Rosenherz-berbKopie
Was machen die da?»
Seine
Kollegin lachte: «Ich glaub's nicht. Du bist ja richtig
eifersüchtig. Wie süß!»
Der
Mann beugte seinen Kopf ein wenig nach vorne und schien Tereza etwas
ins Ohr zu flüstern. Wieder sah man sie lachen.
«Findest
du das normal?»
«Robert,
bitte! Es ist überhaupt nichts passiert. Sie scheinen sich zu
mögen. Sieht nicht übel aus, der Knabe. Kennst du ihn?»
«Nie
gesehen!»
Tereza
schlang ihre Arme um den Hals des Mannes. Die beiden sahen einander
scheinbar endlos lange in die Augen.
Marthalers
Unruhe wich einem zunehmenden Ärger. Am liebsten wäre er
ausgestiegen und hätte Tereza zur Rede gestellt. Am liebsten
hätte er dem Mann seine Faust ins Gesicht gestoßen, wie er es vor
Jahren schon einmal mit einem vermeintlichen Nebenbuhler getan
hatte. Es war, als habe ein Tier in Robert Marthaler geschlafen, das
jetzt langsam erwachte, die Müdigkeit abschüttelte und sich
erhob.
«Bleib
ruhig, Robert», ermahnte ihn Kerstin Henschel.
«Von
wegen: bleib ruhig!» Er schlug mit der Hand aufs Lenkrad. «Wie
soll ich da ruhig bleiben? Wollen die eigentlich nie mehr
aufhören? Und du findest das richtig, ja?»
«Na
ja», gab Kerstin Henschel jetzt zu, «es wirkt schon sehr ...
vertraut.»
Tereza
löste ihre Arme vom Hals des Mannes, aber nur, um gleich darauf die
Hände auf seine Wangen zu legen, seinen Kopf zu sich
herunterzuziehen und ihm einen Kuss auf den Mund zu geben.
«Verdammter
Mist, den Typen kauf ich mir», stieß Marthaler hervor.
Er
war bereits im Begriff, die Wagentür zu öffnen, als ihn Kerstin
Henschel mit aller Kraft am Oberarm packte. «Das wirst du nicht
tun. Du wirst ganz brav hier sitzen bleiben.»
Der
Griff seiner Kollegin war so fest, dass Marthaler vor Schmerz
zusammenzuckte. Gleichzeitig versuchte sie, beruhigend auf ihn
einzureden. «Bleib sitzen und atme durch, Robert.»
Tereza
hatte sich jetzt von dem jungen Mann abgewandt und den Bürgersteig
betreten. Sie lächelte. Sie war schön, und sie wirkte glücklich.
Der
Mann rief ihr etwas nach.
Im
Gehen hob sie die Hand und winkte, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Marthalers
Haut war grau. Sein Magen verkrampfte sich. Er war wütend, aber
mehr und mehr begann die Enttäuschung Oberhand zu gewinnen.
Der
Mann schloss einen der Briefkästen auf, die neben der Eingangstür
angebracht waren, nahm die Post heraus, sah noch einmal in die
Richtung, in der Tereza verschwunden war, und ging dann zurück ins
Innere des Hauses.
«Kannst
du mir sagen, was Tereza da treibt?», fragte Marthaler seine
Kollegin. «Ist das normal, ja? Machen das Frauen so?»
«Red
keinen Unsinn, Robert!», sagte Kerstin Henschel. «Frag sie! Sprich
mit Tereza!»
«Was
ist das für ein Verhalten? Das kann mir doch niemand erzählen,
dass der Typ einfach ein guter Bekannter ist, von dem ich zufällig
nichts wusste. Ich hab doch Augen im Kopf. Ich meine, wir bekommen
in ein paar Monaten ein Kind, und ...» Marthaler unterbrach sich
selbst. «Sag mal...»
«Was
ist? Was hast du?»
«Ich
dachte gerade: Und was, wenn das Kind gar nicht von mir ist?»
«Robert,
bitte, jetzt mach mal halblang!»
«Ja,
du hast recht», sagte er. «Das kann gar nicht sein.»
Ziellos
fuhr Marthaler durch die Stadt. Schließlich bog er ab auf die
Friedberger Landstraße, reihte sich ein in den Feierabendverkehr
und nahm die B3 in Richtung Bad Vilbel. Oben auf der Höhe steuerte
er den Wagen auf den kleinen Parkplatz vor dem Jüdischen
Friedhof am Berger Galgen. Als er gerade ausgestiegen war, klingelte
sein Mobiltelefon.
Er
schaute auf die Nummer und sah, dass es Tereza war. Marthaler
schaltete das Handy aus und steckte es wieder ein. Er wollte nicht
mit ihr reden. Was hätte er ihr auch sagen sollen? Und er hatte
Angst, dass sie ihn belügen würde, wenn er Fragen stellte.
Marthaler
ging an den Kofferraum und nahm seine Laufschuhe heraus. Kaum
hatte er sie angezogen, trabte er los. Nach hundert Metern merkte
er, dass er vergessen hatte, das Holster mit seiner Dienstwaffe
abzuschnallen, wollte aber nicht noch einmal umkehren. Seine
Gedanken und Gefühle spielten verrückt. Er nahm sich vor, vom
Schlimmsten auszugehen, so würde er für die Wahrheit
gewappnet sein: Tereza hatte sich neu verliebt; sie wollte sich
von ihm trennen.
Er
fragte sich nur, warum sie es ihm nicht sagte. Warum sie ihn im
Glauben ließ, zwischen ihnen sei alles in Ordnung. Vielleicht
hatte sie sich nur noch nicht getraut. Vielleicht hätte sie
ihm heute Abend, wenn er zwei
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