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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Annas »Och, ja, wenn du so lieb bist! Ich breche mir immer fast die Finger dabei.«
    Matilda verdrehte die Augen, reichte dem Jungen dann aber doch die Flasche. Er öffnete sie gekonnt mit einem dezenten Plopp und goss den Inhalt in die drei frischen Gläser, die Nicole bereits aus dem Schrank geholt hatte. Dann hob er sein Bierglas und prostete Matilda zu, wobei er ihr lächelnd in die Augen schaute: »Auf deinen Geburtstag, Matilda. Wie alt bist du noch gleich geworden?«
    »Sechzehn«, antwortete Matilda und nippte an ihrem Glas. Eigentlich verabscheute sie Prosecco, aber sie konnte hier ja nicht nur Fanta trinken, wie würde das denn aussehen, noch dazu an ihrem Geburtstag?
    »Wie heißt du?«, fragte Nicole den Jungen.
    »Christopher, man nennt mich Chris.«
    »Nicole«, sagte Nicole und kicherte.
    »Und ich bin Anna, Matildas Freundin.«
    »Matilda.« Christopher ließ sich ihren Namen auf der Zunge zergehen wie ein Karamellbonbon, wobei es fast schon an Unhöflichkeit grenzte, wie er Nicole und Anna, die ihm intensive Blicke zuwarfen, ignorierte. »Du sollst so ein Geigengenie sein.«
    »Quatsch! Wer sagt denn so was?«, unterbrach ihn Matilda, obwohl sie es sich schon denken konnte. Sie merkte, wie sie rot wurde, und ärgerte sich darüber.
    »Miguel.«
    »Er übertreibt«, wehrte Matilda ab. Oder vielleicht übertrieb auch Tante Helen maßlos, wenn sie mit ihrem unmusikalischen Sohn über Matildas Talent sprach. »Anna spielt auch Geige«, erklärte sie. »Wir haben zusammen Unterricht.«
    »Aber ich bin längst nicht so gut wie sie«, versicherte Anna. Normalerweise verschwieg Anna Jungs gegenüber, dass sie Violine spielte. Jungs fänden das unsexy, hatte sie neulich zu Matilda gesagt. Nicole dagegen spielte mehr schlecht als recht E-Gitarre, konnte aber sehr gut singen. Damit ließ sich Annas Meinung nach viel eher punkten als mit einer Violine. Matilda wiederum hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sexy oder unsexy das Geigespielen aufs andere Geschlecht wirkte.
    »Bist du sauer, weil wir in deine Geburtstagsfeier geplatzt sind?«, wurde sie nun von Christopher gefragt. »Miguel hat’s natürlich wieder nicht gerafft«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Nein, ich finde es gut, dass er euch eingeladen hat. Wir sind ja nur zu fünft, das wäre ohnehin kein Mega-Event geworden«, antwortete Matilda und erklärte etwas verlegen: »Ich… ich wohne erst seit einem Jahr hier, ich kenne noch nicht so viele Leute.«
    »Ja, ich weiß, Miguel hat’s mir erzählt. Das tut mir leid, das mit deinen Eltern. Muss furchtbar gewesen sein.« Christopher sah sie mit einer Mischung aus Anteilnahme und Neugierde an. Matilda hielt dem Blick seiner Augen nur einen Atemzug lang stand. Was für faszinierende Augen! Sie hatten eine eigentümliche helle Farbe, die an das Silbergrau eines Buchenstammes erinnerte.
    Wenn es möglich war, vermied es Matilda, neuen Bekanntschaften gegenüber vom Unfall ihrer Eltern zu sprechen. Sie wollte weder als armes Waisenkind bedauert werden noch die Leute in Verlegenheit bringen. Sie wusste inzwischen, dass kaum jemand auf unbefangene Art mit dem Thema Tod umgehen konnte. Die meisten Menschen scheuten den Kontakt zu Trauernden, als hätten diese eine ansteckende Krankheit. Diese bittere Erfahrung hatte Matilda an ihrer alten Schule machen müssen. Ihre Klassenkameraden hatten sie zwar aufrichtig bedauert, waren ihr aber gleichzeitig auch mehr oder weniger unauffällig aus dem Weg gegangen. Nicht absichtlich, sondern aus schierer Hilflosigkeit darüber, wie sie mit einem Mädchen, das gerade beide Eltern verloren hatte, umgehen sollten. Das Verhalten ihrer Mitschüler hatte Matilda den Abschied von ihrer Schule, der Nachbarschaft und ihrer Heimatstadt sogar irgendwie erleichtert. Sie war am Ende richtig froh gewesen, Kassel zu verlassen und nach Hannover umzuziehen, wo ihre Tante Helen, aber auch ihre Großeltern mütterlicherseits wohnten. Die Mutter ihres Vaters lebte in München, sonst hatte Matilda keine Verwandten.
    Verflixt noch mal, ärgerte sich Matilda nun. Was hatte Miguel, dieses Klatschmaul, seinen Freunden alles über sie erzählt? Ihre ganze Lebensgeschichte einschließlich Familiendrama? Andererseits musste er ja wohl irgendwie erklären, warum seine Cousine bei ihnen wohnte. Sie schaute hinüber zu Miguel, der am Küchenschrank lehnte und mit Juliane und dem blonden Mädchen redete. Die Blonde hatte wohl gerade etwas Witziges gesagt, alle drei lachten. Eine

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