Rosenfolter
Aber
sie wirkte auf mich eher wie eine Messie.«
Katinka sah Özlem
zu, die durch die Fernsehprogramme zappte.
»Wusste sie was
zu unserer Rose?«
»Sie redete die
ganze Zeit selbst. Ich kam nicht dazu, Fragen zu stellen. Aber sie – halten Sie
sich fest – hat Hagebutten gefunden. Auf dem Müll!«
»Nicht zu fassen«, juxte Katinka.
»Jemand hat eine Dose mit Hagebutten weggeschmissen. Die Kräuterfrau ist der
Meinung, es handelt sich um eine neue Rose. Eine, die es noch gar nicht geben dürfte.«
»Das klingt aber ein bisschen dünn.«
»Glauben Sie mir,
alles erweist sich als extrem logisch. Zusätzlich hat sie nämlich einen Packen Zettel
mit aus dem Müll gefischt. Eine Art Zuchtplan, wenn ich sie richtig verstanden habe.«
»Wenn die Hagebutten
von einem Züchter stammen, wieso sollte er sie auf den Müll werfen?«
»Weil die Rose
nichts taugt«, schlug Dante vor.
»Unsinn. Dann würde
der Züchter sie vernichten.«
»Das sagt die Kräuterhexe
auch!« Dante gähnte herzhaft. »Entschuldigen Sie, ich habe nicht viel Schlaf bekommen.«
»Haben Sie Hinweise
zu der langstieligen Rose, die auf Walters lag?«
»Nein. Aber ich
bin der Meinung, dass es spannend wäre, die Neuigkeiten über den Hagebuttenfund
zu veröffentlichen.«
»Damit machen Sie
sich bestimmt keine Freunde«, überlegte Katinka laut.
»Machen Sie mir
einen Termin mit Ihrem Kommissar?«
»Rufen Sie ihn
doch selbst an. Ich bin nicht seine Vorzimmerdame.«
»Wo stecken Sie
eigentlich gerade?«
»Personenschutz«,
antwortete Katinka. »Keine Angaben.«
Sie verabschiedete
sich von Dante. Sofort klingelte ihr Handy.
»Palfy?«
Es war Hardo. Sie
machte sich bereit. Sachlich bleiben. Nicht auf Unterschwelliges reagieren.
»Wir haben den
Mann ohne Hand.«
»Ich werd’ nicht
mehr. Wo? Wer ist es?«
»Sinan Yildirim.«
»Und wer soll das
sein?«
»Ein Gangster.
Einer, der in unseren Registern eine Menge Speicherplatz einnimmt.«
»Jetzt erzähl schon!«
»Er liegt im Klinikum.
Der Stumpf hat sich fies entzündet. Irgendeine Möchtegern-Krankenschwester hat ihn
nach der unfreiwilligen Amputation undercover verarztet, aber mit geringem Erfolg.«
»Was für Gangstereien
waren das?«, fragte Katinka.
»Betrug, Zuhälterei,
schwere Körperverletzung, ein paar Einbrüche. Der Mann ist Ende 50 und hat keine
Gaunerei ausgelassen. Außer Mord.«
»Und wenn … Sinan
Yildirim der Gliederschnippler ist? Wenn Ohr und Finger auf sein Konto gehen?« Katinka
bemerkte, wie Özlem zu ihr herübersah.
»Ich hatte auch
so eine Eingebung. Aber bisher spricht nichts dafür.«
»Dante ruft dich
gleich an. Er hat eine ziemlich interessante Information.«
»Soll ich auf ihn
eingehen oder ihn abwimmeln?«
»Abwimmeln funktioniert
sowieso nicht«, schnaubte Katinka. »Dann wird er nur noch nerviger.«
»Na, danke für
den Hinweis. Übrigens mussten wir Mehmet Öznur gehen lassen. Wir haben nichts gegen
ihn in der Hand.«
»Den einzigen«,
sie senkte die Stimme, »Verdächtigen?«
»Ich nehme stark
an, der Zeuge, der ihn in dem Kanadier gesehen haben will, hat sich getäuscht. Es
gibt nicht das Fitzelchen einer Verbindung zu unserem Fall.«
»Soll häufiger
vorkommen, dass Zeugen sich irren.« Katinka legte auf. Özlem starrte auf den Bildschirm,
wo ein Zeichentrickfilm den guten Geschmack der Zuschauer geißelte.
»Sagt Ihnen der
Name Sinan Yildirim was?«
»Wer soll das sein?«
»Ein türkischer
…«, Gangster?, fragte sich Katinka. Was soll ich ihr antworten? »Ein türkischer
Mitbürger«, sagte sie schließlich.
»Glauben Sie denn,
ich kenne alle türkischen Typen in Bamberg? Nur weil ich heiße, wie ich heiße?«
»Schade.« Katinka
griff wieder zum Handy und rief Hardo an. Sie konnte nicht anders.
»Was ist denn?«
»Hör mal, was ist
mit den Daten aus Wellmanns PC?«
»Habe ich an die
Kollegen vom Betrug rübergereicht. Was hast du vor? Unterschreibst du?«
Katinka seufzte.
Hardos Nervosität übertrug sich auf sie. Von selbst. Sie konnte nichts dagegen tun.
Also entschied sie, auszupacken, was sie umtrieb.
»Ehrlich gesagt,
weiß ich nicht mehr, wo oben und unten ist. Aber Walters war Wellmanns Anwalt, er
hat dem Makler eine Menge gute Geschäfte eingetütet. Jetzt ist er tot, und damit
stürzt ein Teil von Wellmanns Business in sich zusammen.«
»Lass dir Zeit!«
»Du sprichst wie
die Noch-Eigentümerin.«
»Warum setzt du
dich unter Druck, um Himmels willen?«, fragte Hardo mit flehentlichem Tonfall.
Weil ich
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