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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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will,
dass sich jetzt was bewegt.
    »Ich muss Schluss
machen. Wir reden später.« Hastig legte Katinka auf und ignorierte Özlems neugierigen
Seitenblick.
    Ich komme nicht
zum Nachdenken, grübelte sie. Ich fummele mich durch zig Listen mit Hinweisen zu
einem abgedrehten Kriminalfall, von dem ich nichts habe. Dante klammert sich an
die Rose, Hardo erledigt den Rest, und ich verdiene meine Brötchen damit, eine übellaunige
Tussi zu beschützen.
    Özlem schaltete
zu Oberfranken TV und drehte die Lautstärke hoch. Es kam ein Exklusivbericht zum
Mord an Max Walters.
    »In acht Tagen
öffnet die Landesgartenschau ihre Pforten«, dozierte der Reporter. »Können die Besucher
sich sicher fühlen?«
    »Jetzt blasen sie
auf dieser Pfeife«, stöhnte Katinka. »Walters ist definitiv nicht auf dem Gelände
ermordet worden.«
    Özlems Kopf flog
herum.
    »So läuft das im
Fernsehen!« Katinka zeigte auf den Bildschirm. »Gleich folgen die Panik-Interviews
mit Leuten, die an allen Ecken und Enden den Schwarzen Mann aus dem Schrank kommen
sehen. Das ist die Sorte Zeitgenossen, die sich Geigerzähler kauft, wenn in Japan
ein AKW hochgeht.«
    »Sie sind ganz
schön zynisch«, bemerkte Özlem.
    »So? Aber wenigstens
reden Sie jetzt mit mir.«
    Ein winziges Lächeln
huschte um Özlems Lippen.
    In breitem Fränkisch
verkündete eine Frau auf dem Bildschirm, mit einem Mikro im Gesicht, sie wolle ihre
Dauerkarte zurückgeben und habe aus diesem Grund bereits einen Streit mit der Sparkasse
angefangen, wo sie das Ticket zum Vorverkaufspreis erstanden habe.
    »85 Euro und dann
so was, das muss man sich mal vorstellen!«, keuchte sie erregt.
    »Die Menschen denken
an nichts anderes als an Geld!« Özlem ging ins Bad und kam mit einem Zahnputzglas
voll Leitungswasser zurück.
    Die meisten Menschen
sind eben doof genug, sich verrückt machen zu lassen, stellte Katinka fest. Aber
jeder ist bei einem anderen Thema anfällig.
    »Die einen haben
Angst vor radioaktiver Strahlung, die nächsten vor einem Mörder, obwohl sie mit
dem Motiv und der ganzen Gemengelage nicht das Geringste zu tun haben«, sagte sie.
    »Stimmt«, pflichtete
Özlem ihr bei. Zum ersten Mal hatte Katinka das diffuse Gefühl, dass zwischen ihr
und Özlem ein gewisses Einvernehmen bestand.
    »Ich gehe mit dem
Gedanken schwanger, ein Haus zu kaufen.« Katinka trat ans Fenster und warf einen
Blick auf den Schillerplatz. Gleich dort lag Wellmanns Büro. Sonderbar, dass er
sie gar nicht mehr anrief und den Abschluss ihres Geschäftes ins Spiel brachte.
Als wäre er froh, dass Katinka zögerte. Oder es sich gar anders überlegte.
    »Warum tun Sie
es nicht?«
    »Weil ich das Gefühl
habe, dass ich über den Tisch gezogen werde.«
    »Dann sollten Sie
auf Ihr Gefühl hören. Es trügt selten. Das Bauchgefühl, meine ich.«
    »Finden Sie das
auch?« Katinka war nicht besonders an Bauchgefühlen interessiert, aber sie ahnte,
dass die Hauskaufpläne zwischen ihr und Hardo zu einer Veränderung führten, die
ihr nicht gefiel. Die Harmonie war gestört. Ein Konflikt zeichnete sich ab, für
den das baufällige Haus nur ein Symptom war.
    »Wenn ich auf meine
Intuition gehört hätte, dann säße ich jetzt nicht hier.« Özlem rieb sich die Hände.
    Katinka zog die
Augenbrauen zusammen.
    »Bei der Liebe
steigt die Intuition aus, oder?«, fragte sie.
    »Liebe?« Verständnislos
sah Özlem Katinka an.
    »Ihr Freund«, half
Katinka aus. »Ihre geplante Heirat. Ihre Brüder.«
    Die Verblüffung
fiel aus Özlems Gesicht und sie sah genauso angefressen aus wie in den Stunden zuvor.
    »Ja!«, nickte sie.
»Aber ich will nicht darüber sprechen.« Sie zog die Schultern hoch und wandte sich
der Mattscheibe zu. Katinka war sicher, dass sie von der Reportage über das Flussparadies
Franken, renaturierte Wasserläufe und Kajakfahrten inklusive Naturnaherlebnis nicht
ein Sterbenswörtchen mitbekam.
    Bauchgefühl. Katinka
packte ihr iPad aus und googelte nach Özlem Canavar. Den Namen gab es im Internet
so häufig, dass Katinka sofort aufgab. Sie zückte ihr Handy, tat, als spielte sie
damit herum, schoss unbemerkt ein Foto von Özlem. Dann schickte Katinka eine SMS
an Sabine mit der dringenden Bitte, Özlem Canavar zu überprüfen. Geburtsregister,
Familie, Geschwister, Arbeitsstelle. Einfach alles. ›Stelle keine Fragen‹, tippte
sie dazu.
    Während sie auf
die Antwort wartete, sah sie sich im Zimmer um. Der einzige persönliche Gegenstand
war die Sonnenbrille auf dem Nachtkästchen. Hotelzimmer wirken

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