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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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waren.
Da die Polizei bisher die Informationen zu den Verstümmelten geheim hielt, stürzten
sich die Fernsehfritzen auf den ermordeten Anwalt. Krude Geschichten wurden ausgepackt.
Gebannt verfolgte Katinka die Sendung. Max Walters wurde als ein dem organisierten
Verbrechen nahestehender Mann geschildert, der es verstanden hatte, sich überall
Vorteile zu sichern. Beispielsweise bei dem neuen Edelbordell am Rand von Hallstadt.
Ein Puff im katholischen Bamberg! Dessen Existenz bedeutete für die einen den Untergang
der Bischofsstadt, während andere in Interviews ihre schier unerschöpfliche Toleranz
anderen Lebensformen gegenüber zum Ausdruck brachten. So viel Verlogenheit war Katinka
eindeutig zu viel. Andere Lebensformen! Sie schnaubte.
    »Kannten Sie Max
Walters?«, fragte sie Özlem.
    »Wieso?« Die Antwort
kam so schnell, so scharfzüngig, dass Katinka ganz sicher war: Sie kannte ihn.
    »Weil die meisten
Leute in Bamberg zumindest mit seinem Namen was anfangen konnten. Ein kluger Kopf.
An allen Ecken und Enden aktiv«, entgegnete sie lässig. »Außerdem war er nett.«
    Özlem schlang die
Arme um ihren Oberkörper. Sie schwieg.
    Sie hält die Klappe,
weil sie sich nicht sicher ist, überlegte Katinka. Irgendwie spürt sie, dass ich
sie aus der Reserve locken will.
    Sie schrieb eine
Mail an Jenna, die Kollegin, die sie um 20 Uhr ablösen würde. Sie schilderte kurz
die Situation und bat Jenna, sehr behutsam das Gespräch mit ihrer Schutzperson zu
suchen. Sollten alle Stricke reißen, könnte sie selbst Özlem morgen in aller Geradlinigkeit
mit ihrer erfundenen Geschichte konfrontieren.
    Ein Fluchen riss
Katinka aus ihren Grübeleien.
    »Was ist?«, fragte
sie.
    Özlem wies verächtlich
mit dem Kinn auf den Fernseher. »Eine Messie, wie sie im Buche steht.«
    Die Frau, die stolz
das offenbar erste Interview ihres Lebens gab, stand in Gummistiefeln und einem
mindestens zwei Nummern zu kleinen karierten Blazer neben dem Reporter. Die Kamera
zoomte genüsslich auf die erdigen Jeans, während am unteren Ende des Bildschirms
ein Name eingeblendet wurde: ›F. Bohnstett, Rosenexpertin‹.
    »Ich habe diese
Dose auf der Mülldeponie gefunden«, sagte die Frau gerade. »Mit Hagebutten. Ich
bin hundertprozentig sicher, dass es eine neue Rose sein soll. Eine, für die sich
ein Züchter krummgelegt hat. Er hätte im Herbst anfangen sollen, die Sämlinge zu
ziehen, hat dann aber gewartet.«
    »Warum denken Sie,
hat er gewartet?«
    »Nein, ich denke
im Gegenteil, dass die Rose gerade irgendwo heranwächst, aber sie war dem Züchter
so wichtig, dass er ein paar Hagebutten nur für den Fall aufhob, dass etwas mit
den Sämlingen nicht klappen sollte.«
    Özlem kicherte.
»Schräge Story, oder?«
    Katinka hob die
Hand. Sie war wie elektrisiert. Gebannt blickte sie auf das stachelige, blonde Haar
der Frau. Dantes Kräuterhexe, kein Zweifel.
    »Die Rosenkissen,
auf denen das Ohr und der Finger gefunden wurden«, fuhr die Frau fort, »müssen aus
diesen Hagebutten hervorgegangen sein. Eine neue Sorte. Ich bin mir absolut sicher.«
Sie feixte und entblößte eine Reihe brauner, schräg stehender Zähne.
    Özlem hustete.
Das Lachen war ihr im Hals steckengeblieben.
    Der Reporter bedankte
sich für das Interview.
    »Ich würde gern
meine Tochter grüßen!«, rief die Frau und riss die Hand hoch, um in die Kamera zu
winken. »Hallo Eva, wenn du das siehst, melde dich mal wieder!«
    Katinka unterdrückte
ein Gähnen und ging zum Fenster. Das gleiche Gefühl wie früher in den Mathestunden
überkam sie. Wenn sie nur hier wegkönnte. Raus in die Freiheit eines Frühlingsabends,
der genau so nie wiederkehren würde. Mittlerweile war es 19 Uhr. Eine Stunde musste
sie noch durchhalten, bis Jenna kam.
    Ein übergewichtiger
Mann marschierte über den Schillerplatz, auf das Restaurant Hoffmanns zu. Sieh an,
Staatsanwalt Kohlschwab tut sich was Gutes, dachte Katinka grinsend. Dann kniff
sie die Augen zusammen. Die Frau, die an seinem Arm hektisch einherstöckelte, war
niemand anders als die piekfeine Galeristin Cristina Sandros.
     
     
    27
     
    »Wellmann ist abgehauen!«
    Sie saßen im Sternla
am Stammtisch. Katinka hatte den Treffpunkt vorgeschlagen. Nach acht Stunden bei
Özlem im Hotel brauchte sie dringend ein aufbauendes Meeting.
    Hardo bestellte
Bratwürste für sie beide. »Ich habe ihn heute mehrmals angerufen. Nie ging jemand
ran. Gegen vier habe ich es noch mal versucht. Plötzlich sprang ein Anrufbeantworter
an und teilte mit, Herr

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