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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fragte er.
    «Ich
suche die Nummer 43 a», sagte sie. «Ich möchte zu Katja Wilke.»
    Die
Miene des Mannes verfinsterte sich. «Schlampe», sagte er.
    «Wie
bitte?», fragte Anna.
    «Die
Wilke ist eine Schlampe, hab ich gesagt, und das sag ich ihr auch ins
Gesicht. Ihre Mutter war eine Schlampe, und sie ist auch eine.»
    Anna
sah, dass dem Mann ein Eckzahn fehlte. «Und wo kann ich Frau Wilke
finden?»
    Er
steckte den Olstab zurück in den Tank, wischte seine Hände an dem
Lappen ab und ließ die Motorhaube zufallen. Dann ging er
langsam auf Anna zu. Er machte eine vage Kopfbewegung. Er grinste.
    «Hinten,
an den Garagen vorbei...», sagte er. Dann beugte er sich so
weit zu Anna herüber, dass sie seinen Atem roch. «Aber du bist doch
ein sauberes Mädel. Willst du nicht lieber mit mir einen Kaffee
trinken, statt dich mit der blöden Fotze abzugeben?»
    Anna
war zu verdutzt, um etwas zu erwidern. Sie schüttelte nur den Kopf.
Sie drehte sich um und ließ den Mann stehen. Er schickte ihr ein
hohes Keckem nach.
    Sie
durchquerte den Garagenhof und erreichte ein verrostetes
Gartentor. Von dem Grundstück dahinter war nichts zu sehen; es war
von einer hohen Ligusterhecke umgeben. Es gab weder ein Namensschild
noch eine Klingel.
    Anna
drückte die Klinke und öffnete das Tor, das sich quietschend in
seinen Angeln bewegte.

    Sie
schob ihr Fahrrad durch einen Hohlgang, der rechts und links von
Brombeerbüschen überwuchert war, die einen natürlichen Tunnel
bildeten. Ein paar Meter weiter öffnete sich ihr Blick auf einen
großen, völlig verwilderten Garten, an dessen Ende ein niedriger
Flachbau stand, eine Art kleiner, heruntergekommener Bungalow, dessen
vorgelagerte Terrasse mit Gerumpel vollgestellt war.
    Anna
lehnte das Olmo gegen eine Regentonne, die zur Hälfte mit
stinkendem, grünlichem Wasser gefüllt war. Sie stapfte durch das
tiefe Gras auf das Haus zu, blieb aber augenblicklich stehen,
als nicht weit von ihr die Stimme eines jungen Mannes zu hören war.
    «Aber
hoppla, wen haben wir denn da?», fragte die Stimme.
    Anna
stellte sich auf ihre Zehenspitzen und sah den Jungen hinter ein paar
Büschen im Schneidersitz auf einem Handtuch in der Sonne sitzen. Er
hatte eine Zeitschrift in der Hand, über deren Rand er Anna
entgegensah.
    Er
war schlank. Anna schätzte ihn auf fünfzehn, vielleicht sechzehn
Jahre. Er trug nichts außer einer Badehose und einem altmodischen
Pepita-Hut. Aus seinem Gesicht ragte eine große Nase. Seine
vollkommen unbehaarte Haut war gerötet.
    «Passen
Sie auf; Sie werden sich einen Sonnenbrand holen», sagte Anna. «Mein
Name ist Anna Buchwald. Ich möchte zu Katja Wilke.»
    Der
Junge stand auf und legte sich das Handtuch um die Schultern. Er
bewegte den Kopf, und seine Nasenspitze zeigte auf das Olmo.
«Schönes Rad!» Dann ging er auf Anna zu und streckte ihr die Hand
entgegen. «Stefan», sagte er. «Mal gucken, ob sie schon wach ist.»
    Er
schlüpfte in ein Paar Flip-Flops, raffte das Handtuch über seiner
kahlen Brust zusammen und schlurfte vor Anna her.
    «Pass
auf, dass du nicht stolperst», sagte er. «Wir sind schon länger
nicht zum Aufräumen gekommen.»
    Anna
hatte Mühe, nicht laut zu kichern. Das ganze Anwesen befand
sich in einem solchen Zustand der Verwahrlosung, dass allein die
Vorstellung, hier sei es mit «Aufräumen» getan, ebenso
rührend wie lächerlich wirkte.
    Im
Inneren des Hauses sah es nicht anders aus. Durch die Terrassentür
betraten sie einen etwa zwanzig Quadratmeter großen Raum, den Anna
aufgrund der Couchgarnitur und des riesigen Fernsehers als Wohnzimmer
identifizierte.
    Die
Teppiche waren verschmutzt und ausgefranst. An den Fenstern gab es
keine Gardinen. Überall auf dem Boden standen Kartons, in denen
sich Bücher und Zeitschriften stapelten. Die Tapeten waren mit
Stockflecken übersät und hatten sich an vielen Stellen von den
Wänden gelöst. Die wenigen
    Möbel,
die in dem Raum standen, passten nicht zueinander. Sie sahen aus, als
habe sie jemand vom Sperrmüll geholt.
    «Mama»,
rief der Junge ins Haus. «Mama, bist du schon wach?»
    Stefan
schaute sich unsicher lächelnd zu Anna um. «Schläft wahrscheinlich
noch», sagte er. Dann rief er noch einmal. «Mama, aufwachen! Du
hast Besuch!»
    «Soll
ich später nochmal wiederkommen?»
    «Nein»,
sagte der Junge, «warte einfach hier. Ich schau mal nach ihr.»
    Er
verschwand in dem unbeleuchteten Flur. Anna hörte, wie an eine Tür
geklopft wurde.
    Sie
ging nach draußen auf die Terrasse. Sie nahm

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