Rosenherz-berbKopie
Das allerdings gefiel den Bikern überhaupt nicht. Sie
forderten den Mann auf, die Bilder zu löschen. Der Holländer
weigerte sich, und es kam zu einem heftigen Streit. Ein paar
Lkw-Fahrer kamen den Urlaubern zu Hilfe, und die Biker suchten das
Weite. Zwei Kollegen der Autobahnpolizei, die auf Routinefahrt waren,
erfuhren von dem Tumult und ließen sich die Kennzeichen der
Motorräder geben. Gegen die Biker lag zwar nichts vor, aber wegen
einer möglichen Verbindung zu dem Überfall im Stadtwald haben sie
die Kennzeichen an uns weitergegeben. Robert, kannst du mir noch
folgen?»
«Weiter,
Charlotte, weiter! Ich kann dir folgen. Dass ich die Augen
geschlossen habe, heißt nur, dass ich mich auf diesen ganzen
Wahnsinn konzentriere!»
«Gut.
Wir wollten die Halter überprüfen, aber beide waren nicht zu
erreichen. Sie arbeiten als Fitnesstrainer für dasselbe Unternehmen.
Der Laden heißt Fit
& Healthy und
gehört zu einer Kette gleichen Namens. Das sind nicht etwa
irgendwelche billigen Muckibuden, sondern sehr gepflegte
Einrichtungen. Wenn man will, kann man dort sogar auf Krankenschein
Gymnastik treiben.»
«Aber
die beiden waren nicht da?»
«Nein,
sie haben angeblich Urlaub. Aber pass auf, was jetzt kommt: Heute
Morgen schauen wir uns die Unterlagen des Unternehmens an und stellen
fest: Es gehört zum Firmenimperium von Philipp Lichtenberg.»
Marthaler
schlug so fest mit der flachen Hand auf den Tisch, dass Arthur
Sendler vor Schreck zusammenzuckte. «Na bitte! Was wollt ihr mehr?»
«Wir
haben nicht mehr gewollt; wir haben aber mehr bekommen», sagte
Charlotte. «Das Erste, was wir letzte Woche gemacht haben: Wir haben
uns die beiden Security-Leute angeschaut: ihre Familien, ihr Umfeld,
ihre Gewohnheiten.
Wir
haben erfahren, dass Thomas Dressler Rückenprobleme hatte und
regelmäßig zum Training ging.»
«Zu Fit
& Healthyl», sagte
Marthaler.
«Treffer!
Und seit zwei Stunden wissen wir, dass es dieselbe Filiale ist, in
der unsere beiden Motorradfahrer arbeiten.»
Marthaler
schaute Sendler an. Der Staatsanwalt grinste wie ein Kind unterm
Weihnachtsbaum. Er fuhr sich genüsslich mit der Zunge über die
Lippen. Es sah aus, als wolle er seinen nächsten Satz in
Geschenkpapier einwickeln und mit einer Schleife versehen, bevor er
ihn aussprach: «Herr Hauptkommissar, ich habe bereits mit dem
Ermittlungsrichter telefoniert. Wir haben einen Termin für heute
Nachmittag. Wenn es noch nicht für einen Haftbefehl reicht, dann
reicht es allemal für einen Durchsuchungsbeschluss. Alles wird gut.»
Marthaler
schaute auf die Uhr und sprang auf. «Meine Handynummer haben Sie»,
rief er Sendler zu. «Rufen Sie mich sofort an, wenn der Richter
seine Entscheidung getroffen hat!»
Die
beiden anderen sahen sich erstaunt an.
«Was
ist los, Robert? Was hast du schon wieder vor?», fragte Charlotte
von Wangenheim.
«Entschuldigt,
Leute! Ich muss los!», rief Marthaler, während er auf den Gang
lief.
Er
stürmte in sein Büro, nahm das kleine Aufnahmegerät aus der
unteren Schublade seines Schreibtischs und hatte im nächsten Moment
das Weiße Haus bereits verlassen.
Schon
als er den langgestreckten Raum des Cafes betrat, sah Marthaler
die beiden an einem der vorderen Tische sitzen. Anna hatte die
Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt und hielt ihre Tasse mit den
Händen umschlossen. Sie hatte das Haar hochgesteckt und sah
Albanelli an. Albanelli sagte etwas, worauf Anna ein kurzes, lautes
Lachen ausstieß. Erschrocken sah sie sich um, schien aber
Marthaler nicht zu bemerken. Sie verdrehte die Augen und schnitt
eine Grimasse. Nun lächelte Albanelli und strich ihr mit den
Fingerspitzen kurz über den Handrücken. «Hallo?»
Die
Bedienung hinter dem Büfett sah Marthaler belustigt an.
«Entschuldigen
Sie», erwiderte er verdattert. «Ich habe wohl geträumt.»
«Nein,
haben Sie nicht. Sie haben die junge Frau angestarrt, was ich
gut verstehen kann.»
«Ich
nehme ein Stück Nusstorte ... Oder, nein, ich nehme ein belegtes
Brötchen mit Schinken. Ohne Butter, bitte! Und einen doppelten
Espresso Macchiato.»
Als
er an ihren Tisch trat, stand Anna auf und küsste ihn auf beide
Wangen. «Robert, schön, dich zu sehen!»
«Danke
gleichfalls. Vor allem: Schön, dich lebend zu sehen. Nach
deinem gestrigen Ausflug.»
Anna
wurde blass. Sie schaute zu Boden. Dann hob sie den Kopf. «Woher ...
weißt du?»
Marthaler
antwortete nicht. Er reichte Albanelli die Hand: «Freut mich, Sie
kennenzulernen.»
«Was
haben Sie mit uns
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