Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
Vom Netzwerk:
und wandte sich dem letzten Menschenjungen zu, der als Erster verwundet worden war.
    Die Verletzung hatte wirklich schlimm ausgesehen, als ich sie mir zum ersten Mal angeschaut hatte, doch als Ethan nun ganz behutsam das Sweatshirt von der Wunde nahm, schien sie bereits aufgehört haben zu bluten. Drei wütende rote Linien zogen sich über die Brust des Jungen, aber die Schnitte waren nicht so tief, wie ich zu Anfang gedacht hatte. Ethan murmelte noch einen Heilzauber, doch offensichtlich war er vollkommen ausgelaugt. Die Wunden schlossen sich zwar etwas, aber längst nicht ganz. Man hätte sie leicht wieder aufreißen können. Als Ethan den Zauber zu Ende gesprochen hatte, schwankte er, und für einen Moment fürchtete ich, er könnte ohnmächtig werden. Stattdessen setzte er sich auf den Höhlenboden, lehnte seinen Kopf gegen das Sofa und schloss die Augen.
    Ich sah zu Kimber, die ihren Bruder noch immer mürrisch betrachtete. »Kannst du die Heilung nicht beenden?«, fragte ich und merkte sofort, dass das keine besonders gute Frage gewesen war.
    Ihre Miene wirkte plötzlich noch mürrischer. »Nein.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab.
    Okay. Ich nahm an, dass das ein heikles Thema war. Ich blickte zu der anderen Fee, dem Jungen, der entweder Kimbers Freund war oder auch nicht. Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich beherrsche das nicht gut genug, um die Lage zu verbessern«, sagte er. »Selbst wenn ich ein bisschen Flickarbeit mache, müssen wir sie noch immer ins Krankenhaus schaffen.«
    »Müssen wir eigentlich mit der Polizei über den Vorfall sprechen?«, fragte ich. Vielleicht könnte die Polizei mir helfen und mich aus diesem Schlamassel befreien.
    Niemand erwiderte meinen forschenden Blick, und alle schienen sich durch meine Frage unbehaglich zu fühlen. Immerhin war ich kurz zuvor ja auch Zeugin geworden, wie beim Angriff der Spriggans eine erstaunliche Anzahl von Waffen aufgetaucht war. Vielleicht hatte der
Studentische Untergrund
zu viel zu verbergen, um das Risiko einzugehen, die Polizei ins Spiel zu bringen.
    »Das wird nicht nötig sein«, erklärte Ethan. »Spriggans fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Polizei. Wir müssten mit dem Grenzschutz reden. Aber du wirst mir garantiert zustimmen, dass das im Augenblick keine gute Idee ist.«
    Ich war mir da nicht so sicher, wie Ethan annahm, doch ich hatte nicht vor, das jetzt anzusprechen. »Können wir dann hier verschwinden? Bitte?«
    Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Ethan half Jason auf die Beine, und Kimber kümmerte sich um den anderen Jungen. Beide schienen laufen zu können, obwohl ihnen die Anstrengung und die Schmerzen anzusehen waren.
    Als wir die Höhle verließen, war ich mir ziemlich sicher, dass wir nicht den Weg zurückgingen, den wir gekommen waren – allerdings ist mein Orientierungssinn zugegebenermaßen echt mies. Ich gehöre zu den Leuten, die sich sogar in einem Wandschrank verlaufen können. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich dieses Mal richtiglag. Ethan glaubte nicht, dass er noch die Kraft hatte, um die Steinplatten anzuheben, also brachte er uns stattdessen zu einem anderen Zugang zum unterirdischen Tunnelsystem. Praktischerweise befand sich dieser Einstieg im Keller des Hauses, in dem der Feenjunge wohnte. Ich kannte seinen Namen noch immer nicht, genau wie den Namen des zweiten verwundeten Jungen, aber es schien mir auch nicht der passende Augenblick, um sich einander vorzustellen.
    Dann trennten wir uns. Die Menschen und Kimbers Freund machten sich auf den Weg Richtung Notaufnahme, Ethan, Kimber und ich schleppten uns zurück in den Wohnkomplex. Auf den Straßen war zu dieser späten Stunde kaum jemand unterwegs. Ich fragte mich, ob Angriffe von Monstern in Avalon an der Tagesordnung waren. In ihrem Bestreben sicherzustellen, dass ich auch ja nie einen Fuß in diese Stadt setzen würde, hätte meine Mom die Attacken von alptraumhaften Feenkreaturen in den Straßen Avalons doch bestimmt erwähnt. Andererseits musste es einen Grund dafür geben, dass der Menschenjunge eine Pistole gehabt hatte und dass sämtliche Feen mit Messern bewaffnet gewesen waren.
    Warum hatte ich noch mal gedacht, hierherzukommen könnte eine gute Idee sein?
    Als wir zurück auf den Hof kamen, ergriff Ethan meinen Arm, als wollte er mich stützen, obwohl ich eigentlich ganz sicher auf den Beinen gewesen war.
    »Du siehst erschöpft aus«, sagte er.
    »Danke, gleichfalls.«
    Er grinste schief, doch

Weitere Kostenlose Bücher