Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einen der weißen
Monoblock-Stühle, drehte ihn in die Sonne und setzte sich. Sie
steckte sich eine Zigarette an.
    Ein
paar Minuten später tauchte eine schlanke, etwa
fünfunddreißigjährige Frau in der Terrassentür auf. Sie war mit
einer schwarzen Jeans und einer weißen Bluse bekleidet. Sie hatte
kurzgeschnittenes blondes Haar, das sich dicht an ihren schön
geformten Kopf schmiegte. Aus müden Augen schaute sie Anna forschend
an.
    «Sieht
übel aus hier, hm?», sagte sie unvermittelt.
    «Na
ja», sagte Anna, «wenn es Ihnen gutgeht dabei.»
    «Geht
es uns gut, Stefan?», fragte sie.
    Ihr
Sohn stand neben ihr, hatte einen Arm um die Hüfte seiner Mutter und
seinen Kopf an ihre Schulter gelegt. «Mir schon, Mama», sagte er.
    «Wir
kriegen's einfach nicht hin», sagte Katja Wilke. «Natürlich
haben wir wenig Geld. Aber das ist nicht der Grund. Wir kriegen's
nicht hin. Es sieht hier immer aus wie im Saustall.»
    Anna
nickte, als würde ihr das als Erklärung genügen. Katja Wilke löste
sich aus der Umarmung ihres Sohnes und strich ihm übers Haar.
«Machst du uns einen Kaffee, Schatz?», sagte sie. Stefan
lächelte, dann nickte er eifrig.
    «Ich
würde gerne mit Ihnen über Ihre Mutter reden», sagte Anna.
    Katja
Wilke nahm sich ebenfalls einen Stuhl und setzte sich Anna gegenüber.
Sie sah die junge Frau lange an. «Das habe ich mir gedacht», sagte
sie. «Ich habe mir gedacht, dass irgendwann jemand kommen und diesen
Satz sagen wird.»
    «Die
Frankfurter Polizei ermittelt in einem alten Mordfall. Sagt
Ihnen der Name Karin Rosenherz etwas? Oder Karin Niebergall?»
    Katja
Wilke schüttelte den Kopf.
    «Die
Frau ist 1966 ermordet worden.»
    «Da
war ich noch nicht einmal auf der Welt. Ich bin erst drei Jahre
später geboren.»
    «Das
heißt, Sie waren zwanzig, als Ihre Mutter ... als sie verschwunden
ist.»
    «Ja»,
sagte Katja Wilke. «Es war mein zwanzigster Geburtstag. Ich
hatte mit Freunden reingefeiert. Den Tag selbst wollte ich mit meiner
Mutter verbringen. Wir wollten abends gemeinsam essen gehen. Dann
bekam sie diesen Anruf. Ich habe sie gebeten, nicht noch einmal
wegzufahren. Sie hat gesagt: Geld.> Das sind die letzten Worte, die sie zu mir gesagt hat.
Danach habe ich sie nie wieder gesehen.»
    «Ihre
Mutter hat 1966 einem Mann im Mordfall Rosenherz ein Alibi
gegeben. Der Mann heißt Philipp Lichtenberg.»
    Auch
diesen Namen hatte Katja Wilke nie gehört.
    «Klaus-Rainer
Stickler?»
    Kopfschütteln.
    «Hubert
Ortmann?»
    «Nein.
Wer sind diese Männer?»
    «Angeblich
war Ihre Mutter in der Mordnacht mit ihnen zusammen. Jedenfalls hat
sie das der Polizei gegenüber behauptet. Es könnte sein, dass
sie nicht die Wahrheit gesagt hat.»
    Katja
Wilke hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute in den
Himmel. Sie schwieg lange. Dann schüttelte sie entschlossen den
Kopf: «Es ist zu spät», sagte sie. «Ich habe lange gehofft, dass
die Polizei etwas tut, dass sie mir Fragen über meine Mutter stellt,
dass sie anfängt, nach ihr zu suchen. Es ist nie geschehen. Meine
Mutter war eine Prostituierte, und entsprechend ist man mit dem
Fall umgegangen. Man hat es mir nicht so deutlich gesagt, aber so war
es. Ich habe gehofft, dass sie wiederkommt. Aber diese Hoffnung habe
ich schon vor langer Zeit aufgegeben. Jetzt ist es zu spät. Es
hat Jahre gedauert, bis ich mit all dem fertiggeworden bin. Aber
irgendwann hatte ich damit abgeschlossen. Meine Mutter ist tot.
Wahrscheinlich war mein zwanzigster Geburtstag ihr Todestag.»
    «Das
glauben Sie?», fragte Anna.
    «Davon
bin ich seit vielen Jahren überzeugt.»
    «Sie
wissen nicht, mit wem sie sich am Tag ihres Verschwindens treffen
wollte?»
    «Nein,
natürlich nicht. Sie hat nie mit mir über ihre ... Arbeit
gesprochen. Und ich habe nie gefragt. Sie hat Geld verdient und mir
ermöglicht, ein Studium anzufangen. Als sie weg war, war auch das
Geld weg. Ich musste sehen, wie ich mich durchschlage. Sie wollte
nicht, dass ich so leben muss wie sie. Und ich wollte es auch nicht.»
    Stefan
brachte zwei Becher mit Kaffee und gab sie den Frauen. Er wechselte
mit seiner Mutter einen liebevollen Blick, dann ging er wieder ins
Haus.
    «Sie
sind berufstätig?», fragte Anna.
    Katja
Wilke lachte. «Was man so nennt ... Ich mache hin und wieder ein
paar Übersetzungen. Viel ist dabei nicht zu verdienen. Aber Stefan
ist Epileptiker. Er braucht mich. Und wir kommen klar.»
    «Eine
Frage habe ich noch», sagte Anna. «Hat Ihre Mutter

Weitere Kostenlose Bücher