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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Ihnen?«
    »Allerdings.«
    »Dann … dürfen
wir?« Hardo schob sich an Eva Braun vorbei und betrat die Wohnung. Sein Blick glitt
über die fleckige Tapete und das unebene Parkett, das an einigen Stellen splitterte.
Katinka spürte sein Entsetzen körperlich. Plötzlich fand sie ihre Idee, dieses Haus
zu kaufen und sechs derartig verschlissene Wohnungen zu renovieren, selbst abstrus.
    »Mama, hast du
wieder was angestellt?«, fragte Eva resigniert.
    Katinka staunte
nicht schlecht, als sie das Wohnzimmer betrat. Feli Bohnstett saß, in all ihrer
Üppigkeit in einen Bademantel gekuschelt, auf dem Sofa, vor sich eine Kanne Tee,
und sah sich selbst im Fernsehen an.
    »Ich musste es
ihr aufnehmen. Hat sie was Falsches gesagt?«, fragte Eva. Die freakigen Sommersprossen
wirkten heute blass. Ihr ganzes Gesicht spiegelte Resignation und Leere.
    »Nein, keine Sorge.«
Hardo reichte Feli Bohnstett die Hand. »Hauptkommissar Uttenreuther. Frau Palfy,
Herr Wischnewski.«
    »Ja, den Herrn
kenne ich bereits. Ich habe mich an Ihre Anweisung gehalten, nicht wahr? Ich habe
nichts von den Papieren gesagt, verstehen Sie?«
    »Gut gemacht«,
lobte Dante.
    »Möchten die Herrschaften
vielleicht Tee?«, fragte Eva. Als niemand reagierte, ging sie in die Küche. Katinka
hörte Geschirr klappern.
    »Sie sind eine
Koryphäe«, begann Hardo.
    Katinka bewunderte
ihn für sein Einfühlungsvermögen, das man ihm oft nicht recht zutrauen wollte. Besonders,
wenn er lospolterte und Leute anraunzte. Aber Hardo war kein Querulant. Auch kein
Lästermaul. Er besaß eine sensible Ader, die im Gespräch mit Zeugen und Verdächtigen
unschätzbar wertvoll war.
    Feli Bohnstett,
deren blondes Haar nun nicht mehr stachelig abstand, sondern feucht an ihrem Kopf
klebte, nickte. »Ich hatte nie Zeit für Rosen«, sagte sie. »Nicht im professionellen
Sinne. Ich habe geschuftet, um die Gärtnerei am Laufen zu halten, die Launen meines
Mannes zu finanzieren und meine Tochter auf die Schule zu schicken. Aber sie faszinieren
mich nach wie vor. Die Rosen.«
    Eva brachte Tassen
und einen Teller mit Schokolade.
    »Sie hatten es
also nicht leicht im Leben«, legte Hardo einen drauf.
    »So kann man es
ausdrücken, Herr Kommissar. Aber Sie brauchen mir keinen Honig ums Maul schmieren.
Sie haben die Sendung gesehen und nun wollen Sie mehr wissen. Weil die Rose der
Schlüssel ist, nicht wahr?«
    Dante machte ein
schmatzendes Geräusch. Katinka nahm rasch ein Stück Schokolade, nur um mit irgendetwas
beschäftigt zu sein. Diese Feli Bohnstett war ein ganz harter Brocken.
    »Davon gehe ich
aus. Erzählen Sie mir etwas über Rosen.«
    Die Frau beugte sich vor. Die Falten des Bademantels öffneten sich ein wenig,
und Katinka sah ihre gelbe, runzelige Haut. Sie wirkte älter als sie vermutlich
war. »Die Rose«, begann sie, »ist ein Symbol für die Liebe. Die dreckige wie die
unschuldige, die eigensinnige wie die hingebungsvolle. Liebende schenken sich rote
Rosen. Weibliche Wangen nehmen dabei schnell die Farbe der Blütenblätter an, weil
sie denken, es käme ein Heiratsantrag, der dann irgendwann hinterhertröpfelt. Womit
das ganze Unglück anfängt. Aber ich möchte heute Abend nicht philosophisch werden.«
    »Sicherlich nicht«,
pflichtete Hardo ihr bei.
    Katinka und Dante
setzten sich still wie die Mäuse auf den Teppich.
    »Aber die Rose
steht noch für etwas anderes. Etwas viel Wichtigeres als die Liebe.« Sie senkte
die Stimme. »Für die Unsterblichkeit.«
    »Tatsache?«
    »Tatsache. Menschen
gruseln sich vor dem Tod. Sogar wenn sie ein Leben lang in die Kirche rennen. Vielleicht
gerade dann. Sie glauben nicht an die Auferstehung, soviel Mühe sich die Pfaffen
geben mögen. Die Menschen haben eine Heidenangst. Und hier«, nun flüsterte sie nur
noch, »kommt die Rose ins Spiel.«
    Hardo nickte geduldig.
    »Wer die nötigen
Mittel hat, der lässt sich eine Rose züchten. Eine neue, nie dagewesene. Den einzigartigen
Beweis, dass dieser Mensch gelebt hat. Die Rose trägt seinen Namen. Sie ist weniger
vergänglich als ein Grabstein. Denn sie reproduziert sich. Verstehen Sie?«
    »Verraten Sie mir
etwas über die Rose, die …«
    »Sie meinen, die
Rosenkissen? Fragen Sie Theo Bauer. Er kennt sich aus. Kennt bestimmt einen guten
Botaniker. Ich habe bloß die Hagebutten gesehen und die Aufzeichnungen gelesen.«
    Hardo warf Katinka
einen Blick zu und formte mit den Lippen: ›Sa-bi-ne‹.
    Katinka stand auf
und ging in die Küche, wo Feli Bohn-stetts Tochter rauchend am

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