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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Straße vor Marthalers Haus
herumlungerten, wollte etwas sagen. Es war ein klein gewachsener
Mittdreißiger mit einem spitzen Gesicht und zurückgegelten Haaren.
Auf seinem Aufnahmegerät klebte das Logo eines privaten
Radiosenders. Sabato brachte ihn umgehend zum Schweigen. «Warten
Sie gefälligst, bis ich fertig bin, dann dürfen Sie reden, so
lange und zu wem Sie wollen. Also: Ich möchte, dass ihr Folgendes
kapiert: Ich habe nicht viele Freunde. Aber Robert Marthaler ist einer
meiner Freunde. Und ich werde nicht zulassen, dass man ihn
belästigt. Was als Belästigung gilt, lege ich fest.
Niemand wird eine Frage an ihn richten, wenn er gleich aus dem Haus
kommt, niemand wird ihn fotografieren! Und niemand wird auch nur den
Versuch unternehmen, uns zu folgen, wenn wir wegfahren. Ist das bei
allen angekommen?»
    Die
Journalisten murrten. Einige kicherten. Der Radiomann brachte
sich in Stellung. «Was soll das? Wollen Sie uns drohen?»
    Sabato
grinste: «Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen drohen will? Ich
habe Ihnen nur etwas über mich und meine Freunde erzählt.»
    «Sie
wissen genau, dass Sie unsere Arbeit nicht behindern dürfen.»
    Sabato
ging einen Schritt auf ihn zu; der Mann wich zwei Schritte zurück.
    «Sehen
Sie», brummte der Kriminaltechniker, «Ihr Körper scheint
schneller zu kapieren als Ihr Hirn. Sie plappern zwar noch dummes
Zeugs, aber Sie haben schon Angst vor mir. Das heißt: Sie sind auf
dem richtigen Weg. Sie sollten zu Ihrem Chefredakteur gehen und eine
Beförderung beantragen.»
    «Dürfen
wir ... dürfen wir das, was Sie ... was Sie eben gesagt haben ...
dürfen wir das zitieren?», fragte eine junge Zeitungsjournalistin,
die vor Aufregung begonnen hatte zu stottern.
    «Dass
ich eine Beförderung Ihres Kollegen gutheiße?» «Nein ... ich ...
ich meine, dass Sie ... dass Sie gewalttätig sind?»
    Sabato
starrte sie einen Moment lang direkt an. Dann lächelte er.
«Mein Gott, was seid ihr doch für Hasenfüße. Zitiert, was
ihr wollt. Aber ein falsches, ein verdrehtes, ein aus dem
Zusammenhang gerissenes Wort - und ich verlange eine
Gegendarstellung. Ich bin nicht gewalttätig. Ich bin sanft wie ein
Lamm, wenn man mich nicht reizt. Das dürfen Sie gerne schreiben.»
    Marthaler
kam aus der Tür und betrat den Bürgersteig. In der rechten Hand
hielt er eine Reisetasche, in der linken sein Jackett. Seine Augen
waren hinter einer Sonnenbrille verborgen. Niemand machte Anstalten,
ihn zu fotografieren. Keiner stellte eine Frage.
    Sabato
zog ein Diktaphon aus der Tasche und zeigte es in die Runde: «Hier
ist alles drauf, was eben gesprochen wurde, also versucht gar nicht
erst, mir dumm zu kommen.»
    Gemeinsam
gingen die beiden Polizisten zu Sabatos Wagen.
    «Was
hast du ihnen gesagt?», fragte Marthaler, als der Kriminaltechniker
den Motor startete. «Dass sie brav sein sollen.»
    «Und
du hast euer Gespräch wirklich aufgezeichnet?» «Quatsch. Es sind
nicht mal Batterien in dem Ding.»
    Marthaler
drehte sich um und schaute durch das Heckfenster. Die
Journalisten standen auf der Straße und sahen ihnen nach.
    «Wie
Schafe im Regen.»
    «Was?»,
fragte Sabato.
    «Sie
stehen da wie Schafe im Regen», sagte Marthaler. «Jedenfalls hätte
Tereza es so formuliert.»

    Marthaler
hatte schon öfter in dem kleinen Gästezimmer im Haus von Carlos
und Elena Sabato übernachtet. Er stellte seine Tasche aufs Bett,
nahm den Waschbeutel heraus und brachte ihn ins angrenzende
Badezimmer. Dann ließ er kaltes Wasser über seine Handflächen
laufen und benetzte sein Gesicht. Er schaute in den Spiegel und
schüttelte den Kopf. Seine Augen waren noch immer gerötet.
«Mensch, Alter», sagte er leise zu sich, «was macht die Welt nur
mit dir?»
    Er
ging nach oben und stellte sich in den Türrahmen. Froh, nicht
alleine sein zu müssen, schaute er Sabato zu. Der stand am Herd,
goss Öl in eine Pfanne und stellte sie auf die Gasflamme. Er ging
an den Kühlschrank und nahm zwei große Steaks heraus.
    «Für
mich musst du dir keine Mühe machen», sagte Marthaler, «ich
habe keinen Appetit.»
    Sabato
reagierte nicht. Er schwenkte das Fett und legte die Fleischstücke
hinein. Er nahm einen großen Laib Brot aus dem Schrank und säbelte
vier riesige Scheiben ab. Dann stellte er eine Schale mit
Tomaten auf den Tisch.
    «Alles
ein bisschen improvisiert», sagte er. «Ich werde Elena anrufen,
dass sie uns für heute Abend was Ordentliches mitbringt.»
    «Carlos,
wirklich ... beim besten Willen, ich kann jetzt nichts

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