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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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Gefolgschaftstreue mehr schuldig sind. Und in Faerie ist die Vorstellung, dass alle Geschöpfe gleich sind, so lächerlich, dass es schon fast ein Sakrileg ist. Die Sidhe – das Elfenvolk, dessen Bild du dir vorstellst, wenn du an die Feen denkst – sind die Aristokratie von Faerie. Lachlan gehört nicht zu den Sidhe. Ich schon.«
    Mit leicht zusammengekniffenen Augen blickte ich ihn an und hatte noch immer das Bedürfnis, Lachlan verteidigen zu müssen. »Also willst du damit sagen, dass du besser bist als er, weil du zu den Sidhe gehörst?«
    Ich erwartete, dass er etwas Beschwichtigendes sagte. Stattdessen sah er mir direkt in die Augen und antwortete: »Ja.«
    Schockiert blinzelte ich. Es gab viele Menschen auf der Welt, die sich für besser hielten als ihre Umgebung, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass irgendjemand diesen Dünkel tatsächlich
zugegeben
hätte.
    »Lachlan ist ein Troll«, fuhr mein Vater fort. »Er hat ein menschliches Aussehen – wenn er das nicht hätte, hätte nicht einmal Grace ihn legal nach Avalon bringen können –, aber das ändert nichts daran, was er in Wirklichkeit ist.«
    Mir war übel. Dad war nicht nur ein Snob. Er war ein intoleranter Fanatiker. Ich hatte ihn mögen, vielleicht sogar irgendwann lieben wollen, doch das konnte ich mir bei einem so intoleranten Menschen nicht vorstellen.
    Dad beugte sich zu mir herüber, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen.
    »Die Feen in Avalon geben vor, Menschen zu sein«, sagte er. »Aber das sind wir nicht. Wir werden immer zuerst Geschöpfe aus Faerie sein und in zweiter Linie Einwohner von Avalon. Ein paar junge Männer wie Alistair Leigh glauben, sie könnten das ändern, doch die Feen ändern sich nicht. Wir werden niemals ein auf Gleichheit beruhendes Volk sein, und wir werden uns auch niemals ganz von den Höfen lösen. Wir gehören dem Hof unserer Eltern an, und das auf Lebenszeit. Jeder, der etwas anderes behauptet, liegt entweder falsch oder ist einfach nur naiv.«
    Ich hatte das Gefühl, dass in den Worten meines Vaters eine unterschwellige Botschaft steckte.
Wir gehören dem Hof unserer Eltern an.
Mit anderen Worten: Obwohl ich halb Mensch bin, »gehöre« ich dem Sommerhof an. Natürlich hatte er mir diese Botschaft schon mitgeteilt, indem er mir den Anhänger geschickt hatte. Ich war nur nicht in der Lage gewesen, diese Botschaft auch zu verstehen.
    »Das ist der Grund, warum die Anspannung so wächst, wenn ein Mitglied der Feen die Position des Konsuls übernehmen soll«, fügte mein Vater hinzu. »Ob der Konsul nun Angehöriger des Sommer- oder des Winterhofes ist, ist den menschlichen Bewohnern Avalons ziemlich egal, aber den Feen …« Er erschauderte übertrieben und warf mir dann ein betrübtes Lächeln zu. »Ich möchte deine Mutter dafür hassen, dass sie dich versteckt und mich nicht einmal informiert hat, dass es dich gibt.« Sein Lächeln erstarb, und er seufzte. »Doch sosehr ich mich auch bemühe, ich kann ihr nicht die Schuld geben.«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich. Ich konnte Mom die Schuld an vielen Dingen geben, die sie getan hatte, aber mich von Avalon fernzuhalten gehörte nicht dazu. Wenn ich von Anfang an die Wahrheit gekannt hätte, dann wäre ich niemals hierhergekommen.
    Ich beugte mich vor, um meine noch immer halbvolle Tasse auf den Couchtisch zu stellen. Als hätte er einen eigenen Willen, rutschte mir in diesem Moment der Anhänger aus dem Ausschnitt meines Shirts. Ich war mir sicher, dass es meinem Dad aufgefallen war, obwohl er nichts dazu sagte. Es wäre wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt gewesen, um ihn mit der Tatsache zu konfrontieren, dass er mir die Kamee ohne eine Erklärung zu ihrer Bedeutung geschickt hatte. Doch ich wollte mich jetzt nicht mit dieser bewussten kleinen Täuschung auseinandersetzen.
    »Ich habe deine Frage nicht beantwortet«, sagte mein Vater, und ich war erleichtert, dass er den Anhänger unkommentiert ließ. »Im Haus bist du durch die Kraft meiner Bannsprüche sicher. Außerhalb bist du verletzlich und angreifbar, also darfst du das Haus niemals allein verlassen.«
    Mein Mut sank. Vielleicht würde Dad mich doch noch, wie Tante Grace auch, als Gefangene behandeln.
    »Ich werde einen … Begleiter für dich einstellen«, fuhr er fort. »Wenn du das Haus verlässt, darfst du das nur mit mir oder deinem Begleiter zusammen tun.«
    »Meinst du damit so etwas wie einen Bodyguard?« Die Vorstellung war

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