Rosenherz-berbKopie
junge Leute
es sich offensichtlich leisten konnten, die hohen Preise der
Gemüse- und Feinkosthändler zu zahlen, die hier ihre Waren
anboten. Er kam an der Treppe vorbei, die zu dem Fischhändler im
Keller führte, dann hatte er den östlichen Ausgang erreicht.
«Weiter,
Grüter! Ich bin da. Ich bin wieder draußen.»
«Gut.»
«Was
soll ich tun?»
«Nichts!
Bleiben Sie einfach einen Moment stehen. Schauen Sie sich die
Auslagen der Buchhandlung an, oder wenn Ihnen das lieber ist,
bewundern Sie das Schaufenster des Fahrradgeschäftes.»
«Wo
sind Sie? Können Sie mich sehen? Sind Sie in der Nähe?»
«Gleich,
Marthaler. Ich will mich nur vergewissern, dass Sie keinen Anhang
mitgebracht haben ... Auf der anderen Straßenseite steht ein
dunkelroter BMW mit getönten Scheiben. Sehen Sie den?»
«Sind
Sie das? Sie dürfen da nicht stehen.»
Grüter
kicherte. «Das weiß ich. Wollen Sie mir einen Strafzettel
verpassen? Kommen Sie jetzt zügig rüber!»
Marthaler
beendete das Gespräch. Er überquerte die Straße, warf noch
einmal einen Blick auf die Passanten, dann öffnete er die
Wagentür und stieg ein.
Grüter
war einen halben Kopf kleiner als Marthaler. Mit seiner gedrungenen
Gestalt wirkte er wie ein Kirmesboxer. Er hatte eine Sonnenbrille
auf und schaute Marthaler nicht an. Nachdem er seine Zigarette
ausgedrückt hatte, steckte er sich sofort eine neue an.
«Verdammt,
Grüter, wie halten Sie es hier drin nur aus? Machen Sie wenigstens
die Fenster auf, wenn Sie schon zweihändig qualmen.»
Grüter
startete den Wagen und wendete. Fast hätte er eine Fußgängerin
angefahren. Die Frau blieb mit offenem Mund stehen, ohne etwas zu
sagen. Ein Mann, der die Szene beobachtet hatte, kam auf den
BMW zu und zeigte Grüter einen Vogel.
«Kennen
Sie Mirko?», fragte der Reporter, als sie sich auf der Berliner
Straße in den Feierabendverkehr einreihten. «Wo fahren wir hin?»,
fragte Marthaler. «Zu Mirko. Kennen Sie ihn?»
«Nein,
verdammt, und er interessiert mich auch nicht. Was soll die Nummer?
Wenn Sie etwas wissen, sagen Sie es! Wenn nicht, lassen Sie mich
aussteigen.»
Grüter
schaute weiter auf die Fahrbahn. Während er sprach, wippte die
Zigarette in seinem Mundwinkel. «Marthaler, tun Sie mir einen
Gefallen. Hören Sie auf, sich zu zieren wie eine Jungfrau vor dem
ersten Beischlaf. Geben Sie mir zwei Stunden von Ihrer im Moment
sowieso nicht sehr kostbaren Zeit, aber zicken Sie nicht dauernd
rum. Wenn Sie nach diesen zwei Stunden das Gefühl haben, dass mein
Handel Sie nicht interessiert - okay, dann fahre ich Sie zurück
zu Ihrem Wagen. Sie steigen aus, und wir beide vergessen, dass
wir miteinander gesprochen haben. Dann haben Sie nichts verloren als
diese beiden Stunden, in denen Sie sowieso nicht gewusst hätten,
was Sie tun sollen, in denen Sie sich wahrscheinlich nur wieder von
Sabato hätten streicheln lassen ...»
Grüter
warf einen kurzen Seitenblick auf Marthaler. Als er dessen Gesicht
sah, grinste er.
«Was
wissen Sie über Sabato und mich?»
Kurzes
Hüsteln. «Ich weiß, dass Sie befreundet sind. Ich weiß, dass
Carlos Sabato sich schützend vor Sie stellt. Ich weiß, dass Sie
die letzte Nacht in seinem Haus in Berkersheim verbracht haben. Und
bevor Sie mich jetzt fragen, woher ich das weiß, sage ich es Ihnen
noch einmal: Ich bin Reporter, kein beliebter, aber eben auch kein
schlechter. Es ist mein Job, so etwas zu wissen. Und noch etwas ...»
Marthaler
warf Grüter einen fragenden Blick zu.
«Was
ich Ihnen anzubieten habe, ist noch ziemlich vage. Also spielen Sie
nachher nicht gleich wieder den wilden Mann, wenn Sie meine
Geschichte hören. Andererseits ist es so vage, dass die
Wahrscheinlichkeit, eine tatsächliche Spur zu verfolgen,
ziemlich groß ist. Wenn mich meine Nase nicht trügt, haben wir den
Anfang eines Fadens, an dem wir ziehen sollten. Und diesmal ziehen
wir klugerweise beide am selben Ende.»
«Wer
ist Mirko?», fragte Marthaler.
Arne
Grüter grunzte zufrieden. Er steuerte den Wagen auf der Friedberger
Landstraße in Richtung Norden. «Sagen wir: Mirko ist ein
etwas ungewöhnlicher Gastwirt und ein begnadeter Koch. Sie werden
es gleich selbst erleben. Er stammt aus der Slowakei, seine Eltern
waren Albaner, aber er behauptet, dass er Österreicher ist. Mit
seinen Landsleuten hat er offensichtlich keine guten Erfahrungen
gemacht. Mirko hat eine reichlich bunte Vergangenheit und würde
sicher keine Lizenz bekommen, um eine offizielle Gastwirtschaft zu
betreiben. Also hat
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