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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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zurzeit. Ich kann es nicht versprechen.«
    »Dann melde ich
mich morgen wieder.«
    Die Einsamkeit
der Alten, dachte Katinka, als sie auflegte.
     
     
    24
     
    Sie hatte viel Zeit und keinerlei
Hemmungen, anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Feli Bohnstett hielt diesen Charakterzug
seit Jahrzehnten für einen entscheidenden Standortvorteil im Leben. Sie klemmte
sich ein bisschen dahinter und bekam heraus, wer im Landkreis Bamberg ein Crack
in Sachen Rosenzucht war. Der karierte Blazer, den sie anzog, ging über ihrem gewaltigen
Busen nicht zu. Sie kam sich trotzdem richtiggehend gestylt vor. Gummizugjeans und
das Tweedjackett aus der Altkleidersammlung waren mal was anderes als der Papieranzug.
    Feli trampte nach
Windischletten, die Büchse mit den Hagebutten in ihrer Einkaufstasche verstaut.
    Die Frau, die ihr
die Tür öffnete, legte sofort einen höheren Gang ein. »Wollen Sie auch alles Mögliche
wissen? Über den Finger meines Mannes?«
    »Finger?«, fragte
Feli verblüfft.
    »Na, im Augenblick
rennen sie uns die Haustür ein. Von der Polizei kommen sie und von sonst wo und
meinen, ich habe nichts Besseres zu tun, als permanent Auskunft über den Unfall
zu geben.«
    »Was für ein Unfall?«,
erkundigte sich Feli interessiert.
    »Ach, vergessen
Sie’s!«
    »Ich würde gern
Ihren Mann sprechen. Es geht um Hagebutten.«
    »Hage – was?«
    »Hagebutten. Das
sind die Früchte der Rose, die die Samen enthalten, mit denen …«
    »Himmel Herrgott,
ich weiß, was Hagebutten sind.«
    »Warum fallen Sie
mich denn so an?«, beschwerte sich Feli.
    »Weil hier in der
letzten Zeit alle möglichen Personen ein und aus gehen, aber nach Hagebutten hat
niemand gefragt, nur nach Fingern oder Rosen. Theo?«, schrie sie ins Haus. »Jemand
will dich sprechen. Wegen Hagebutten.« Vertraulich wandte sie sich Feli zu, während
sie endlich die Tür ganz öffnete und sie hereinließ: »Das knüpft ganz an die guten
alten Zeiten an. Als die Kenner sich mit Theo ausgetauscht haben. Sie wissen schon.«
    Feli wusste nicht,
aber sie hatte eine Ahnung, worauf alles hinauslaufen würde. Zumindest im Groben.
    »Ja?« Theo Bauer
kam aus dem Wohnzimmer. »Was gibt es?«
    »Diese Dame«, seine
Frau sah zweifelnd an Feli herunter und fragte sich offenbar, ob das Wort auf die
Besucherin passte, »hat eine Frage zu Hagebutten.«
    Ein Leuchten glitt
über Theo Bauers Gesicht. »Na, dann kommen Sie herein.«
    Feli hielt zwei
Stunden lang eine engagierte und ziemlich professionelle Rosendebatte am Laufen.
Erfrischt und fröhlich verabschiedete sie sich schließlich von den Bauers. Auf dem
Gehweg vor dem Haus rannte sie in ihrer Begeisterung einen jungen Mann mit einer
Ohrenklappenmütze über den Haufen. Freundlicherweise bot er ihr an, sie im Auto
mit nach Bamberg zu nehmen und sie gleich zu Hause abzuliefern.
     
     
    25
     
    Seit ein paar Tagen war dem Kroaten
gar nicht wohl in seiner Haut. Er war am Ausschlachten von ein paar Kühlschränken,
die ein gescheiterter Gastronom ihm überlassen hatte, und beschäftigte sich hauptsächlich
damit, die Elektronik auszubauen, um sie für andere Objekte aus seiner eigenen Produktion
brauchbar zu machen. Während er in der Frühlingssonne auf seinem Hof schuftete,
spürte er manchmal ein eigenartiges Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Genauer
gesagt machte ihn dieses Gefühl seit längerem nervös. Seit er mit dem Safe zu tun
gehabt hatte.
    Der Kroate kannte
eigentlich keine Angst. Er hatte sich oft genug an der Kante des Abgrundes befunden.
Sein In-stinkt verließ ihn nicht. Darauf vertraute er.
    Ab und zu hob er
den Kopf und ließ den Blick über sein Grundstück schweifen. Er hatte eine hübsche
Ansammlung von Altmetallen, Schrottwaren und sonstigen Schätzen auf seinem Hof aufgestapelt,
denen er sich Stück für Stück widmete. Was von vornherein ausschied, fuhr er zur
Deponie. Der Rest wurde sorgfältig gesichtet und wieder verwertet. Der Hof war weitläufig.
Es gab jede Menge tote Winkel. Ideale Verstecke in einer Gegend, in der außer ihm
kaum jemand atmete. Wenn man die Ringeltauben einmal außer Acht ließ, denen der
Frühling arg zusetzte. Das Gurren ging dem Kroaten mit einem Mal auf den Geist.
Er lebte ein gutes Stück außerhalb von Pommersfelden. Ein Standort, den er jedem
Dorf, jeder Siedlung und erst recht jeder Stadt vorzog.
    Er hievte den ausgeweideten
Rest eines Kühlschranks auf seinen Pickup. Die Sache mit dem Safe war lukrativ gewesen,
aber irgendwie auch seltsam. Höchst

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