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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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zwei bunten Schals
um den Hals drehte den Kopf, als Katinka hereinkam.
    »Sie wünschen?«
    »Ich habe ein Haus
gekauft«, sagte Katinka. »Die Renovierungsarbeiten sind in drei Wochen beendet.
Danach sieht es dort aus wie …«
    »Ja, das kenne
ich. Da muss man ordentlich von oben bis unten durchschrubben. Bei uns sind Sie
an der richtigen Adresse. Absolut.« Sie griff nach einem Terminbuch. »Wie viele
Quadratmeter?«
    »230.«
    Die Frau hob die
Augenbrauen. »Holla, das sieht nach einer größeren Sache aus.«
    »Wissen Sie«, Katinka
beugte sich vertraulich vor, »ich hätte gern das Team, das in der Sodenstraße putzt.«
Sie nannte die Adresse. »Von meinem Bekannten habe ich den Tipp. Borgermann, sagt
er, hätte die besten Leute.«
    »So? Wir schicken
aber selten dieselben Kräfte. Obwohl … das letzte Mal hatten wir Fabio Birk dort
und zwei von unseren Frauen. Ach, und vorletztes Mal auch.«
    Katinka sagte eine
Fantasieadresse und einen Fantasienamen auf, den die Dame mit den bunten Schals
sorgsam notierte. »Am 8. Mai ginge es bei uns. Passt das?«
    »Danke!« Katinka
lächelte sie an und verließ das Büro.
    »Fabio Birk«, murmelte
sie vor sich hin, während sie zurück in die Hasengasse radelte. Den Namen fand sie
im Telefonbuch. Der Mann wohnte in Eltmann. Sie schrieb die Nummer auf und grübelte
eine Weile.
    Birk konnte keiner
von den Verstümmelten sein. Ansonsten wäre er nicht arbeitsfähig. Davon aber hatte
die Verwaltungsfrau nichts gesagt.
    Vielleicht stimmt
ja meine Theorie nicht, dachte Katinka.
    Sie rief Hardo
an. Sie würde ihm keinesfalls den Gefallen tun und bocken. Sie konnte Berufliches
und Privates auseinanderhalten.
    »Günther Kriwanek.
Ihm fehlt das linke Ohr. Er hat eine Heidenangst und einen Revolver. Wäre interessant,
wo er ihn herhat. Und seit wann er ihn besitzt.«
    »Ich schicke gleich
jemanden hin.«
    »In Ordnung.« Katinka
legte auf. Dann machte sie sich daran, das Internet abzugrasen. Irgendwie musste
sie einen verlässlichen Zweitgutachter für das Haus finden.
     
     
    20
     
    Feli Bohnstett staunte. Sie hatte
Zeit gefunden, sich im Internetcafé in der Königstraße ausführlich mit Rosenzucht
zu befassen. Tatsächlich hatte sie einiges an Trends und aktuellen Entwicklungen
aufzuholen. Ihre eigenen züchterischen Ambitionen lagen Jahre zurück. Die Hagebutten,
soviel stand fest, waren nichts anderes als der Ausgangspunkt für eine neue Rosensorte.
Aber die Jahreszeit stimmte nicht. Hagebutten wurden im Herbst geerntet, anschließend
im Gewächshaus ausgesät, und im Frühjahr kamen die zarten Sämlinge in die Erde,
um sich zu einer handfesten Rose auszuwachsen. Der Weg zu einer neuen Rose war lang;
ein bisschen Zeit musste man schon mitbringen, um schlechte Pflanzen nach und nach
auszusortieren und gute weiter zu beobachten, bis man ein akzeptables Resultat vor
sich blühen hatte.
    Es konnte also
nur folgendermaßen sein: Diese Hagebutten waren übrig. Vielleicht aussortiert worden,
als zweite Wahl. Feli hielt zwei von ihnen auf der Handfläche. Sie sahen geradezu
perfekt aus. Also nicht zweite Wahl. Vielleicht Ersatzhagebutten, falls etwas mit
der ersten Aussaat nicht funktionieren sollte. Oder es gab diese Rose längst. Aber
so war es nicht. Bestimmt nicht. Feli schob die Aufzeichnungen auf ihrem Küchentisch
hin und her. Die Papiere, die sie mitsamt der Büchse voller Hagebutten aus dem Müll
geangelt hatte, sprachen eine andere Sprache. Jemand hatte eine neue Rose geschaffen.
Feli schnaubte. Menschen fanden sich nicht damit ab, irgendwann von der Erdkruste
zu verschwinden. Sie suchten nach einer Möglichkeit, sich selbst auf ewig zu erhalten.
    Darauf kann ich verzichten, fand Feli. Auf ewig Ärger mit Papierkram, Nachbarn,
Tochter? Ohne mich. Aber natürlich ganz schön unvorsichtig, diesen Unsterblichkeitsschatz
auf eine Müllkippe zu schmeißen. Oder sollte die Zucht vernichtet werden? Diesen
Gedanken hatte Feli die halbe Nacht gewälzt. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass
jemand, der Hagebutten zerstören wollte, sie vermutlich verbrannte. Denn wer sagte,
dass nicht durch Zufall eine Hagebutte in die Erde fiel und durch einen weiteren
Zufall und Kraft der Natur doch eine Pflanze daraus wuchs?
    Es konnte natürlich
genauso sein, dass zur Landesgartenschau eine neue Rose erblühen sollte. Die Bamberg-2012-Rose.
Feli kicherte. Aber warum sollte man die Hagebutten in einer Metalldose über den
Winter stehen lassen?
    Feli hielt nur eine einzige Lösung für logisch:

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