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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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kommt der ins Spiel? Ihn hat es am schlimmsten erwischt.«
    »Dem Rächer geht
die Geduld aus. Er beginnt mit Ohr und Finger, hat aber offenbar nicht den fraglichen
Mann erwischt. Also pressiert’s.«
    »Hat Yildirim was
mit Rosen zu tun?«
    Hardos Finger trommelten
auf den Tisch. »Wir müssen herausfinden, ob Yildirim …«
    »Ich weiß, was
du meinst.« Katinka schoss hoch, packte ihr iPad aus und ging ins Netz. »Ich suche
nach Rose und Yildirim. Wie war sein Vorname?«
    »Sinan.«
    »Gut. Wollen wir
doch mal sehen …«
    Hardo stellte sich
hinter sie und blickte ihr über die Schulter. Katinka googelte Sinan, Rose, Yildirim.
Innerhalb von Sekunden hatte sie einen Eintrag auf dem Display, der sie und Hardo
gleichermaßen elektrisierte.
    »Hier! Vor drei
Jahren hat Sinan Yildirim eine Rose namens ›Sinan’s Sunshine‹ – wie sagt man – auf
den Markt geworfen?«
    »Er hat sich unsterblich
gemacht«, entgegnete Hardo. »Wenn wir Feli Bohnstetts Vokabular benutzen wollen.«
    »Ist er wirklich
unser Sinan Yildirim?«
    Nach wenigen Minuten
Suche im Internet stieß sie auf einen Artikel auf www.infranken.de, in dem berichtet
wurde, wie der geschätzte Geschäftsmann Sinan Yildirim, Wahl-Bamberger und ein leuchtendes
Beispiel der Integration, den Bamberger Rosengarten mit einer neuen Rose bedachte.
    »Kreisch!«, sagte
Katinka. »Schau dir das an. Er hat dem Rosengarten eine Rose gestiftet. Hier: ›Eine
Farbe wie Vanillecreme mit einem Hauch Zimt und ein Duft, der ganz zart an Moschus
erinnert.‹ Du liebes Lieschen!«
    »Stilfragen kannst
du mit deinem Kumpel Wischnewski erörtern. Hier haben wir das fehlende Glied.«
    »Nur nicht vorschnell
urteilen«, mahnte Katinka. »Es ist mitten in der Nacht und unsere Hirne arbeiten
auf allen möglichen Frequenzen. Außerdem ist Sinan’s Sunshine cremefarben und nicht
rot wie unsere.«
    »Katinka, das ist
der Link, der uns fehlte. Yildirim hat eine Rose gestiftet. Vielleicht war er dran,
eine weitere zu züchten.«
    Sie klickten sich
eine gute halbe Stunde weiter durch die Google-Suche, bis Katinka erschöpft aufgab.
    »Na dann, Hardo.
Möglicherweise ist dieser Yildirim bei der Zucht schneller gewesen als sein Gegenspieler.
Aber wer sollte das sein? Wer schneidet wegen einer ganz zart nach Moschus duftenden
Rose Ohren, Finger und Hände ab?«
    »Ein Fanatiker.«
    »Einer, dem die
Rose wichtiger ist als alles andere.«
    »Einer, der ganz
nah an einer Kreation dran war, wobei der Konkurrent ihn um Nasenlänge überholt
hat.«
    »Und Walters? Wie
kommt sein Tod ins Spiel?« Katinka schaltete das iPad aus.
    »Ich lasse morgen
früh gleich die Papiere durchsehen. Irgendwo gibt es bestimmt eine Verbindung zwischen
Walters und Yildirim.«
    »Auf Walters Körper
lag eine langstielige Rose. Ist es eine andere Sorte? Und vielleicht hat Walters
Tod nichts mit den anderen Schlächtereien zu tun?«
    Hardo schüttelte
entschieden den Kopf: »Es gibt einen Zusammenhang. Dafür lege ich meine Hand ins
Feuer.«
    »Lieber nicht.«
Katinka grinste schief.
    »Nur metaphorisch.
Warum sonst ist Walters’ Leiche auf die ERBA-Insel geschleppt worden? Überleg mal:
Würde die Rose in Walters’ Fall für ›Liebe‹ stehen, dann hätte ihn eine Frau umgebracht.«
    »Oder ein Nebenbuhler.«
    »Aber hätte der
eine Rose am Fundort zurückgelassen?«
    »Nein, wahrscheinlich
nicht.«
    »Aber eine Frau
… nenn mich einen Sexisten, aber ich glaube nicht, dass eine Frau es schafft, die
ausgeblutete Leiche in einem Kanadier über den Fluss und auf das Landesgartenschaugelände
zu transportieren.«
    »Aber ihn umbringen,
das schafft sie?«, spöttelte Katinka.
    »Er wurde gefoltert.
Da steckt Hass dahinter.«
    »Na, genau: Liebe
und Hass! Beide zusammen sind ein Paar. Vielleicht eine enttäuschte Liebe, eine
Frau, die sich als Trittbrettfahrerin anhängt.«
    Hardo fuhr durch
Katinkas kurzes Haar. »Lass uns schlafen gehen. Wenigstens für ein paar Stunden.«
    Die sanfte Berührung
jagte ein Knistern durch ihren Körper. Sie spürte die feinen Härchen auf ihren Armen
sich aufrichten. Zum ersten Mal, seit die Sache mit dem Ohr, dem Finger, der Hand
und schließlich der Leiche virulent geworden war, schliefen sie miteinander. Es
ergab sich. Ohne große Leidenschaft. Da war nur die Sehnsucht nach Berührung. Nach
einem Ausweg, nach der Leere im Kopf, wenn eine Zeitlang der Körper sprach.
    »Wellmann«, begann
Katinka von neuem, als sie später eng umschlungen im Bett lagen und Löcher in die
Dunkelheit

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