Rosenherz-berbKopie
interessiert. Er erklärt sich
bereit, den Rückkauf der Gemälde in die Wege zu leiten. Er
vereinbart - natürlich rein informell - mit der Frankfurter
Staatsanwaltschaft einen Deal. Um seine feinen Mandanten zu schützen
und selbst nicht als Hehler belangt werden zu können, fordert er
umfassendes Zeugnisverweigerungsrecht und keine Ermittlungen
von Seiten der deutschen Behörden, während die Operation läuft.»
«Und
daraufhaben sich unsere Leute eingelassen?»
«Offenbar
ja. Sie haben das zwar später bestritten, aber daran gehalten haben
sie sich trotzdem.»
«Weiter!»,
sagte Marthaler. «Wie ging die Sache nun weiter?»
«Tatsächlich
scheinen Stevo und seine Leute dem Anwalt zu vertrauen. Es wird eine
Summe von fünf Millionen Mark für jeden der beiden Turner
verlangt, allerdings soll zunächst nur eines der Bilder übergeben
werden. Die Tate lässt sich darauf ein, und im Juli 2000 geht die
Sache endlich über die Bühne. Auf einer Parkbank in Bad Homburg
wird das Geld unter den Augen von Scotland Yard übergeben. Und weit
und breit ist kein einziger deutscher Polizist zu sehen.»
«Unfassbar!
Wir wussten Bescheid und haben die Sache einfach so laufen lassen?»
«Stopp!»,
sagte Sabato. «Ganz so war es nicht. Die Staatsanwaltschaft
wusste Bescheid, nicht aber die Kripo. Auch das gehörte offenbar
zum Deal, den der Anwalt mit den Frankfurter Juristen
ausgekungelt hatte: Wir durften nicht einmal informiert werden. Wir
hatten keine Ahnung, dass sechs Jahre nach dem Raub die Sache
noch immer köchelte.»
Marthaler
war aufgestanden. Er schaute aus dem Fenster und schüttelte
ungläubig den Kopf. «Und du meinst, das stimmt alles so? Du
meinst, unsere eigenen Staatsanwälte haben uns einfach
kaltgestellt?»
Sabato
zuckte mit den Schultern. «Bestätigen wird uns das niemand. Aber
genauso scheint es gelaufen zu sein.»
«Und
was wurde aus den anderen beiden Gemälden?»
«Erst
mal gar nichts. Sie blieben verschwunden. Die britischen Behörden
hatten wohl inzwischen Angst vor politischen Verwicklungen. Es
gab ein paar Reporter, die auf eigene Faust recherchierten. Und
juristisch war die Sache in England wie in Deutschland sowieso eine
äußerst zweifelhafte Angelegenheit. Also sagte man den
zweiten Kuhhandel ab. Zwar hat Sergeant Rocky gemeinsam mit einem
Privatermittler im Auftrag der Tate noch eine Zeitlang
versucht, auch den anderen Turner zurück auf die Insel zu holen,
aber die beiden kamen nicht weiter und gaben schließlich auf.»
«Endgültiges
Ende der Geschichte?», fragte Marthaler.
«No,
Compañero!», erwiderte
Sabato. «Zwei Jahre lang passiert gar nichts. Plötzlich, im Herbst
2002, erhält unser Anwalt Besuch von zwei windigen Figuren: dem
Betreiber einer Autowerkstatt in der Waldschmidtstraße und einem
Autoverkäufer aus Erlensee. Die beiden erzählen, dass Stevo ihnen
den zweiten Turner und den Caspar David Friedrich zur Aufbewahrung
überlassen habe. Jetzt seien sie beauftragt, auch diese Bilder
anzubieten. Ob das so war oder ob die beiden auf eigene Rechnung
gearbeitet haben, ist niemals geklärt worden. Aber unser Anwalt
benachrichtigt aufs Neue die Tate Gallery, und auch dieses Geschäft
geht über die Bühne. Der Anwalt bekommt den zweiten Turner und
übergibt den Hehlern in einer Pension in Erlensee zwei
Millionen Euro. Die beiden teilen sich das Geld und zischen umgehend
und unbehelligt ab nach Kuba.»
«Bleibt
noch der Caspar David Friedrich! Wie heißt das Bild übrigens?»
«Nebelschwaden. Ein
kleines Gemälde, ungefähr so groß wie ein DIN-A3-Blatt. Da die
Sache nun zweimal geklappt hat, wird auch die Kunsthalle wach. Jetzt
hätten die Hamburger ihr Bild ebenfalls gerne zurück. Erneut
kommt es zum
Kontakt
zwischen den Hehlern und dem Anwalt. Aber inzwischen stehen die
beiden offensichtlich unter Druck. Sie reisen aus Kuba an und wollen
das Gemälde so schnell wie möglich loswerden, um wieder
verschwinden zu können. Ob sie vor den Jugos oder vor den deutschen
Behörden mehr Angst haben, bleibt unklar. Jedenfalls sinkt der
Preis. Ganze 250000 Euro erhalten sie nun von dem Anwalt, der das
Geld zunächst vorstreckt. Die Ganoven tauchen unter; der Anwalt
versteckt die Nebelschwaden in
seinem Klavier und wartet auf die Zahlung des Hamburger Museums.
Dort aber ziert man sich. Man habe das Geld nun doch nicht, außerdem
sei das ganze Geschäft illegal, man verlange eine kostenfreie
Rückgabe. Man beantragt, die Räume des Anwalts zu
durchsuchen. Die Frankfurter
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