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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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zu. »Personenschutz ist meistens langweilig.«
    »Es ist so ähnlich,
wie im Museum als Wächter zu arbeiten. Ödnis pur. Du blätterst in einer Zeitschrift,
surfst im Internet, unterhältst dich. Jenna hat mich um 20 Uhr abgelöst. Sie bleibt
bis vier, dann kommt der Dritte im Bunde, und um 12 darf ich wieder Kindermädchen
spielen. Aber jetzt erzähl mal. Wer ist dieser Theo Bauer?«
    »Ein Rentner.«
    »Aha. Und?«
    Hardo goss Bier
in zwei Krüge. »Das ist es ja! Er ist nie aktenkundig geworden. Es gab nie eine
Anzeige gegen ihn. Der Kerl hat in seinem Leben vermutlich nicht mal falsch geparkt.«
    »Theo Bauer ist
ein häufiger Name. Vielleicht habt ihr einen anderen erwischt?«
    »Wir haben den
richtigen«, widersprach Hardo. »Ihm fehlt ein Finger.«
    »Uff!« Katinka
schnappte sich einen Krug. » Der Finger?«
    »Auf dein Spezielles!«
Er lächelte, und in seinen eisgrauen Augen spiegelte sich Katinkas eigene Unsicherheit.
Hardo würde versuchen, sie auf Linie zu bringen. Aber sie wollte das Haus. Wenn
nicht das Haus, dann irgendwas anderes Neues. Etwas ausprobieren, eine Veränderung
herbeiführen.
    »Hardo, dennoch:
Was ist das für eine Liste, die Kohlschwab dir gegeben hat? Was sollen diese Namen?
Hat er das irgendwie kommentiert? Der Staatsanwalt, meine ich?«
    »Er spielt einfach
selbst gern Detektiv. Hat sich ein paar Gedanken gemacht und Wahrscheinlichkeiten
errechnet. Seit Jahren sammelt er Namen. Ganze Notizbücher voll. Er kennt Hinz und
Kunz in der Stadt und er hört eine Menge Glocken läuten, wenn du so willst.«
    »Ein ganzes Glockenorchester.«
    »Jemand hat ihm
diese Namen zugetragen. Du musst in den einschlägigen Zirkeln sein. Kohlschwab ist
überall Mitglied. Bei den Rotariern. Den Rittern vom Heiligen Grab. Sogar in der
Fremdenlegion. Ehrenhalber.«
    »Das ist der Brüller!«
    Hardo trank seinen
Krug zur Hälfte leer. »Ihm selbst sind die Hände gebunden, weil er, was diese drei
Herren auf unserer Liste betrifft, keine wirklichen Hinweise hat. Gerüchte, Aufgeschnapptes,
Halbgares. Auf offiziellem Weg läuft da nichts.«
    »Aber er hofft,
dir mit den Namen einen Gefallen getan zu haben. Damit du den Mord an Walters flott
aufklärst.«
    »Er ist ein Mathematiker,
Katinka. Er sucht sich seine Variablen zusammen und rechnet. Man muss nicht unbedingt
durchs Universum fliegen, um es zu verstehen. Man kann schlicht die Sterne beobachten
und Gleichungen aufstellen.«
    »Er ist Staatsanwalt,
nicht Mathematiker.«
    »Bis zur Pension
hat er nicht mehr lange. Ihn treibt um, dass er sein Berufsleben lang in Graubereiche
vorstieß. Dass er nichts machen konnte und seine Ermittler auch nicht.«
    »Also will er reinen
Tisch machen, bis er sich aufs Altenteil zurückzieht?«
    »So weit wird es
nicht kommen. Aber vielleicht fehlen ihm noch ein paar Unbekannte.«
    »Die er für x und
y in seine Gleichungen einsetzen kann? Dann ist er nichts anderes als ein gerissener
Manipulator.« Katinka sah entsetzt in ihren Krug. »Das Bier verdunstet vor meinen
Augen.«
    »Ich habe einen
zweiten Siphon im Kühlschrank«, beruhigte Hardo.
    »Da bin ich aber
froh.«
    Er zog sie kurz
an sich. Ein stiller Moment, leider ungenießbar. Zu viele offene Fragen. Katinkas
Schultern verspannten sich.
    »Was ist mit diesem
Rentner los? Wann hat er den Finger verloren?«
    »Er sagt, es wäre
ein Arbeitsunfall gewesen. Er hätte im Rosenbeet gekniet, hätte sich mit der Hand
auf dem Gartenweg abgestützt und jemand wäre mit einem schweren Schubkarren über
seine Hand gefahren. Der Finger sah übel aus, war extrem gequetscht, heilte nicht,
wurde abgenommen.«
    »Ich denke, der
Typ ist Rentner.«
    »Er gärtnert. Ist
sein Hobby. Allerdings haben wir das überprüft. Der behandelnde Arzt beruft sich
auf seine Schweigepflicht, aber Bauers Frau hält mit ihrer Meinung nicht hinter
dem Berg. Der Finger wäre gleich amputiert worden, sagte sie.«
    »Was stimmt jetzt?«
    »Kerschensteiner
hat Bauer in die Zange genommen. Sie hat gesehen, dass alle anderen Finger an seiner
Hand völlig normal aussehen. Also von wegen, dass etwas Schweres seine Hand überrollt
hätte. Er ist bei seiner Geschichte geblieben.«
    »Aber ihr habt
den Finger! Es muss doch rauszufinden sein, ob er Bauer gehört.«
    »Kerschensteiner
hat seine Zahnbürste mitgehen lassen. Die DNA-Analyse sagt: Der Finger gehört Theo
Bauer.« Hardo schenkte Bier nach. »Und er ist kein bisschen gequetscht, sondern
sauber abgeschnitten worden. Jetzt möchtest du alles über den

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