Rosenfolter
ausgehalten?«
»Er ist hyperaktiv.
Sein Stoffwechsel verlangt kon-stante Betriebstemperatur, und die erreicht er nur,
wenn er ordentlich Kohlen aufs Feuer legt.« Katinka starrte auf ihre Hände. »Und
er ist nicht mein Wischnewski.«
18.4.2012 – Mittwoch
23
Katinka hatte keinen Schimmer, wie
sie es geschafft hatte, rechtzeitig aufzustehen, um ihr Auto zu holen und um sieben
Uhr morgens in Eltmann vor der Wohnung von Fabio Birk zu parken. Zu ihrer großen
Überraschung stieg Sabine in diesem Moment aus einem blauen Van.
»Gell, da schaust!«,
sagte Sabine grinsend. Sie trug Zivilkleidung.
»Scheiße, Frau,
du bist unwiderstehlich!« Katinka klopfte ihr auf die Schulter. Ein eigenartiges
Gefühl beschlich sie. Sabine Kerschensteiner war wirklich grimmig entschlossen,
im Polizeidienst aufzusteigen.
Fabio Birk öffnete. Er hatte bereits die Uniform der Firma Borgermann an:
einen grauen Overall mit rot eingefasstem Namensschild.
»Ja?«, fragte er.
»Fabio Birk?« Sabine stellte sich vor. »Meine Mitarbeiterin, Katinka Palfy.
Können wir Sie einen Moment sprechen?«
Birks Gesicht wurde so grau wie sein Overall. Er war ein junger Typ mit schütterem
Haar, das er mit Hilfe großer Mengen Wetgel zu Stacheln aufgerichtet hatte. Er war
schlank, sportlich und rasiert. Mürrisch führte er seinen Besuch in ein Wohnzimmer.
»Setzen Sie sich.«
Katinka sah sich um. Es sah aus, als habe Birk auf dem Sofa geschlafen.
Vor dem Fernseher.
»Sie haben«, Sabine
sah auf einen Zettel in ihrer Hand, »am 12. März und am 9. April in einer Villa
in der Sodenstraße Reinigungsarbeiten vorgenommen?«
Katinka verkniff
sich ein Grinsen. Reinigungsarbeiten vorgenommen. Wenn Sabine ihren Polizeijargon
abspulte, konnte sie selten ernst bleiben.
»Und?«
»Gemeinsam mit
zwei Kolleginnen. Mandy Schwerte und Katharina Schmidtberger?«
»Und?«
»Ist das korrekt?« Sabine blickte Fabio unverwandt an.
»Ja. Stimmt. Also,
das heißt, bei den Terminen müsste ich im Terminbuch nachsehen. So genau merke ich
mir das nicht auswendig.«
»Aber die Villa
ist Ihnen bekannt?«
»Sicher.«
»Wissen Sie, wie
der Eigentümer heißt?«
»Kora oder Korina
oder so ähnlich«, murmelte Birk und sah weg.
»Und Sie waren
zwei Mal dort tätig?«
»Zwei oder drei
Mal. Keine Ahnung. Fragen Sie am besten im Büro nach. Wir haben Kunden im ganzen
Landkreis.«
»Schön. Schildern
Sie uns bitte Ihren Eindruck von der Villa.«
»Was wollen Sie
eigentlich?«
»Wir haben ein
paar Zeugenaussagen miteinander abzugleichen«, antwortete Sabine geschäftsmäßig.
»Es geht um Körperverletzung. Hundebiss.«
»Ach so. Ja, die
Hunde. Das sind ganz fiese Biester«, nickte Birk.
»Waren die Hunde
im Zwinger, wenn Sie zum Reinigen kamen?«, fragte Katinka.
»Ja. Der Gärtner
hat uns reingelassen. Da ist ein elektrisches Tor. Wir haben mit dem Handy angerufen,
uns angemeldet, dann wurden die Hunde eingesperrt, und das Tor öffnete sich. Wir
fuhren rein, und hinter uns schloss sich das Tor.«
»War jemand in
der Villa anwesend, während Sie putzten?«, machte Sabine weiter.
»Nur der Gärtner.
Ein vierschrötiger Typ. Aber eigentlich hat er sich bloß ab und zu sehen lassen.
Und manchmal noch ein anderer. Ein richtiger Schrank. Aber mit dem haben wir kaum
ein Wort gewechselt.«
»Vertrauen Ihnen
alle Kunden derart?«, erkundigte sich Katinka.
»Hören Sie mal!
Wir riskieren unseren Job doch nicht freiwillig!« Er wurde rot und sah auf seine
Uhr. »Dauert’s noch lang? Ich muss zur Arbeit.«
»Wir sind gleich
fertig.« Sabine lächelte Birk an und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Es
wirkte sofort. »Eine schöne Villa, nicht? Die von Korin, meine ich.«
»Ich weiß nicht.
Wir reinigen ja auch Häuser von Superreichen. Die haben allerhand Kunst an den Wänden.
Komische Bilder mit irgendeinem Geschmier drauf. Aber bei Korina …«
»Korin!«, unterbrach
Sabine.
»Ja, also bei diesem
Korin, da sah alles ziemlich öde aus. Keine Bilder. Nichts Besonderes. Wirkte irgendwie
unbewohnt, das Haus. Jedenfalls ungemütlich.« Birk lehnte sich befriedigt zurück,
als habe er soeben das angemessene Wort gefunden.
»Haben Sie einen
Einblick gewonnen in die Schließanlage?«
»Hä?« Birk starrte
von Sabine zu Katinka und wieder zurück. »Ich muss jetzt wirklich gehen. Ich kann
meinen Job nicht aufs Spiel setzen. Sorry.«
»Tja«, Sabine stand
auf. »Danke, dann.«
Katinka folgte
ihr durchs Treppenhaus. Sie setzten sich zusammen in den
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