Rosenfolter
seltsam. Der Kroate schwor darauf, dass er von
ehrlicher Arbeit lebte. Ab und zu ein bisschen was nebenraus tun, das war okay.
Aber er hatte den Safe ja nur aufgeschweißt. Finito.
Jetzt fühlte er
sich rundum beschissen in seiner Haut. Er ging ins Haus und holte die Ruger. Es
konnte nicht schaden, vorbereitet zu sein.
26
Katinka aß
einen Döner, während sie systematisch Wellmanns Daten durchging. Sie hatte keinerlei
schlechtes Gewissen, die Ordner und Tabellen abgegriffen zu haben. Im Gegenteil,
je länger sie sich in das Material vertiefte, desto wütender wurde sie.
Wellmanns Gewinne beruhten anscheinend zu einem großen Teil auf Tricksereien.
Gutachter bescheinigten den Gebäuden, die über sein Büro liefen, keine oder allenfalls
oberflächliche Schäden. Über kurz oder lang traten die baulichen Mängel zutage.
Diejenigen Käufer, die vor Gericht gingen, scheiterten an Max Walters. Er taktierte
geschickt, wehrte die Klagen ab. Wellmann machte seinen Schnitt, und die neuen Hausbesitzer
waren die Dummen. Unter den Gutachternamen, die Katinka fand, stand auch Helmut
Zack. Der Mann, der ihr bestätigt hatte, dass ihr Traumobjekt in der Concordiastraße
bis auf Kleinstmängel beste Substanz habe.
»Na warte!«, knurrte Katinka. »Von wegen Unabhängigkeit und Objektivität.«
Hinzu kam, dass Wellmann und Korin seit Jahren offenbar die allerbesten Geschäftspartner
waren. Ohne Korins Käufe und Verkäufe wäre der Makler vermutlich pleite. Nun lag
sein Anwalt im Kühlfach. Ein reizendes Kleeblatt: Wellmann – Walters – Korin.
Es ist zu früh,
um irgendwelche Schlüsse zu ziehen, dachte sie. Wir haben zu viele Spuren, zu viele
Kleinigkeiten, die berücksichtigt werden wollen. Und die Rose … was sollen wir eigentlich
mit der Rose anfangen? Zudem gefiel ihr die Namensliste, die Hardo von Kohlschwab
bekommen hatte, immer weniger.
Sie sah auf die
Uhr, fuhr den Rechner herunter, raffte ihre Sachen zusammen und stürmte zum Ibis-Hotel.
Der Kollege, der
die letzten acht Stunden auf Özlem aufgepasst hatte, sah verknittert aus.
»Sie ist hysterisch«,
flüsterte er Katinka zu. »Total durchgeknallt.«
»Was war los?«
»Sie heult und
flennt. Telefoniert Stunden mit ihrem Typen. Isst nichts, hockt aber, frag mich
nicht wie lange, auf dem Klo.«
»Hat jemand angerufen?«
»Nein. Sie will
nicht mal, dass jemand in ihre Wohnung geht und Klamotten für sie holt. Sie benutzt
das Not-Necessaire der Rezeption. Das ist alles.«
Katinka schob den
Kollegen zur Tür hinaus. »Bis morgen!« Ein paar Mal atmete sie tief durch. Ihr war
heiß. Weil sie gerannt war? Lustlos ging sie zurück in Özlems Zimmer.
»Hallo, Özlem.«
»Hi.«
Katinkas Klientin
sah blass aus. Um ihre Augen krochen dunkle Schatten. Ihr Kinn wirkte noch kantiger.
»Gibt’s Neuigkeiten?«
»Nein.« Özlem sah
nicht einmal auf. Sie hockte auf dem Bett, die Arme um die Knie geschlungen, und
glotzte auf den Fernsehschirm. Der Ton war abgestellt.
»Wie sieht’s aus,
haben Sie Aussichten, in sechs Tagen wegzukommen, wie Sie das geplant hatten?«
Özlem nickte stumm
und ungeduldig.
»Na dann.« Katinka
setzte sich an den Tisch, legte die Beretta in Griffweite neben sich und begann
ihre Telefonate.
»Hohoho, Frau Palfy,
Sie melden sich von selbst bei mir?«
»Ich habe lange
nichts von Ihnen gehört, Wischnewski. Das macht Sie verdächtig.«
Dante Wischnewski
lachte leise. »Clever, clever. Ich hatte heute einen Sechser im Lotto.«
»Sie haben den
Jackpot geknackt? Die Zahlen werden doch erst heute Abend gezogen.«
»Ich habe mir diesen
Theo Bauer näher ansehen wollen. Als ich mir endlich einen Trick zurechtgelegt hatte,
wie ich ins Haus komme, rannte mich ein Kräuterweib fast um. Ich bot ihr eine Fahrt
nach Bamberg an und habe fast alles erfahren, was ich eigentlich von Bauer wissen
wollte.«
»Nämlich?«
»Die Rose, Frau
Palfy. Die Rose.«
»Ja. Und?«
»Die Kräuterfrau ist eine ausgewiesene Expertin für Rosen. Sie besaß früher
selbst eine Gärtnerei, allerdings für Stauden, nicht für Rosen. Also nutzt sie die
Rente für ihre Leidenschaft.«
Katinka kritzelte auf ihrem Notizblock herum. »Aber?«
»Der Gag war, sie behauptete, sie sei Rentnerin. Dafür kam sie mir allerdings
ein bisschen jung vor.«
»Frührente?«
»Nee, Frau Palfy,
eine ehemalige Selbständige seilt sich nicht in Frührente ab.«
»Wenn sie Gärtnerin
war, hat sie harte körperliche Arbeit verrichtet. Das geht auf die Knochen.«
»Kann sein.
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