schreien, doch als ich den Mund aufmachte, kam kein Ton heraus. Entweder litt ich vollkommen überraschend an der schlagartigsten Kehlkopfentzündung der Welt, oder das Mädchen hatte mich gerade mit einem Zauber belegt. Für mich war das ein eindeutiger Beweis, dass Ethan und das Mädchen zu den Bösen gehörten. Ich wollte mich ducken und an ihr vorbeirennen, aber sie packte mich am Arm. Zwar war sie gertenschlank wie ein Model, doch sie war ganz sicher nicht schwach. Durch meinen Kampf geriet die Kamee

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