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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schloss.

    Die
Schwester empfing ihn am Eingang zur Station. Es war dieselbe, mit
der er gestern gesprochen hatte. Er schaute auf ihr Schild und las
ihren Namen. Sie hieß Gerlinde Leutheuser.
    «Sind
Sie immer noch hier oder schon wieder?», fragte er.
    Sie
lächelte. «Schon wieder. Ich habe ein paar Stunden geschlafen. Es
ist Urlaubszeit, und wir haben zu wenig Personal. Wirarbeiten
alle mehr als sonst. Trotzdem müssen wir darauf achten, dass wir
halbwegs ausgeruht sind.»
    «Ich
wollte Sie nicht kritisieren», sagte Marthaler.
    «Ich
habe es auch nicht so verstanden. Aber wir werden uns sicher noch
häufiger sehen, deshalb möchte ich, dass Sie etwas wissen über
unsere Arbeit.»
    Marthaler
nickte. «Wie geht es ihr?»
    «Kommen
Sie, ich bringe Sie in unser Angehörigenzimmer. Dr. Schaper
wird gleich zu Ihnen kommen. Er ist unser Oberarzt und derjenige,
der Ihre Fragen am besten beantworten kann.»
    Sie
führte ihn in einen kleinen schmucklosen Raum, in dem ein Tisch und
vier Stühle standen. An der blassgrün gestrichenen Wand
hingen eine Uhr und der Werbekalender eines großen
Pharmaunternehmens. Im Papierkorb, der neben der Tür stand,
steckte ein großer, verwelkter Blumenstrauß.
    «Soll
ich Ihnen etwas zu lesen bringen?», fragte Schwester Gerlinde.
    «Nein»,
antwortete Marthaler und setzte sich auf einen der Stühle. «Ich
fürchte, ich kann mich sowieso nicht konzentrieren.»
    «Was
ist mit Ihnen? Warum kratzen Sie sich dauernd am Schlüsselbein?»
    «Nichts,
ich habe einen Ausschlag.» «Darf ich bitte mal sehen!»
    Marthaler
zögerte. Es war ihm unangenehm, sein Hemd vor der fremden Frau
aufzuknöpfen. Schließlich tat er, worum sie ihn gebeten hatte.
    Die
Schwester beugte sich kurz über ihn. Dann sah sie ihm mit strenger
Miene in die Augen. «Nein, Herr Marthaler, das ist kein einfacher
Ausschlag, das sind die Windpocken.»
    «Und
... was heißt das?»
    «Ich
kann Ihnen eine Salbe mitgeben gegen den Juckreiz. Viel mehr kann
man nicht dagegen tun. Aber Sie sollten einen Arzt aufsuchen.
Es kann sein, dass Sie hohes Fieber bekommen. Vor allem aber
heißt es, dass Sie auf keinen Fall Kontakt zu unserer Patientin
haben dürfen.»
    «Ich
darf Tereza nicht sehen?»
    «Vollkommen
ausgeschlossen! Sie ist schwanger, und die Krankheit ist
hochinfektiös.» «Aber ich ...»
    «Kein
Aber, mein Herr! Ich hole jetzt Dr. Schapen» Marthaler sah der
Schwester nach, die sich auf den leise quietschenden Sohlen ihrer
Gesundheitsschuhe entfernte.

    Der
Oberarzt trug unter seinem weißen Kittel eine Jeans und
Sportschuhe. Marthaler schätzte den Mann auf Mitte dreißig. Er sah
sportlich aus und begrüßte Marthaler mit einem festen Händedruck.
Seine Handflächen waren trocken.
    «Behalten
Sie Platz, Herr ...?»
    «Marthaler.»
    Er
versuchte im Gesicht des Arztes zu lesen.
    «Mein
Name ist Andreas Schapen Ich bin einer der Ärzte, die Frau Prohaska
betreuen. Sie sind nicht mit ihr verheiratet?»
    «Nein,
aber wir sind ein Paar. Sie können mir Auskunft geben, wir ...»
    «Deshalb
frage ich nicht. Ich wollte nur wissen, ob ich unsere Patientin
als Ihre Frau oder als Ihre Partnerin bezeichnen soll.»
    «Nennen
Sie sie meine Frau!»
    «Wie
Sie wollen.»
    «Wie
geht es Tereza?»
    Der
Arzt hob die Brauen. Er sah Marthaler prüfend an, als wolle er
herausfinden, was man ihm zumuten durfte.
    «Sie
hat einen Lungendurchschuss, der auf der rechten Seite zu einem
Pneumothorax geführt hat. Das heißt, dieser Lungenflügel steht
für die Atmung nicht mehr zur Verfügung. Außerdem hat sie sehr
viel Blut verloren, das zum Teil in die Lunge gelaufen ist. Wir
haben eine Drainage und eine Transfusion durchführen müssen.»
    Marthaler
sah den Arzt verständnislos an. Sowenig er von Medizin verstand, er
begriff doch, wie bedrohlich Terezas Zustand war.
    «Es
geht ihr nicht gut, Herr Marthaler.»
    «Aber
sie wird nicht sterben, oder? Sie wird wieder gesund?»
    Dr.
Schaper zögerte. Im selben Moment fragte sich Marthaler, wie
oft der Mann wohl in diese Situation kam, dass verzweifelte
Angehörige vor ihm saßen, ihn flehentlich ansahen und nur eines
hofften: dass er eine positive Prognose gab.
    «Wir
wissen es nicht. Dafür ist es noch zu früh. Trotzdem hat sie Glück
gehabt. Sie ist schnell versorgt worden. Aber ihre Schwangerschaft
macht es nicht leichter. Um sie zu entlasten, wird sie vorerst
unter Narkose bleiben. Aber wir müssen bei der
Medikamentierung und bei allem, was wir sonst tun, sehr vorsichtig
sein.» «Und das

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