Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
genommen. Aber jetzt glaubt er auch, dass ich Personenschutz
brauche.«
    »Braucht er keinen?«
    »Er?« Özlem schüttelte
den Kopf. »Markus ist im Ausland.«
    »Wissen Ihre Brüder,
wo?«
    »Nein.«
    »Sind sie darüber
im Bild, dass Sie jetzt hier sind? Bei mir?«
    Hektisch sah Özlem
sich um.
    »Natürlich habe
ich denen nichts gesagt, nicht ein Sterbenswörtchen.«
    »Okay. Haben Sie
den Verdacht, dass man Sie beobachtet?«
    »Nein … doch …
vielleicht …«
    »Wer weiß sonst,
dass wir uns treffen, außer Ihrem Freund?«
    »Niemand. Wäre
Selbstmord.«
    »Wo leben Ihre
Eltern?«
    »Meine Mutter in
Gaustadt. Mein Vater ist tot.«
    »Wohnen Sie allein
oder mit Ihrem Freund?«
    »Allein.«
    »Und Ihre Brüder
wissen, wo?«
    »Klar.«
    Als Özlem nicht
mehr herausrückte, sagte Katinka: »Na, gut. Welche Art Bewachung möchten Sie?«
    »Rund um die Uhr.«
    Schande, dachte
Katinka.
    »Dazu brauche ich
Verstärkung. Ich arbeite mit einer Sicherheitsagentur zusammen.«
    Özlem rieb sich
die Augen. »Ich brauche Sie höchstens für eine Woche.«
    »Und dann?«
    »Haue ich ab.«
Sie schnippte ihre Kippe in den Aschenbecher.
    »Wohin?«
    Özlem hob die rechte
Schulter.
    »Glauben Sie, dass
ein Ortswechsel Ihre Brüder abhält, Ihnen was anzutun?«
    »Denke schon. Ich
will weit weg. Markus und ich müssen noch … na ja, finanziell alles gebacken kriegen.«
    »Wenn jemand rund
um die Uhr bei Ihnen sein soll, dann begleiten ich oder ein Kollege Sie überall
hin. Ich bin Ihr Schatten. Das ist nicht ganz billig. Außerdem brauchen Sie eine
sichere Unterkunft. Das kann fürs Erste ein Hotel sein.«
    Katinka ließ sich
bei ihren Aufträgen eine Anzahlung geben und begann, egal wie dramatisch der jeweilige
Klient seine Lage schilderte, erst dann mit der Arbeit, wenn das Geld bar in der
Kasse oder auf ihrem Konto gelandet war.
    Özlem hob wieder
die Schulter. Sie war ziemlich mager, fand Katinka. Von der andauernden Nervosität
mitgenommen. Ein richtiges Wrack.
    »Dürfen Ihre Brüder
sehen, dass Sie Personenschutz haben? Oder muss ich unsichtbar sein?«
    Özlem brach zusammen. Sie warf sich über den Tisch und presste beide Hände
an die Schläfen. »Verdammte Scheiße! Sie müssen mir sofort helfen.«
    Katinka fühlte die Beretta im Halfter ihrer Jeans. Nach dem bizarren Besuch
bei Kriwanek hatte sie die Waffe aus dem Schrank genommen. Das Metall war warm und
schwer.
    Die ungenauen Informationen gefielen ihr nicht. Fast, als hätte Özlem nur
eine diffuse, alptraumhafte Angst. Doch zu besseren Hinweisen würde sie heute nicht
mehr kommen. Sie nannte die Höhe der Anzahlung. »Wenn Sie wollen, gehen wir zusammen
zum Geldautomaten. Und von dort ins Hotel. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn
Sie gar nicht mehr nach Hause gehen.«
    »Okay«, flüsterte Özlem.
    Eigentlich habe
ich keine Lust und keine Zeit, dachte Katinka. Und ich sollte zum Arzt und meine
Schilddrüsenwerte messen lassen. Die Schweißausbrüche gingen ihr auf den Wecker.
Außerdem kam ihr Özlems Geschichte zu ungenau und zu platt vor. Während sie sich
mit ihrem Taschenkalender Luft zufächelte, rief sie bei Security App an, der Sicherheitsfirma,
mit der sie seit einiger Zeit bei Personenschutzaufträgen kooperierte. Das Gespräch
dauerte keine drei Minuten.
    »Gut, Özlem«, sagte
Katinka. »Sie kriegen drei Beschützer, einen für je eine Schicht. Ich fange sofort
an. Acht Stunden.«
    Sie stand auf.
Die Beretta schlug gegen die Tischkante. Özlem zuckte zusammen.
    Mit den Brüdern
werde ich schon fertig, dachte Katinka, während sie erneut das Telefon zur Hand
nahm und ein Hotelzimmer reservierte.
     
    22
     
    »Kerschensteiner hat prächtige Arbeit
geleistet!« Hardo war bei Mahrsbräu gewesen und mit einem Zwei-Liter-Biersiphon
voller Frischgezapftem zurückgekommen. »Wir haben den Dritten auf Kohlschwabs Liste
identifiziert.«
    »Du schwärmst ja
in den höchsten Tönen von deiner Mitarbeiterin«, bemerkte Katinka kühl.
    Hardo packte Katinka
am Nacken. So, wie man eine Katze packen würde. »Lästermaul.«
    Er wollte Frieden.
Nur keine Debatte über das Haus. Ihr sollte es recht sein.
    »Ich sage nur,
was ich beobachte. Die letzten acht Stunden bin ich mit einer durchgeknallten Tussi
im Hotel gesessen.« Sie berichtete von ihrem neuen Auftrag. »Ich musste sie sogar
mit sanfter Gewalt dazu zwingen, im Ibis ein Zimmer zu nehmen. Die wollte glatt
fröhlich durch die Stadt spazieren, von einem Café zum anderen.«
    »Kein witziger
Auftrag«, gab Hardo

Weitere Kostenlose Bücher