Rosenherz-berbKopie
Porsche Cayenne Turbo. Nagelneu.
450 PS, Lederausstattung, Bordcomputer, elektronische Einparkhilfe,
Traktionskontrolle, Panoramadach. Nicht schlecht. Wenn nur der
Preis nicht wäre.»
«Nämlich?»,
fragte Marthaler.
Anna
verzog die Mundwinkel. «Hunderttausend ... eher mehr. Ich weiß, du
interessierst dich nicht für Autos.»
Das
große Eingangstor stand offen. Niemand versuchte, sie aufzuhalten.
Direkt vor der Haustür standen zwei Transporter mit der
Aufschrift Cucina
Scarrafone. Die
Männer der Cateringfirma schleppten Kartons aus dem Haus.
Marthaler
gab Anna ein Zeichen, dass sie vorgehen solle. In der großen
Eingangshalle blieben sie unschlüssig stehen. Aus dem Garten kamen
zwei Männer in Overalls. Sie trugen übereinandergestapelte Stühle,
durchquerten den großen Salon und gingen auf die Haustür zu.
Anna
sprach die beiden an. «Entschuldigen Sie, wir sind mit Philipp
Lichtenberg verabredet. Können Sie uns sagen, wo wir ihn finden?»
Einer
der beiden drehte den Kopf in Richtung Garten. «Keine Ahnung. Fragen
Sie mal draußen.»
Im
selben Moment hörten sie das Klappern von Absätzen. Marthaler
drehte sich als Erster um. Eine etwa fünfundvierzigjährige Frau mit
blondem Haar kam auf ihn zu. «Was soll das? Was haben Sie hier zu
suchen?», fragte sie mit schneidender Stimme.
Marthaler
klappte seinen Ausweis auf und hielt ihn in die Höhe. «Kripo
Frankfurt. Mit wem spreche ich?»
«Corinna
Draisbach. Ich leite dieses Haus. Ich darf Sie bitten, unser
Grundstück unverzüglich zu verlassen.»
«Wir
haben einen Termin bei Ihrem Chef. Melden Sie uns bitte an!»
Die
Augen der Frau wurden schmal: «Tut mir leid, das ist ausgeschlossen.
Soviel ich weiß, sind Sie erst um siebzehn Uhr verabredet.»
Marthaler
begann zu brüllen: «Spielen Sie nicht die Idiotin! Sie wissen
genau, um was es sich handelt. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!
Ihr Chef will uns sprechen. Er hat uns bestellt. Entweder ist er
bereit, uns zu empfangen, oder hier wird es in einer halben Stunde
von Polizisten wimmeln. Sagen Sie ihm das!»
Im
selben Moment klingelte das Mobiltelefon, das Corinna Draisbach
in der Hand hielt.
Sie
ging ein paar Meter beiseite. Sie sprach leise und eindringlich.
Sie nickte mehrfach. Dann kam sie zurück.
«Folgen
Sie mir! Der Chef hat Ihren Auftritt mitbekommen. Er ist bereit,
Sie auch jetzt schon zu empfangen», sagte sie leise. Sie ging an
ihnen vorbei, eilte durch den Salon, betrat den Garten und lief
- ohne sich nach ihren Gästen umzuschauen - über den Rasen auf
eine große, von wildem Wein überwachsene Pergola zu.
Sie
schlugen einen kleinen Bogen und umrundeten ein mit Sträuchern
bepflanztes Beet. Als sie auf die offene Seite der Pergola zugingen,
sahen sie einen Mann, der ihnen mit finsterem Blick entgegenschaute.
Er stand vor einem weißen Holztisch, um den vier Stühle gruppiert
waren. Auf dem Tisch ausgebreitet lagen Papiere, die der Mann jetzt
rasch zusammenraffte.
«Das
ist Ortmann», flüsterte Anna.
«Dann
können wir uns den auch gleich vorknöpfen», raunte Marthaler.
Ein
zweiter Mann lag auf einer breiten, dick gepolsterten Liege. Weil
ihnen das angewinkelte Kopfteil der Liege zugewandt war, konnten
sie nur die linke Hand des Mannes sehen, die schlaff über den grauen
Granitfliesen hing.
«Kommen
Sie, kommen Sie», sagte der Mann. «Ich kann Sie leider nicht im
Stehen empfangen.»
Marthaler
ging um die Liege herum. Als er das Gesicht des Mannes sah, erschrak
er.
Philipp
Lichtenberg hatte weder Augenbrauen noch Wimpern. Die gesamte obere
Gesichtshälfte war mit wulstigen Narben übersät. An einigen
Stellen sah die Haut aus wie versengtes Pergamentpapier, das man über
der Schädeldecke versucht hatte glattzuziehen. Sein rechtes Ohr
war nur noch zum Teil vorhanden. Obwohl er den Mund geschlossen
hatte, sah man die obere Reihe seiner Zähne. An der Stelle, wo seine
Oberlippe hätte sein müssen, gab es nur eine schmale,
längliche Narbe.
Lichtenberg
verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. «Sie sind früher
gekommen, um mich zu überraschen. Nun habe ich Sie überrascht,
nicht wahr. Sie glauben gar nicht, wie gut ich diesen
Gesichtsausdruck kenne. So wie von Ihnen werde ich von allen
angeschaut, die mich zum ersten Mal sehen. Sie können sich denken,
dass man nicht allzu viel Vergnügen daran findet, sich dieser
Reaktion immer und immer wieder auszusetzen.»
Marthaler
versuchte, seine Verunsicherung durch Routine zu überspielen. «Dann
darf ich vorschlagen, dass
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