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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abzeichnete. Er
wollte, dass man Respekt vor ihm hatte. Marthaler kannte diese Pose
von vielen seiner Kollegen, vor allem von jenen, die Tag für
Tag auf den Straßen unterwegs waren und nie wussten, mit wem sie es
als Nächstes zu tun haben würden. Ihr Auftreten schüchterte
ein, und genau das sollte es auch. Das Signal, das sie aussandten,
hieß: Egal, wer mir in die Quere kommt, ich weiß mich zu wehren,
ich nehme es mit jedem auf!
    «Sie
sind Polizist?», fragte Gundlach.
    Marthaler
nickte.
    «Würden
Sie mir Ihren Ausweis zeigen?»
    Marthaler
wunderte sich über diese Bitte, zog aber seine Brieftasche hervor
und klappte sie auf. Gundlach notierte sich seinen Namen und die
Dienstnummer.
    «Ich
kann mich also darauf verlassen, dass das, was ich
    Ihnen
jetzt erzähle, aktenkundig wird. Sie gehen der Sache nach. Es wird
behandelt wie eine Anzeige.»
    «Hören
Sie, Gundlach. Sie sind ein cleveres Bürschchen. Sie wollen beim City-Express kassieren
und gleichzeitig vor dem Gesetz gut dastehen. Einigen wir uns fürs
Erste darauf, dass unser Gespräch nicht stattgefunden hat.
Wahrscheinlich wird Sie nie jemand danach fragen. Sollten Sie
dennoch irgendwann in Schwierigkeiten geraten, dürfen Sie meinen
Namen verwenden, aber nur dann. Ich versichere Ihnen, wenn irgendwas
dran ist an Ihren Informationen, werde ich der Sache nachgehen. Und
jetzt will ich endlich hören, um was es überhaupt geht.»
    Gundlach
saß auf der Bank, Arme angewinkelt wie die eines Boxers. Bevor er
anfing zu sprechen, rieb er sich ein paarmal mit dem gekrümmten
Zeigefinger übers Nasenbein.
    «Sagt
Ihnen der Name Bruno Kürten etwas?»
    Marthaler
legte die Stirn in Falten. «Kommt mir bekannt vor, aber helfen Sie
mir ...»
    «Er
wird genannt, ist nur gut eins sechzig
groß, aber ein echter Tausendsassa, jedenfalls war er das. Ein
schlauer, gebildeter Typ und ein begnadeter Techniker. Man sagte
über ihn, er könne aus einer leeren Zahnpastatube ein
Transistorradio basteln. Er stand in dem Ruf, der Fachmann
für Alarmanlagen zu sein. Schon Ende der fünfziger Jahre hatte er
auf dem Sandweg ein Antiquitätengeschäft. Dort betrieb er im
Hinterzimmer einen florierenden Handel mit gestohlenen Bildern,
Teppichen und Juwelen. Der Laden galt als Zentrale für das gesamte
Rhein-Main-Gebiet. Er machte den Ganoven gute Preise und hatte für
alles seine Abnehmer. Eigentlich war der kleine Bruno zu
gutmütig für das Milieu, in dem er sich bewegte. Und er hat sich
immer wieder erwischen lassen. Ich weiß nicht, wie oft er in den
letzten Jahren bei uns in Butzbach gesessen hat.»
    «Ja»,
sagte Marthaler, «jetzt erinnere ich mich. Es gab den ein oder
anderen Kollegen, der von ihm erzählt hat. Er galt als sehr
umgänglicher Mensch.»
    «Das
ist er auch. Er war ein echt zäher Hund, aber immer freundlich,
lustig, hatte gute Geschichten drauf. Im Knast hat er die
Kunstgruppe geleitet und einen Elektronikkurs angeboten. Er war
unter den Gefangenen derjenige, mit dem ich am besten auskam. Wir
hatten uns sogar ein bisschen angefreundet. Allerdings ist die
Haft nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er hustet ständig; sein
Haar ist weiß, seine Haut grau geworden. Er sieht aus, als würde
er immer weiter schrumpfen. Vor vier Monaten ist er entlassen
worden, seitdem hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Aber gestern ist
er mir zufällig über den Weg gelaufen ...»
    Mirko
hatte sich genähert. Ein paar Meter entfernt blieb er stehen und
trocknete seine Hände an der Schürze ab. «Wollt ihr vielleicht
noch schön wasn Bierchen? Kleinen Slivovitz?»
    Marthaler
entschied für die beiden anderen mit: «Nein, keinen Alkohol mehr.
Bringen Sie ... bring uns eine große Flasche Wasser! Und ... Mirko,
das Essen ... war ganz vorzüglich.» Mirko zwinkerte, dann
schüttelte er den Kopf. Seine Augen leuchteten kurz auf.
    «Ich
hatte Frühdienst», fuhr Gundlach fort. «Bin mittags von Butzbach
mit dem Zug nach Frankfurt gefahren und hab mir unten im
Hauptbahnhof einen Schoppen gegönnt. Plötzlich sah ich den
kleinen Bruno durch die B-Ebene schleichen. Er sah ziemlich
abgerissen aus, war wahnsinnig nervös und hat sich dauernd
umgeschaut. Als er vorbeikam, hab ich von innen an die Scheibe
geklopft. Er ist regelrecht zusammengezuckt vor Schreck. Ich hab ihm
gewinkt, dass er reinkommen soll. Aber er wollte nicht. Also bin ich
raus und hab ihn überredet, mit mir ein Gläschen zu trinken. Ich
hab ihn gefragt, was er macht, wovon er lebt; wir haben über

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