Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
brauchte
sie eine Strategie, wie sie mit Özlem weiter vorgehen sollte. Sie textete eine SMS
an den Kollegen, der sich die letzten Stunden bei ihr durchquälte. Der Mann schrieb
nicht zurück.
    Katinka wurde unruhig.
    Angenommen, Korin schickte einen Schergen aus, um verdächtigen Tippgebern
die Gliedmaßen abschneiden zu lassen: Wie kam dann der tote Anwalt ins Spiel? Walters
war bestimmt nicht der Tippgeber. Überhaupt schien nur Korins Gärtner Kriwanek ein
aussichtsreicher Kandidat. Oder die Putzfrau, wenn Dante die zutreffende Fährte
erschnüffelt hatte. Der Putzfrau fehlte aber nichts. Kein Finger, kein Ohr. Wie
stand Theo Bauer in Verbindung zu Korin? Gar nicht. Bauer stand in Verbindung zu
Rosen. Yildirim auch. Aber Kriwanek nicht. Nicht, dass sie wüsste. Sie setzte sich
auf den Sockel der E.T.A.-Hoffmann-Skulptur und rief ihn an.
    »Ja?«
    »Herr Kriwanek?«
    »Ja?«
    »Katinka Palfy
hier. Kennen Sie sich mit Rosen aus?«
    »Nein. Ich habe
keine Ahnung von Rosen. Lassen Sie mich in Frieden. Mich hat schon ein Typ von der
Zeitung belästigt.«
    »Sie kennen sich
also nicht mit Rosen aus? Besitzt Herr Korin keine Rosen? Sein Garten ist riesig.«
    »Wir haben eine
Kletterrose. Na, reicht das?«
    »Verstehen Sie
mich nicht falsch. Ich möchte wissen, ob Sie irgendeine Verbindung zwischen sich
selbst, Herrn Korin und Rosen sehen.«
    Es blieb still
am anderen Ende der Leitung.
    »Ich kann Ihnen
dazu nichts sagen«, brummelte Kriwanek schließlich. »Bis vor ein paar Wochen habe
ich halt meinen Job gemacht und war zufrieden damit. Ich bin morgens gern aufgestanden
und ich mochte meine Arbeit. Jetzt ist alles versaut.« Er legte auf.
    Alter Grantler,
dachte Katinka. Sie sah an der Fassade des Ibis hoch. Seinen Job zu mögen war so
eine Sache. Jedenfalls kam sie jetzt nicht mehr weiter. Korin und das erste Opfer
waren nicht miteinander in Einklang zu bringen. Die beiden anderen Verstümmelten
schienen eine Verbindung durch ihre Vorliebe für Rosen zu haben. Der Tote jedoch,
Max Walters …
    Sie zog ihr iPad
heraus und googelte nach Max Walters und Rose. Keine Einträge. Es gab zwar mehrere
Maximilians, die sich eine Rose geschaffen hatten, wie Feli Bohn-stett vermutlich
sagen würde. Aber keinen Max Walters. Der Anwalt hatte mit Rosen nichts zu tun.
Er war gefoltert worden und an den Auswirkungen gestorben. Dann hatte man ihn auf
die ERBA-Insel geschleppt und ihm eine Rose auf den Bauch gelegt. Vielleicht doch,
um eine Verbindung zu den Verstümmelungen anzudeuten? Oder ging es um Liebe? Katinka
steckte den Computer weg. »Besteht eine Verbindung zwischen Walters und den Verstümmelungsopfern?
Oder wollte Mister X eine Verbindung vortäuschen, die es nicht gibt?«, sagte sie
laut und raufte sich das Haar.
    Ihr Handy piepte.
Eine SMS von ihrem Personenschutzkollegen:
    ›Özlem hat einen
Hau. Bis gleich.‹
     
    Als sie wenig später bei Özlem eintrudelte,
wartete der Kollege bereits sehnsüchtig. Er zog Katinka auf den Korridor.
    »Sie spinnt«, murmelte
er. »Sie hockt jetzt 48 Stunden in diesem Hotelzimmer und hält keine 24 mehr durch.
Das kann ich dir flüstern.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts. Das ist
es ja. Sie tut nichts außer auf den Fernseher glotzen und schlafen. Als ich Jenna
heute Morgen um vier ablöste, lag sie wach auf dem Bett. Sie hat kein Auge mehr
zugemacht seitdem.«
    »Hat Jenna dich
informiert?«
    »Dass sie gar keine
Brüder hat?« Seine Stimme war fast nicht mehr zu hören. Er roch unangenehm nach
Krautsalat. »Klar hat Jenna mich informiert. Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass
sie schizophren ist und an Verfolgungswahn leidet? Nicht Jenna, Özlem?«
    Katinka wiegte
den Kopf. »Vorstellbar.«
    »Ich bin weg hier!«
Der Kollege marschierte breitbeinig davon.
    Katinka öffnete
die Zimmertür. »Hallo, Özlem!«
    Katinkas Klientin
stand am Fenster und sah auf den Schillerplatz hinunter. »Hallo.«
    Wenn ich ihre harte
Schale nicht knacke, indem ich nett zu ihr bin und Konversation betreibe, überlegte
Katinka, dann versuche ich es, indem ich sie aushungere. Keine Reize.
    Reste eines Frühstücks
standen auf dem Tisch am Fenster. Der Fernseher lief. Ohne Ton.
    Katinka fegte Brötchenkrümel in den Papierkorb. Darin lag eine Pappschachtel
vom Imbiss Bosporus. Saurer Geruch biss ihr in die Nase. Sie setzte sich auf den
Stuhl, packte ein Notizbuch aus und begann, ihre Gedanken von vorhin irgendwie ins
Reine zu schreiben. Sie notierte zuerst die Namen aller Beteiligten. Dann versuchte
sie,

Weitere Kostenlose Bücher