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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Gemeinsamkeiten zu finden. Özlem hockte sich wieder aufs Bett.
    Warum fällt mir
erst jetzt auf, dass Korin sogar drei Mal mit diesem Fall verbunden ist?, überlegte
Katinka kurze Zeit später. Sie besah sich das Gekritzel. Manfred Korin unterhält
geschäftliche Verbindungen zu Wellmann und zu Walters. Außerdem wurde sein Gärtner verstümmelt Sie sah aus dem Fenster. Ein herrlicher Frühlingstag breitete
sich vor ihren Augen aus. Keine wirklich erbauliche Vorstellung, bis zum Einbruch
der Dunkelheit in einem Hotelzimmer zu hocken.
    Wellmann hätte
sein Geschäft ohne Korin längst in den Wind schreiben können. Walters war ihm ebenso
eine große Hilfe gewesen. Und: Wellmann war verschwunden. Am Montag, dem Tag, nachdem
sie den toten Walters gefunden hatte, war Wellmann über den Schillerplatz spaziert.
Am Mittwoch hatte Hardo versucht, Wellmann zu erreichen. Da teilte er mit, bis zum
kommenden Montag abwesend zu sein.
    Wellmann war drei
Tage nach dem Mord abgereist. So what?, wie Dante fragen würde. Hätte Wellmann Walters
gefoltert und seine Leiche anschließend auf der ERBA-Insel entsorgt, wäre er dann
nicht am selben Tag abgehauen? Außerdem hatte Walters mit etlichen Maklern und Leuten
aus der Bauindustrie zu tun. Wieso sollte Wellmann den Mann umbringen, dem er einen
Großteil seines Umsatzes verdankte? Und weshalb war Korins Name auf der Liste des
Staatsanwalts gelandet?
    Sie blickte aus
dem Fenster. Diesmal einfach in das Stück Himmel über dem Theater. Seltsam, dass
sie ausgerechnet hier saß, in unmittelbarer Nachbarschaft von Wellmanns Büro. Na,
was heißt seltsam, dachte Katinka, es ist Zufall. Der hat nichts zu sagen.
    »Sprechen Sie nicht
mehr mit mir?«
    Katinka sah auf.
Özlem lag auf dem Bett, den Ellenbogen auf dem Kissen, den Kopf in ihre Hand gestützt.
    Sie hätte sich
womöglich am Riemen gerissen. Wenn sie nicht ohnehin schon sauer auf Özlem gewesen
wäre. Und wenn …, ja wenn Özlem sie nicht so dämlich provoziert hätte.
    »Mit Leuten, die
mir Lügengeschichten auftischen, habe ich nur begrenzt Lust, nett zu plaudern.«
    Özlem richtete
sich im Bett auf. »Was soll das denn heißen!«
    »Plustern Sie sich
doch nicht so auf!« Katinka war jetzt kolossal in Fahrt. Sie hasste es, sie wollte
nicht noch einen Gang höher schalten, aber es geschah einfach mit ihr. Es lag am
Schlafmangel, an der Grübelei, an dem Ärger mit dem Haus und der Wut darüber, dass
Özlem sie belogen hatte. Ausgerechnet mit einem Klischee von gewaltbereiten türkischen
Brüdern. Katinka verabscheute Klischees. »Sie haben keine Brüder, Özlem! Sie leben
bei Ihrer Mutter, die Sie entweder in diese Geschichte eingeweiht haben oder die
mittlerweile krank vor Sorge um Sie ist. Sie haben vor etwas anderem Angst. Ich
wüsste gern, wovor. Es kann für unser Konzept, das wir zu Ihrem Schutz entwickelt
haben, entscheidend sein. Wir …«
    Özlem sprang auf.
Ihre Augen sprühten Funken.
    »Sie haben von
nichts eine Ahnung! Was haben Sie denn für ein Konzept entwickelt? Sie sperren mich
in diesem Zimmer ein …«
    Katinka ging zur Tür und riss sie auf. Jetzt oder nie. Sie hatte diesen Auftrag
sowieso versaut. »Bitte, gehen Sie. Wenn ich mich allerdings richtig entsinne, haben
Sie um Schutz nachgesucht!«
    Özlem reagierte so schnell, dass Katinka nicht hinterher kam. Sie wetzte aus
dem Zimmer, ihre Turnschuhe in der Hand, und raste die Treppe hinunter. Katinka
überwand ihre Verblüffung. Sie warf die Tür ins Schloss und nahm die Verfolgung
auf.
    Die Rezeption war unbesetzt. Katinka jagte aus dem Hotel. Özlem war wie vom
Erdboden verschluckt. Über den Schillerplatz rannte niemand. Özlem musste Richtung
Schönleinsplatz gelaufen sein – oder durch das Zinkenwörth. Blitzschnell entschied
Katinka sich für die zweite Möglichkeit. Doch schnell merkte sie, dass sie viel
Glück haben musste, um Özlem einzuholen. Das Gewirr aus verwinkelten Gässchen und
engen Durchgängen machte eine Verfolgung fast unmöglich. Özlem konnte, selbst auf
Socken, ruckzuck um ein paar Ecken verschwinden.
    »Scheiße!«, schrie Katinka. Sie stand neben den Würzburger Weinstuben. Das
Lokal in der prächtigen Villa war seit Langem geschlossen. Auf dem Kanalwasser ein
paar Meter weiter glitzerten Sonnenflecken. Keuchend lehnte sie sich an die Mauer
und schnitt der Fußgängerin, die sie tadelnd ansah, eine Grimasse.
     
     
    33
     
    Jenna war glücklicherweise schon
wach.
    »Blöd gelaufen«,
sagte sie nur, als sie in der Langen Straße in

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