Rosengift - Die Arena-Thriller
du haben. Los, nimm die Spritze«, hörte sie Juliane sagen.
Patrick zögerte.
»Mach schon.«
Matilda spürte, wie warmes Blut ihren Hals hinunterrann. Den Schnitt hatte sie gar nicht bemerkt. Patrick dagegen schon, er blickte erschrocken auf ihren Hals. Mit ausgestrecktem Arm kam Patrick näher und nahm die Spritze von Matildas Schoß.
»Und jetzt rein damit in deine Vene!«
»Das kann ich nicht.«
»Dann versuch es gefälligst! Mach schon, ich hab nicht ewig Zeit!«
Juliane hatte kaum ausgeredet, da schwirrte etwas über Matildas Kopf hinweg durch die Luft. Sie hörte Juliane aufschreien, das Messer fiel zu Boden. Blitzschnell hob Patrick es auf, mit drei Schritten war er bei Juliane. Matilda konnte hören, wie die beiden hinter ihrem Rücken miteinander rangen. Dann sah sie auf einmal Anna, die über den Parkplatz spurtete, verfolgt von einem älteren Mann, der immerzu schrie: »Bleib gefälligst stehen! Ich krieg noch fünfzehn Euro!«
Nun kam auch Patrick wieder in ihr Blickfeld. Er hatte Juliane die Arme auf den Rücken gedreht und presste ihren Oberkörper auf den Kofferraumdeckel des alten Opel Vectra, in dem Matilda hätte transportiert werden sollen.
Keuchend blieb Anna vor ihnen stehen. »Rufen Sie die Polizei!«, brüllte sie den Taxifahrer an, der jetzt auch den Tatort erreichte. »Sie sehen doch, dass das ein Notfall ist.«
Der Mann blickte verwirrt von Matilda im Rollstuhl zu Patrick hinüber, der noch immer Juliane auf den Kofferraumdeckel presste.
»Tun Sie, was sie sagt«, Patrick nickte dem Taxifahrer zu, während er seine ganze Kraft brauchte, um Juliane unter Kontrolle zu halten.
»Mmmmmm«, machte Matilda, die fand, dass man sie nun allmählich von ihren Fesseln befreien könnte.
»Nimm das Messer und schneide sie los«, sagte Patrick zu Anna und Juliane zischte er zu: »Du hältst jetzt lieber still. Sonst könnte es sein, dass ich mich vergesse.«
Noch während Anna mit Julianes Springmesser in gefährlicher Weise an Matildas Fesseln herumsäbelte, erschienen Petra Gerres und Daniel Rosenkranz auf dem Parkplatz. Wenig später klickten ein Paar Handschellen.
Juliane tobte und brüllte ununterbrochen, sie müsse sofort ins Krankenhaus, Patrick habe ihr eine Spritze in den Arm gestoßen.
»Ruf eine Streife«, sagte die Kommissarin ungerührt zu ihrem Kollegen.
Endlich hatte Anna Matildas rechte Hand freibekommen. Matilda riss sich den Mundschutz und das Klebeband vom Gesicht. Mit strenger Miene sah sie ihre Freundin an. »Was tust du denn hier? Warum bist du nicht beim Wettbewerb?«
»Du bist doch auch nicht da.« Anna grinste. »Und ohne dich macht es keinen Spaß.«
Lieber Patrick,
nächste Woche fängt schon die Schule wieder an und ich habe mich noch immer nicht richtig bei dir bedankt. Immerhin hast du mir das Leben gerettet. DANKE!!! Wer weiß, wie die Sache sonst ausgegangen wäre. Wahrscheinlich würde ich jetzt auf dem Grund der Leine liegen. Ich muss mich auch noch bei dir für die falsche Verdächtigung entschuldigen. Ich hatte wirklich geglaubt, dass du das alles gewesen bist, es tut mir schrecklich leid. Wenn ich bedenke, was ich dir alles unterstellt habe… und trotzdem wolltest du zu meinem Konzert kommen. Ich habe dich, so wie es aussieht, ziemlich unterschätzt. Mir geht es gut, der Schnitt am Hals war nicht tief und es ist auch keine Narbe zurückgeblieben. Meine Tante war zuerst furchtbar entsetzt, als sie von der Polizei alles erfahren hat, und wütend auf Miguel. Sie hat ihn rausgeschmissen, er musste ein paar Wochen bei meiner Großmutter wohnen. Dann hat sie sich selber die Schuld an allem gegeben und sich Vorwürfe gemacht, dass sie Miguel im letzten Jahr wohl tatsächlich ziemlich vernachlässigt hat. Inzwischen hat sie ihm verziehen, glaube ich. Na ja, wenn man es sich genau überlegt, stimmt es ja auch – sie hat ihn wirklich ein bisschen vernachlässigt in den letzten Monaten. Und wahrscheinlich ist auch was dran an der Behauptung, ich hätte mich zwischen ihn und seine Mutter gedrängelt. Aber das wollte ich nie. Ich habe mir ganz einfach nur keine Gedanken darum gemacht. Aber andererseits ist Miguel auch kein Kleinkind mehr. Warum hat er nicht mit mir geredet, statt gleich seine ganze angesammelte Wut an mir auszulassen? Das kann ich immer noch nicht verstehen. Inzwischen wohnt er wieder bei uns, aber wir gehen einander aus dem Weg. Da kommen so viele Gefühle in mir hoch, wenn ich ihn sehe: Wut, Fassungslosigkeit, aber irgendwie auch so was
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