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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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halbverborgen zwischen den alten Tannen, das riesige Haus,
das Arne Grüter beschrieben hatte: ein moderner Bau aus Beton und
Glas, dessen Stockwerke aussahen wie drei flache Quader, die man
versetzt übereinandergestapelt hatte. Das Haus war sowohl von innen
als auch von außen beleuchtet und wirkte wie ein strahlender
Fremdkörper in der verlassenen Ländlichkeit seiner Umgebung.
Zu erreichen war es nur über einen asphaltierten Privatweg, der
rechts und links von terrassierten Wiesen umgeben war, die man mit
Schotter bestreut hatte und die nun als Parkplätze dienten.
    Anna
warf einen Blick auf die dort abgestellten Wagen, bei denen es sich
fast ausschließlich um teure Limousinen handelte: S-Klasse,
7er-BMW und Lexus waren am häufigsten vertreten. Die Lackierung
schien nur drei Töne zuzulassen: silbergrau, dunkelblau und schwarz.
Dazwischen sahen die wenigen farbigen Sportwagen aus, als hätten
sich ein paar Drag Queens unter eine Versammlung von
Ordensschwestern gemischt.
    Sie
stellte den Mazda auf einen der am weitesten vom Haus entfernten
Plätze und blieb hinterm Steuer sitzen. Als zwei Taxen auf das
Eingangstor zufuhren, stieg sie aus und ging den steilen Weg hinauf.
Sie hatte nichts dabei außer ihrem Mobiltelefon. Vom Grundstück
hörte man Musik, gedämpfte Stimmen und ab und zu ein Lachen.
    Am
Tor war ein Tisch aufgebaut, an dem zwei junge Empfangsdamen die
Einladungen der Gäste kontrollierten. Rechts und links hatten sich
im Halbschatten der hohen Hainbuchenhecke zwei Security-Männer
postiert.
    Anna
schob sich in die Gruppe der Neuankömmlinge und wartete, bis sie an
die Reihe kam. Hinter ihr stand ein graumelierter Mittfünfziger
im dunklen Anzug. Sie drehte sich um und lächelte ihn an.
    Die
kleinere der beiden Empfangsdamen begrüßte Anna. «Einen schönen
guten Abend und herzlich willkommen. Wären Sie so nett, mir
Ihre Einladung zu zeigen?»
    Anna
machte einen Schritt nach vorne. Ihr rechter Fuß knickte um. Sie
ruderte mit den Armen, wollte ihr Gleichgewicht halten, indem
sie versuchte, sich an dem kleinen Tisch festzuhalten, bekam aber nur
die Tischdecke zu fassen, die sie im Fallen herunterriss. Vor Schmerz
stöhnte sie auf. Sie saß auf dem Boden und schnappte nach Luft.
Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt. Sofort war der Graumelierte
bei ihr. Er ging in die Hocke und legte ihr eine Hand auf die
Schulter.
    «Sehr
schlimm?», fragte er.
    Anna
presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Sie rieb sich
den Knöchel.
    «Kommen
Sie, ich helfe Ihnen auf! Wir gehen ins Haus. Das Gelenk muss gekühlt
werden.»
    Anna
nickte stumm und dankbar.
    Der
Mann legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie auf die Beine. Sie
durfte sich an seinem Arm festhalten.
    Einer
der Sicherheitsleute näherte sich ihnen. Er war jung, hatte ein
vernarbtes Gesicht und ein kleines, tropfenförmiges Tattoo im
Augenwinkel. «Mein Fräulein, ich muss Sie trotzdem um Ihre
Einladung bitten!»
    Der
Graumelierte explodierte auf der Stelle: «Was fällt Ihnen ein, Sie
ungehobelter Flegel? Entschuldigen Sie sich augenblicklich bei der
Dame.»
    Das
Narbengesicht senkte den Kopf, stotterte ein paar unverständliche
Worte und verzog sich.
    Als
sie am Haus angekommen waren, ging es Anna schon wieder besser. Es
ging ihr bedeutend besser. Man bot ihr an, in einer Ecke der
Bibliothek auf der Recamiere Platz zu nehmen und ihr Bein
hochzulegen. Man brachte ihr ein Kühlkissen und ein Glas Sekt. Nein,
sonst brauchte sie nichts. Nur ein wenig Ruhe vielleicht.
    Sie
schenkte dem Graumelierten ein letztes dankbares Lächeln.
    «Dann
werde ich Sie jetzt alleine lassen», sagte er. «Aber ich hoffe
sehr, dass wir uns heute Abend noch einmal sehen. Darf ich nach Ihrem
Namen fragen?»
    «Karin»,
sagte Anna mit immer noch schwacher Stimme. «Karin Rosenherz.»
    «Caetano»,
sagte er und verneigte sich knapp. «Caetano vom Berg.»
    Heiliger
Schwanz, dachte Anna, auf was hab ich mich nur eingelassen?

    Sie
wartete, bis der Graumelierte die Tür hinter sich geschlossen
hatte. Dann nahm sie ihr Handy und wählte Marthalers Nummer.
    «Hat
Grüter sich schon gerührt?», fragte sie.
    «Ja.
Der Hessische Rundfunk wird es als Top-Meldung in den Nachrichten um
zweiundzwanzig Uhr bringen.»
    «Also
in einer halben Stunde.»
    «Ja.
Warum fragst du, Anna? Wo bist du?»
    Sie
antwortete nicht. Sie schaltete ihr Handy aus. Dann stand sie auf und
öffnete die Tür der Bibliothek. Sie schaute sich um. Das Haus
wirkte offen und hell. Niemand schien Notiz

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