Rosenfolter
gehofft,
mehr zu finden, aber die Schachtel hat in den letzten Wochen zu viele Stationen
durchgemacht.«
»Und die Aufzeichnungen?«
»Sind gerade im
Labor. Da haben wir vermutlich mehr Glück.«
»Was machst du
eigentlich noch hier, Katinka?«
Klar, das hier
war jetzt Arbeit und nichts Privates. Es kam nur darauf an, Humor zu beweisen, während
sie den Rückzug antrat.
»Euch von der Arbeit
abhalten. Ich habe gestern Staatsanwalt Kohlschwab und Cristina Sandros zusammen
ins Hoffmanns gehen sehen.«
Hardos Augenbrauen
schnellten in die Höhe.
»Jetzt herrscht
Schweigen im Walde, wie?«, fragte Katinka und sah von einem zum anderen. »Wenn er
mit der Lady ausgeht, deren Ehemann auf der ominösen Namensliste steht, die mir
nach wie vor nicht gefällt, dann …«
»Kerschensteiner,
ich will eine Einzelverbindungsübersicht. Die Telefone und Handys von Kriwanek,
Bauer und diesem Ethelbert Schneider.«
»Und am besten
die Nummern von Cristina Sandros. Auch die der Galerie«, fügte Katinka hinzu. »Kann
jemand mal die Kaffeemaschine anschmeißen?«
»Es ist immer der
mit Kaffeekochen dran, der fragt«, erwiderte Sabine. »Die von der Sandros bekomme
ich bestimmt nicht. Und die von Schneider …«
»Lassen Sie sich
was einfallen!«, knurrte Hardo, und zum Erstaunen von Katinka und Sabine schnappte
er sich die leere Kaffeekanne und ging auf den Gang.
»Soll niemand sagen, der Chef wäre nicht kooperativ«, sagte Sabine. »Die
Rechtsmedizin hat uns übrigens gestern den endgültigen Bericht überstellt. Walters
ist verblutet. Er hat einen Gerinnungshemmer eingenommen. Axapradam. Hat ihm sein
Arzt verschrieben.« Sabine angelte einen braunen Umschlag aus dem Posteingangskorb.
»Die anfänglichen Folterungen waren zwar grausam, Holzspäne unter jedem Fingernagel,
Fetzen abgezogener Haut an den Oberarmen, gebrochene Zehen und schließlich gebrochene
Finger. Aber dann ist die Geschichte außer Kon-trolle geraten. Walters litt seit
Monaten an einem Magengeschwür. Das ist, verursacht wahrscheinlich durch den Stress,
durchgebrochen, und er ist nach innen verblutet. Deswegen wären, sagt der Rechtsmediziner,
am Tatort wohl nur wenige Blutspuren zu finden. Falls wir den Tatort jemals entdecken.«
»Was ist mit Walters’
letzten Lebensstunden vor der Folterung?«, erkundigte sich Katinka.
»Nichts Besonderes.
Seiner Sekretärin ist nichts weiter aufgefallen. Er hatte lediglich zwei Mandantentermine,
die wurden überprüft. Kein Zusammenhang mit unserem Fall. Ansonsten hockte er im
Büro und studierte Akten. Walters hat für gewöhnlich viel gearbeitet, war bis spät
in der Nacht in der Kanzlei. Sein Handy gibt leider keine Daten preis, die uns was
nützen würden. Zu Hause hatte er einen Laptop. Die Technik checkt ihn durch. Ich
glaube nicht, dass wir auf etwas Ungewöhnliches stoßen. Walters hatte vermutlich
nicht die geringste Ahnung, dass er bald sterben würde.«
Hardo kam zurück
und präparierte die Kaffeemaschine.
»He, willst du
Tote aufwecken?«, protestierte Katinka angesichts der Mengen an Kaffeepulver, die
er in den Filter löffelte.
»Heute ausnahmsweise
schon. Ich werde gleich unsere Nachtbekanntschaft Böhnert vernehmen.«
»Na dann, viel
Spaß!« Katinka griff nach ihrem Handy, das matt zu fiepen begonnen hatte. »Mist,
Akku leer. Das war Dantes Nummer. Darf ich?«
Hardo machte eine
resignierte Handbewegung zu seinem Telefon.
Dante meldete sich
beim ersten Klingeln.
»Morgen, Herr Wischnewski«,
begann Katinka.
»Nennen Sie mich
Dante!«, rief er aufgeräumt. »Was ist denn mit Ihnen los? So früh morgens schon
in der PD?«
»Allerdings. Und
Sie?«
»Ich wollte Sie
zum Frühstücken einladen. Ins Luitpold, wenn Sie wollen.«
»Sie brauchen also
Informationen«, seufzte Katinka.
»Habe im Gegenzug aber auch was anzubieten. Lassen Sie sich überraschen.
In einer halben Stunde?«
»Jep.« Katinka legte auf.
Hardo verdrehte die Augen. »Ich ahne es, aber sag nichts. Im Augenblick
brauche ich keine weitere Baustelle.«
Sabine feixte. Sie schlang ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz, während
ihr Drucker ein paar Papiere ausspuckte.
»Mehr Infos zu Böhnert«, sagte sie. »Seht mal, er hat eine Serbin geheiratet,
um ihr den ständigen Aufenthalt in der Bundesrepublik zu ermöglichen. Bla … bla«,
sie überflog ein paar Abschnitte, »Scheinehe, aha. Die Frau wurde ausgewiesen, die
Ehe ist mittlerweile geschieden.«
»Das ist alles, was er auf dem Kerbholz hat?«, fragte Hardo
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