Rosendorn
nicht verkneifen hinzugehen – nur um zu sehen, wie Finn reagieren würde.
Natürlich tat er es
nicht.
Reagieren, meine ich. Er folgte mir einfach wie bisher, die Sonnenbrille auf der Nase. Selbst mit seinen versteckten Augen und seiner »Ich bin ein furchterregender Kerl«-Ausstrahlung ertappte ich eine der Verkäuferinnen dabei, wie sie seine Rückansicht musterte. Ich musste lächeln.
Ich schlenderte zu den Höschen, die gerade im Angebot waren – natürlich hätte ich einen BH kaufen können, doch das wäre bei meiner jämmerlich flachen Brust totale Verschwendung gewesen. In der Hoffnung, Finn zum Zusammenzucken zu bringen, hielt ich ein schwarzes Tangahöschen hoch und betrachtete das Preisschildchen, während ich meinen Bodyguard aus den Augenwinkeln beobachtete. Noch immer nichts. Offenbar war es nicht so leicht, ihn in Verlegenheit zu bringen. Ich dagegen war vermutlich rot wie ein Feuermelder. Dieser Plan war ganz klar nach hinten losgegangen.
Weil ich nicht wollte, dass Finn merkte, dass ich hier nur gestöbert hatte, um ihn zu ärgern, kaufte ich den Tanga und dazu noch etwas praktischere Unterwäsche. Davon kann man schließlich nie genug haben. Vor allem, wenn man es hasst zu waschen. Ich reichte Finn die Tüte, damit er sie für mich trug. Eine Sekunde lang zögerte er, und ich schwöre, dass ich in dem Moment seinen durchdringenden Blick sogar durch die dunkle Sonnenbrille hindurch auf mir spüren konnte. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah ich zu ihm hoch und genoss den Beweis, dass ich ihn zumindest ein bisschen aus der Ruhe gebracht hatte. Er fasste sich schnell wieder und nahm mir wortlos die Tasche ab. Ich wünschte, ich hätte eine Kamera dabeigehabt, denn es sah ziemlich lustig aus, wie er mit einer
Victoria’s-Secret
-Tüte in der Hand versuchte, das Bild des Achtung gebietenden, knallharten Bodyguards aufrechtzuerhalten.
Meine Füße begannen zu schmerzen, also machte ich mich – auch wenn die Ausbeute meines Shoppingtrips nicht gerade berauschend war – auf den Weg zu dem
Starbucks,
den ich gesehen hatte. Selbstverständlich machte ich dank meines erbärmlichen Orientierungssinns ein paar ungewollte Umwege. Als Finn verstand, dass ich mich verlaufen hatte, fand er lange genug seine Stimme wieder, um mich zu fragen, wohin ich wolle. Dann verstummte er wieder, während er mich zum
Starbucks
führte.
Ich kaufte mir einen Venti Mokka mit viel Schlagsahne. Als ich Finn anbot, sich ebenfalls ein Getränk auszusuchen, schüttelte er nur wortlos den Kopf.
Ich hatte gerade meinen Mokka bekommen und suchte den kleinen Laden nach einem freien Platz ab, als Finn sich plötzlich vor mich stellte. Beinahe hätte ich ihm den gesamten Inhalt meines Bechers über den Rücken gekippt, weil ich den Deckel abgenommen hatte, um einen Schluck zu trinken.
»Hey!«, rief ich, doch er stand wie eine Wand vor mir. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er den heißen Kaffee auf seinem schicken Anzug überhaupt bemerkte.
»Ich habe keine bösen Absichten«, sagte eine Stimme.
Ethans
Stimme.
Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog, als ich einen Blick hinter Finns Körper hervor machte, um sicherzugehen, dass meine Ohren mich nicht getäuscht hatten. Aber nein, es war tatsächlich Ethan, der dort im Eingang stand. Mein Herz schnürte sich schmerzvoll in meiner Brust zusammen.
Ethan hielt die Hände in die Höhe, um zu zeigen, dass er friedlich gesinnt war. »Ich möchte nur einen Moment mit Dana reden«, sagte er. Er hatte mich zwar gesehen, doch in dem Moment hatte er nur Augen für Finn. Ich kann nicht sagen, dass ich ihm das übel nehmen konnte.
Das
zumindest nicht.
Mit einem Mal fühlte sich der Anhänger auf meiner Haut heiß an. Ich betastete ihn. Er war nicht so heiß, dass es unangenehm war, aber er war auf jeden Fall wärmer, als er hätte sein sollen. Meine Haut kribbelte, als würde mich statische Elektrizität durchzucken.
»Sir, ich rate Ihnen, Abstand zu halten«, warnte Finn und klang todernst. Ein paar andere Gäste hatten die Situation erfasst und beobachteten uns neugierig. Ich hoffte, es würde nicht ernsthaft ein Streit ausbrechen.
Ethan wandte den Blick von Finn und sah mich an. »Ich muss dringend etwas mit dir besprechen«, sagte er.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust – wobei ich darauf achtete, nicht noch ein paar wertvolle Tropfen meines Mokkas zu verschütten – und funkelte ihn wütend an. »Ich habe dir nichts zu sagen.« Ich hoffte, dass ich zornig
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