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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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klang, obwohl sein Anblick mir einen Stich ins Herz versetzte. Ich hätte mich nicht so betrogen fühlen sollen. Nicht, wenn ich von Anfang an gewusst hatte, dass er zu gut war, um wahr zu sein. Doch ich empfand es so.
    Ethan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe das alles hoffnungslos vermasselt«, seufzte er. »Aber du weißt noch nicht alles. Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.«
    Das Kribbeln war noch immer nicht verschwunden. Würde gleich ein Blitz einschlagen oder irgendwas in der Art? Ich ließ die Arme sinken und rollte in der Hoffnung meine Schultern, dass das Gefühl nachlassen würde.
    »Dann schieß los«, sagte ich so gleichgültig wie möglich.
    »Unter vier Augen«, entgegnete Ethan.
    »Auf keinen Fall«, widersprach Finn.
    Ethan wirkte verzweifelt – und fast ein bisschen ängstlich. »Ich meine ja nicht in einem abgetrennten Raum hinter verschlossenen Türen. Ich meine, dass wir beide uns an einen Tisch setzen und dass Sie in einiger Entfernung bedrohlich in der Gegend herumstehen. Ich bin kein Gegner für einen Ritter, und das wissen wir beide. Sie ist also nicht in Gefahr.«
    Nicht vergessen: Später Dad fragen, was ein Ritter ist.
Denn ich konnte praktisch heraushören, dass das Wort für die beiden eine andere Bedeutung hatte als für mich.
    Finn schwieg eine ganze Weile. Lange genug für einige unserer Beobachter, um das Interesse zu verlieren und den Blick abzuwenden. Ich fürchtete allmählich, dass der Anhänger an meinem Hals mich doch noch versengen würde – und das Kribbeln würde mich vermutlich noch verrückt machen –, als es plötzlich aufhörte. Die Kamee kühlte schneller ab, als normal gewesen wäre, und das Kribbeln war weg.
    »Es wird so sein, wie meine Lady es wünscht«, sagte Finn, und ich war froh, dass ich gerade nicht von meinem Mokka getrunken hatte, denn sonst hätte ich mich garantiert daran verschluckt.
    Meine Lady?
Waren wir unbemerkt ins Mittelalter befördert worden? Aber nein, irgendwie glaubte ich nicht, dass es damals schon
Starbucks
gab.
    Ethan warf mir einen flehenden Blick zu. »Dana, es ist sehr wichtig. Glaub mir, ich würde nicht riskieren, die Wut eines Ritters auf mich zu ziehen, wenn es nicht so wäre.«
    Ich wollte im Moment ganz bestimmt nicht mit ihm reden. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass ich nie wieder mit ihm reden wollte. Doch ich bezweifelte, dass ich nachts würde ruhig schlafen können, wenn ich nicht hörte, was auch immer Ethan mir zu erzählen hatte.
    »Also gut«, sagte ich.
    Finn führte mich zu zwei gemütlichen Sesseln in einer Ecke. Eine menschliche Frau – vermutlich eine Touristin, wenn ich mir ihr »I ♥ Avalon«-T-Shirt so ansah – saß in einem der Sessel. Finn musste nicht einmal etwas sagen, um sie so einzuschüchtern, dass sie den Platz freiwillig räumte. Ich sah zu ihm hoch.
    »Sie sind ein ganz schöner Idiot. Sie war immerhin zuerst da.«
    Finn ließ sich nicht anmerken, ob er meinen Tadel überhaupt
gehört
hatte, geschweige denn, ob er ihn sich zu Herzen nahm, während Ethan von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, der vermutlich etwas ganz anderes war.
    Ich ließ mich in den Sessel sinken, der schon die ganze Zeit frei gewesen war, und überließ Ethan den Sessel der Touristin. Finn zog sich zur Tür zurück, wo er Stellung bezog, und ich war unsinnigerweise dankbar für die Distanz.
    Ich versuchte, cool und ausdruckslos zu wirken, als ich an meinem Mokka nippte und meinen Blick auf einen Punkt hinter Ethans linker Schulter statt auf sein Gesicht richtete.
    »Tut mir leid«, sagte er. Es war so unangemessen und armselig, dass meine coole, ausdruckslose Ausstrahlung mit einem Schlag verschwunden war. Einen Moment lang spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, ihm eine Gesichtsbehandlung mit meinem heißen Mokka zu verpassen. Er schüttelte den Kopf, ehe ich ihm sagen konnte, wohin er sich seine jämmerliche Entschuldigung schieben konnte.
    »Aber darüber wollte ich nicht mit dir reden«, fuhr er fort. »Ich wollte es einfach nur sagen, auch wenn ich weiß, dass es die Situation nicht besser macht. Und auch wenn du mir wahrscheinlich nicht glaubst.«
    »Du hast recht, ich glaube dir nicht.« Ich nahm einen Schluck von meinem Mokka und bemerkte, dass meine Hand zitterte. Im Moment hielt ich meinen Schmerz zurück, doch es würde nicht viel brauchen, damit er sich Bahn brach. Und wenn das geschah, übernahm ich keine Verantwortung für das, was dann passierte.
    Ethan holte tief Luft –

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